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Kaltherzig

Titel: Kaltherzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag Fred Kinzel
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von ihr. Sie weigerte sich plötzlich, gegen ihn auszusagen.«
    »Er hat sie ausbezahlt«, sagte Weiss.
    »Ich nehme es an.«
    »Das ist zwanzig Jahre her.«
    »Tiger wechseln ihre Streifen nicht«, sagte Landry. »Vor allem nicht, wenn sie einmal ungestraft davongekommen sind.«
    »Und in all diesen Jahren ist er nur nicht erwischt worden?«
    »Wer weiß? Vielleicht hat er angefangen, für gewalttätigen Sex zu bezahlen. Vielleicht prügelt er seine Frau durch, und es bleibt in der Familie. Ich weiß es nicht«, sagte Landry. »Aber er benimmt sich auf alle Fälle, als hätte er etwas zu verbergen. Und ich habe ein Foto gesehen, auf dem er in der Nacht ihres Verschwindens neben Irina Markova saß.«
    »Ich mag keinen von diesen Typen«, sagte Weiss. »Ich glaube, die lügen, wenn sie den Mund aufmachen. Und sie laufen mit dieser wahnsinnigen Anspruchshaltung herum. Als würde ihre Scheiße nicht stinken. Man sollte sie alle ins Gefängnis stecken, einfach weil sie Arschlöcher sind. Da würden sie dann mal sehen, worauf sie dort Anspruch haben.«

    Weiss fuhr los, um die Probe ins Labor zu bringen. Landry folgte ihm, aber er ging ins Büro des Mord/Raub-Dezernats. An seinem Schreibtisch - wie die anderen im Raum ein hässliches, braunes Lehrerpult aus den Sechzigern - setzte er seine Lesebrille auf und schaltete den Computer an.
    Er holte sich die archivierten Zeitungsartikel über Bennett Walkers Verhaftung und den Prozess auf den Schirm und ging sie noch einmal durch. Als er den ganzen Dreck vorhin ausgegraben hatte, war seine Reaktion auf die Tatsache, dass er es nicht von Elena erfahren hatte, sehr heftig gewesen. Er wusste nicht recht, wie er seine Gefühle bezeichnen sollte - Zorn, Kränkung vielleicht. Es gefiel ihm nicht, aus ihrem Leben ausgeschlossen zu werden.
    Komischerweise hatten sie beide nicht viel über ihr Leben vor ihrer Beziehung miteinander gesprochen. Es hatte ihn nie gestört. Er hatte im Grunde überhaupt nicht darüber nachgedacht. Welchen Sinn hatte es, über Dinge zu reden, die zwanzig, dreißig Jahre zurücklagen?
    Jetzt kam es ihm vor, als wäre sie absichtlich so verschlossen gewesen.
    Erst reagieren, dann denken. Sie hatte jedes Recht, wütend auf ihn zu sein. Er hatte sich wie ein Trottel benommen.
    Er ging zu den Artikeln über Bennett Walker zurück, versuchte, zwischen den Zeilen zu lesen.
    Landry hatte damals noch nicht in Florida gelebt. Hin und wieder hatte er in einer Nachrichtensendung etwas über den Fall aufgeschnappt, aber nichts davon behalten. Die Beschäftigung mit den Einzelheiten des Falls hatte nun einige Überraschungen zutage gefördert, nicht die geringste
davon war, dass Elena zu jener Zeit mit Bennett Walker verlobt gewesen war.
    Bennetts Verteidiger war Edward Estes gewesen, Elenas Vater. Ein Mann, der dafür bekannt war, dass er Jurys verwirrte, indem er Fakten verdrehte und von der eigentlichen Sache ablenkte, um seine Klienten freizubekommen, egal wie schuldig sie von Rechts wegen sein mochten.
    In Walkers Fall hatte Estes die bewährte Strategie eingeschlagen, dem Opfer die Schuld zu geben. Das Mädchen hatte Geschlechtsverkehr mit vielen Männern, liebte harten Sex, hatte mit siebzehn eine Abtreibung gehabt. Sie hatte Bennett Walker verführt. Sie hatte es darauf angelegt. Sie hatte ihn nur angezeigt, weil sie wollte, dass er sie kaufte.
    Landry betrachtete das Bild des Opfers, das zwei Tage nach dem Angriff im Krankenhaus aufgenommen worden war. Das Mädchen sah aus, als wäre es von einem Lastwagen überrollt worden. Niemand legte es darauf an, so verprügelt zu werden. Die Kleine war ein echtes Opfer.
    Er konnte sich nur vorstellen, wie Elena auf die Strategie ihres Vaters reagiert hatte. Sie war ein Mensch, der an Gerechtigkeit glaubte. Ihr Vater glaubte an Gewinnen.
    Elena hatte für die Anklage gegen ihren vormaligen Verlobten ausgesagt, was den lieben Daddy sicherlich entzückt hatte. Die eigene Tochter sabotierte seinen aufsehenerregenden Fall, indem sie das Alibi des Angeklagten erschütterte, wonach er zur Zeit des Angriffs bei Elena gewesen war.
    Danach waren der Presse Geschichten zugespielt worden: Elena sei nichts weiter als eine verschmähte Frau, die auf Rache sann; sie habe eine bunte Vergangenheit als Partygirl; sie sei möglicherweise geistig nicht ganz stabil.

    Landry brauchte nicht zu überlegen, woher diese Geschichten stammten. Sie waren aus dem Lager von Bennett Walker gekommen, und der Chefstratege in Walkers Lager war Edward Estes

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