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Kaltherzig

Titel: Kaltherzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag Fred Kinzel
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sie umgebracht haben?«, fragte Walker, gekränkt, aber nicht in der Lage, Barbaros Blick
standzuhalten. »Sie war eine Fotze. Na und? Sie konnte das Weiße vom Reis lutschen, das war alles, was mich interessiert hat. Es war alles, was dich interessiert hat.«
    »Ich war nicht bei ihr«, sagte Barbaro. »Du hast sie genommen, und ich bin gegangen. Weißt du noch?«
    Walkers Augen wurden schmal. »Nein, das weiß ich nicht. Du warst dabei. Ich habe dich gesehen. Alle haben dich gesehen. Hast du jemanden, der sagen kann, dass du nicht dabei warst?«
    Barbaro ging nicht darauf ein. »Wer hat sie dann getötet? Alle anderen waren inzwischen fort.«
    »Himmel, wenn ich das wüsste«, sagte Walker.
    »Wieso kannst du mir dabei nicht in die Augen sehen, mein Freund?«
    Walker antwortete nicht.
    »Wenn du nicht weißt, wer sie getötet hat«, sagte Barbaro, »dann vielleicht, weil du nicht mehr weißt, was du getan hast. Du warst als Letzter bei ihr, dann war sie tot. Vielleicht weißt du nicht, dass du es nicht warst. Vielleicht glaubst du, du warst es. Vielleicht warst du es tatsächlich.«
    Bennett Walker sah ihn noch immer nicht an.
    »Hast du sie beim Geschlechtsverkehr gewürgt?«, fragte Barbaro. »Das ist ein gefährliches Spiel, und ich weiß, dass du es gern spielst. Du warst wütend. Du bist immer wütend bei Frauen. Du wirst gern grob...«
    »Sie mochte es ebenfalls...«
    »Woher weißt du, dass du sie nicht getötet hast?«
    Die Zeit schien fast stehen zu bleiben.
    Schließlich sah ihn Walker an. Seine Augen waren kalt und ausdruckslos wie die eines Hais.

    »Was macht es für einen Unterschied?«, sagte er. »Das Mädchen ist tot. Ich kann es nicht mehr ändern. Und ich werde nicht ins Gefängnis gehen dafür.«
    Er wendete sein Pferd und ließ Barbaro allein auf dem Spielfeld zurück.

40
    Ich schlüpfte in Lisbeths Appartement und schloss leise die Tür hinter mir.
    »Lisbeth?«
    Keine Antwort. Was bedeutete, dass ich ihre Privatsphäre ungestört verletzen konnte.
    Ich war nicht auf der Suche nach etwas Bestimmtem. Die Arbeit als Polizistin hatte mich gelehrt, dass man leicht Dinge übersah, die sich später als wichtig erweisen konnten, wenn man seinen Blickwinkel zu stark einengte. Gerade für einen Detective im Drogendezernat war das besonders wichtig gewesen - die Fähigkeit, jede Einzelheit in meiner Umgebung aufzunehmen, alles auf einen Blick zu erfassen, wie unwichtig es scheinen mochte. Diese Fähigkeit hatte mir mehr als einmal das Leben gerettet und oft dazu beigetragen, einen Fall zu lösen.
    Lisbeth besaß die üblichen Modehefte, dazu eine Reihe von Polozeitschriften - Barbaro auf dem Titelbild von Sidelines - und ein paar Boulevardblätter. Sie trank viel Cola light, hatte einen Vorrat an hart gekochten Eiern und aß eine Menge Thunfisch. Im Eisschrank stand eine Flasche Wodka.

    Ich hätte Lisbeth nicht für eine Wodkatrinkerin gehalten. Ich stellte sie mir eher mit einer Piña Colada vor, einer Margarita, irgendeinem süßen, bunten Drink mit einem niedlichen Namen.
    Allerdings war Irina ihre Freundin gewesen. Irina konnte Wodka in sich hineinschütten wie ein russischer Hafenarbeiter. Vielleicht war der Wodka für sie gewesen.
    Wie so viele Leute hatte Lisbeth eine Sammlung von Fotos an der Kühlschranktür kleben. Ein Großteil davon sah genauso aus wie die in Irinas Computer und Digitalkamera. Fotos von Partys, von Polospielen, aus Clubs. Freundinnen, Polospieler, mehrere von Barbaro, gesellschaftliche Größen - Brodys Clique.
    Nur ein paar Fotos von Lisbeth selbst. Eins in Shorts und T-Shirt, ein Schnappschuss, auf dem sie sich mit einem Gewirr von Zügeln an ein Polopferd klammert. Ein Bild von ihr im kleinen Schwarzen mit Dior-Sonnenbrille, auf dem sie sehr glamourös aussah.
    Es gab dasselbe Bild von Lisbeth und Irina nebeneinander auf der Poolliege, das sich auch in Irinas Kamera befunden hatte. Und ein weiteres von den beiden auf einer Party in offenen Autos.
    Auf mehreren Bildern war nur Irina zu sehen. Irina im Profil, im Gespräch mit jemandem außerhalb des Bildausschnitts. Irina mit einem Glas Wein an einem Bistrotisch. Irina auf dem Schoß eines Mannes, dessen Gesicht von einem anderen Foto überdeckt wurde. Ich klappte die Ecke um. Bennett Walker. Ich klappte die Ecke zurück.
    Ich blieb einen Moment vor dem Kühlschrank stehen und überlegte. So wie Irina ein paar Bilder zu viel von Bennett gehabt hatte, hatte Lisbeth ein paar zu viel von Irina.

    »

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