Kaltherzig
ha. Ich geh dann mal lieber und stelle mich der Pressemeute«, sagte Landry. »Das wird ein langer, übler Tag.«
»Mein Büro hat heute Morgen bereits ein halbes Dutzend Anrufe von den Medien erhalten, und noch mal ein halbes Dutzend von den Mächten, die mir vorschreiben wollen, nicht mit der Presse zu reden. Bei Ihren heißen
Kandidaten handelt es sich wohl nicht um die üblichen Verdächtigen, oder?«
»Nicht mal im weitesten Sinne. Stinkreiche, gesellschaftlich hoch stehende Kotzbrocken.«
»Aaah... ein handfester, saftiger Palm-Beach-Skandal«, sagte Gitan mit gespielter Aufregung.
»Ja, und einer, wie Sie noch keinen gesehen haben.«
»Tja, dann habe ich hier noch ein kleines Bonbon für Sie, was Skandale, Schmutz und Motiv angeht: Ihr Opfer war schwanger.«
»Verdammt«, flüsterte Landry. Die Rechnung der Lundren Clinic zu entschlüsseln, konnte er sich also sparen.
»Die Bluttests haben es ergeben«, sagte Gitan. »Der Alligator hatte so viel Schaden in ihrem Unterleib angerichtet, dass ich es bei der Untersuchung nicht feststellen konnte.«
»Lassen Sie uns das vorläufig für uns behalten«, sagte Landry. »Ich kann immer noch mit dem DNA-Test drohen.«
»Von mir erfährt niemand ein Wort.«
Landry dankte ihr und ging in die Sonne hinaus. Es war heiß. Er knöpfte die Ärmel auf und rollte sie hoch, während er quer über den Parkplatz zum Justizgebäude ging.
Aus der Ferne sah er die Fahrzeuge der Nachrichtensender und die Reporter, die sich auf verschiedene Stellen mit gutem Hintergrund verteilten. Der Skandal war jetzt offiziell. Irgendwer hatte herausgefunden oder weitererzählt, wer die Verdächtigen im Mordfall Irina Markova sein könnten. Es gab im Augenblick keinen anderen großen Fall, der so viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen hätte.
Landry machte einen Umweg und ging zu seinem Wagen, der so weit entfernt stand, dass niemand auf ihn achtete. Er stieß aus seiner Parklücke und fuhr langsam ein Stück auf das Gebäude zu, um einen besseren Blick zu haben. Während er im Wagen saß, rollte eine schwarze Limousine mit Fahrer und einem Mann auf dem Rücksitz vorbei. Auf dem Nummernschild stand: ESTES ESQ.
Edward Estes. Elenas Vater.
Der berühmte Anwalt war eingetroffen. Jetzt konnte die Show beginnen.
Landrys Handy läutete.
»Landry.«
»Weiss. Wir haben Irina Markovas Wagen gefunden.«
Die Show würde mit einem Zuschauer weniger weitergehen, dachte Landry, als er links abbog und das Gelände verließ. Er hatte Wichtigeres zu tun, als Edward Estes quasseln zu hören - zum Beispiel beweisen, dass Estes’ Klient ein Mörder war.
»Der Typ ist ein Deputy«, erklärte Weiss, als Landry ausstieg. »Er arbeitet hier nebenbei als Wachmann. Deshalb kannte er die Fahndungsmeldung für den Wagen, und da steht er.«
»Hast du die Spurensicherung angerufen?«
»Ist unterwegs.«
Irina Markovas Wagen war ein sportlicher kleiner VW Jetta. Die Fenster waren geschlossen. Er stand inmitten von ein paar Hundert anderer Autos auf dem Parkplatz des Einkaufszentrums Wellington Green.
»Gibt es hier draußen Kameras?«, fragte Landry und sah zu den Lichtmasten hinauf.
»Nein.«
»Na gut. Hast du in das Fahrzeug geschaut?«
»Durch die Fenster«, sagte Weiss. »Ich habe nichts angerührt. Es gibt keine sichtbaren Spuren von Blut oder sonst etwas. Auf den Bodenmatten sind Sand und Erde. Und ein halber Fußabdruck. Er ist schwach, aber er ist da.«
»Ja, ich sehe ihn«, sagte Landry. »Sorg dafür, dass ein Foto davon gemacht wird, bevor jemand die Matte anrührt.«
»Was glaubst du, wie groß die Chance ist, dass uns der Kerl Abdrücke hinterlassen hat?«
»Gering bis gleich null, falls es einer aus Brodys Clique war. Die Typen sind schlau genug, alles abzuwischen. Vielleicht bekommen wir ein paar Kopfhaare. Besser als nichts. Ich wünschte wirklich, sie hätten Kameras hier draußen, verdammt noch mal.«
39
Die Hufe der beiden rennenden Pferde trampelten über das Gras. Sie hielten einen Abstand von rund zehn Metern zueinander und gingen abwechselnd ein Stück in Führung, während die Männer den Ball schlugen und ihm nachjagten.
Barbaro schwang seinen Schläger mit einer beiläufigen Leichtigkeit, die nichts von der Kraft verriet, die dahintersteckte. Sein Vorhandschlag landete bei Bennett Walker, der Winkel und Entfernung falsch einschätzte. Er riss sein Pferd zurück und verdrehte sich im Sattel, um einen linkischen
Schlag hinter dem Pferd herumzuführen, der im Aus
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