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Kaltherzig

Titel: Kaltherzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag Fred Kinzel
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verliert. Das bleibt unter uns Männern, zwinker, zwinker …
    Der Akneschlaks kam zurückgeschlendert, arglos. Er warf einen Blick auf das Bild.
    »Hey, die kenn ich«, sagte er. »Sie ist so was von scharf!«
    »Du hast sie hier gesehen?«, fragte ich.
    »Ja. Sie kommt viel hierher.«
    »Mit irgendwem oder allein?«
    »Mit anderen Mädchen.«
    »Hast du sie je mit einem Mann gesehen?«
    »Klar.«
    »Mit wem?«
    »Ich weiß nicht.«
    Ich hätte gern in sein Hirn gelangt und die Information herausgezogen.

    »Versuchen wir es so herum«, schlug ich vor. »Ist es immer derselbe Mann, oder sind es verschiedene?«
    »Verschiedene.«
    »Jünger? Älter?«
    »Älter. Alte reiche Typen.«
    »Wenn ich ein paar Fotos vorbeibringen würde, denkst du, du würdest sie erkennen?«
    »Ich weiß nicht...«
    Selbst ich kann nur eine gewisse Zeit lang gegen eine Ziegelwand laufen.
    »Hast du ein Handy, auf dem ich dich erreichen kann?«
    »Ja.«
    Ich holte ein kleines Notizbuch aus meiner Tasche. »Wie ist deine Nummer?«
    Er leierte sie herunter. Ich dankte ihm, ging in den Club und dachte, dass ich mir jetzt einen Drink verdient hatte.
    Der hinreißende Kayne Jackson war wieder hinter der Bar, ein Augenschmaus in seinem bemalten, schwarzen T-Shirt. Als er einen Cosmo zubereitete, den die Bedienung anschließend wegtrug, sah man seinen Bizeps spielen.
    »Nun, Kayne Jackson«, sagte ich und setzte mich auf einen Hocker. »Welche Ziele haben Sie im Leben?«
    Er sah mich an und lächelte. »Wodka Tonic, großer Spritzer Zitrone?«
    Ich schenkte ihm ein Lächeln. »Nichts ist so wertvoll oder so gefährlich wie ein Barkeeper mit einem guten Gedächtnis.«
    Er lachte, während er Eis in ein großes Glas löffelte. »Ich bin nicht gefährlich. Wo haben Sie die Lippe her?«
    »Die gab’s bei Wal-Mart im Sonderangebot. Sieht aus wie echt, oder?«

    »Sieht aus, als würde es wehtun.«
    »Nichts, was ein kleiner Wodka nicht heilen könnte.«
    »Die Geschichte hab ich schon mal gehört.«
    »Alle Leute schütten ihrem Barkeeper das Herz aus. Angesichts der Szene hier haben Sie wahrscheinlich Geschichten auf Lager, dass dem Durchschnittsmenschen die Augen aus dem Kopf fallen würden.«
    »Ich bin wertvoll, weil ich diskret bin«, sagte er und goss den Wodka ein. »Sonst hätte ich diesen Job hier nicht.«
    »Hm...« Ich fragte mich, ob er einen Maserati fuhr. Erpressung konnte ein einträglicher kleiner Nebenjob sein. »Manche Ihrer Gäste wissen Ihre Diskretion sicher genügend zu schätzen, um Ihnen ein bisschen was zusätzlich zukommen zu lassen.«
    »Ich habe einige großzügige Gäste«, sagte er beiläufig.
    Er stellte den Drink vor mich hin und ging ans andere Ende der Bar, um eine Bestellung entgegenzunehmen. Ich schaute zu, wie er ein paar Bierflaschen öffnete.
    »Zurück zu meiner Eingangsfrage«, sagte ich, als er wiederkam. »Was wollen Sie werden, wenn Sie groß sind, Kayne?«
    Er zuckte die Achseln und spülte ein paar Gläser aus. »Das hier, weiter nichts.«
    »Sie wollen Barkeeper bleiben?«
    »Finden Sie daran etwas nicht in Ordnung?«
    »Nein, aber es überrascht mich trotzdem«, gestand ich. »Sie sind ein junger, extrem gut aussehender und charmanter Mann. Sie könnten ein Model sein oder Schauspieler. Nichts gegen Ihren Beruf, aber ich bezweifle, dass Ihre Trinkgelder Sie in dieselbe Steuerklasse wie ein Ralph-Lauren-Model aufsteigen lassen.«

    »Was das angeht, müssten Sie Juan Barbaro fragen«, sagte er. »Mir geht es prima.«
    »Sie sind nicht insgeheim ein angehender Polostar? Ein Spion? Ein sündteurer Gigolo?«
    Er lachte, und überall im Raum setzten Frauenherzen einen Schlag aus. »Wieso fragen Sie?«
    Ich lachte. »Ich bin nicht auf Ärger aus, aber in Palm Beach wären Sie Ihr Gewicht in Gold wert.«
    Er tat, als würde ihn schaudern. »So dringend brauche ich das Geld wirklich nicht. Und ich bevorzuge Frauen unterhalb des Pensionsalters.«
    Und wer konnte es ihm verübeln? Das Durchschnittsalter auf der Insel stieg stetig an. Schönheitschirurgie war eine Wachstumsbranche.
    »Dann ziehen Sie die Grenze eben an der Schlafzimmertür«, sagte ich. »Haben Sie eine Ahnung, was man als Escort während der Saison verdienen kann?«
    »Ich habe aber auch keine Lust, alte Damen auf Wohltätigkeitsbälle zu begleiten«, sagte er. »Mir gefällt, was ich tue, die Leute, die ich kennenlerne. Es macht Spaß.«
    »Sie schließen viele Freundschaften hier.«
    »Ja.«
    Die Bedienung kam vorbei und gab ihm eine Bestellung.

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