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Kaltherzig

Titel: Kaltherzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag Fred Kinzel
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ich.
    »Ich habe ihr nichts getan!«, schrie er.
    »Ja, jefe ? Was meinen Sie, wem die Polizei glauben wird, mir oder Ihnen?«
    Der nervöse Typ hatte sich unterdessen der linken Seite von Lisbeth genähert. Der Boss machte einen Schritt in die andere Richtung.
    Ich griff hinter mich und legte die Hand um den Kolben meiner Waffe.
    »Zurück!«, rief ich dem Kerl zu, der sich Lisbeth näherte, zog die Waffe und richtete sie auf sein Gesicht. Er riss die Augen auf.
    Aus dem Augenwinkel sah ich, wie sein Boss auf mich zukam. Ohne Lisbeth loszulassen, holte ich aus und schlug ihm die Waffe mit der Rückhand ins Gesicht. Er fiel auf die Knie und legte die Hand an den Wangenknochen, wo ich ihn getroffen hatte.
    Der Nervöse rannte weg, als ich mich wieder in seine Richtung drehte. Wahrscheinlich Verstärkung holen.
    Ich riss die Wagentür auf und schob Lisbeth auf den Beifahrersitz, dann lief ich zur Fahrerseite, stieg ein und startete den Motor.
    Staub wirbelte auf, und Kiesel spritzten, als ich den BMW schlingernd um die Scheune herumsteuerte. Ein Pferd, das am Zügel in meine Richtung geführt wurde, bäumte sich auf, schlug nach dem Pferdepfleger aus und schoss davon. Der Mann rief mir wüste Beschimpfungen nach, als ich an ihm vorbeiraste.
    Mit quietschenden Reifen bog ich von der Zufahrt auf die Straße und trat das Gaspedal durch. Ich brauste so
schnell an dem weißen Escalade vorbei, der mir entgegenkam, dass mir Jim Brodys Gesicht in dem Wagen erst eine halbe Meile später zu Bewusstsein kam.

41
    Ich hasse Krankenhäuser. Und ganz besonders hasse ich Notaufnahmen. Nie glaubt dir dort jemand, dass es sich bei deinem Problem um einen Notfall handelt. Sie glauben dir die Geschichte nicht, wie es zu all dem gekommen ist. Sie glauben dir nicht, dass du tatsächlich sterben könntest, es sei denn, du hast eine sichtbare Schusswunde, blutest aus einer Hauptschlagader, oder dein halbes Gehirn liegt frei.
    Zwei der drei Umstände hatten bei mir zugetroffen, als ich per Sanka in die Notaufnahme geschafft wurde, nachdem mich der Drogendealer Billy Golam unter seinem Geländewagen über den Asphalt geschleift hatte. Es war das einzige Mal, dass man mich nicht in ein Zimmer abgeschoben und stundenlang vergessen hatte, um mich später zu behandeln, als wäre ich ein lästiger Hypochonder.
    Lisbeth hatte nichts von den großen drei. Sie steckten sie in eine Art Abstellkammer, in das ein Bett gezwängt war, zusammen mit einer Menge nicht benötigter Ausrüstung. Sie kauerte in ihrem Bademantel auf dem Bett. Ich lief hin und her und kaute auf einem eingerissenen Fingernagel.
    »Wieso legst du dich nicht hin, Lisbeth?«, schlug ich vor. »Versuch, ein wenig zu schlafen. Wenn der Detective
kommt, wird er dir eine Menge Fragen stellen. Du wirst sie beantworten müssen.«
    Ich hatte sie dazu gebracht, mir wenigstens einen Teil der Geschichte zu erzählen, während wir warteten. Jemand - sie wusste nicht wer - hatte ihr einen Sack über den Kopf gestülpt, sie gewürgt und dann in die Wildnis hinausgeschleift und ihr den Kopf in einen Sumpf getaucht, bis sie beinahe ertrunken wäre.
    So etwas passierte Leuten bei ihr daheim in Michigan garantiert nie. Die Kleine war so traumatisiert, wie ich es nur je gesehen hatte.
    Ein Mädchen in einem Kittel kam herein, sah mich an, als wäre ich ein Stück überreifer Käse, und fühlte Lisbeths Puls, ohne auch nur Hallo zu sagen.
    »Verzeihung, wer sind Sie?«, fragte ich.
    Sie warf mir einen bösen Blick zu.
    »Eine Schwester? Eine Ärztin?«, sagte ich. »Eine Zwölfjährige, die Verkleiden spielt?«
    »Ich bin Dr. Westral«, fuhr sie mich an.
    »Natürlich. Und ich hätte es auf telepathischem Wege allein herausfinden müssen. Sind Sie eine echte Ärztin«, fuhr ich fort, »oder werden Sie abends noch von Ihrem Papa abgeholt, wenn Sie hier fertig sind?«
    »Ich bin Assistenzärztin im ersten Jahr«, sagte sie, als würde sie das über Pöbel wie mich erheben.
    »Die richtige Antwort lautet also B: keine echte Ärztin.«
    Sie neigte Lisbeths Kopf nach hinten und leuchtete mit ihrer Lampe in eins der blutunterlaufenen Augen des Mädchens.
    »Das ist Lisbeth Perkins«, sagte ich. »Sie ist ein Mensch.«

    Ein Schlangenblick. »Bitte seien Sie still.«
    Sie hörte Lisbeths Brust mit ihrem Stethoskop ab, während Lisbeth hustete und keuchte.
    »Jemand hat versucht, sie zu ertränken«, sagte ich.
    Der Blick wieder. »Kann sie sprechen?«
    »Warum fragen Sie sie nicht? Sie hat ein Gehirn und eine

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