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Kammerdiener gesucht

Kammerdiener gesucht

Titel: Kammerdiener gesucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friede Birkner
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kann.«
    »Was machen Sie dann mit der Stadtwohnung?«
    »Das erledigt unsere Tante für uns. Sie bewohnt ein kleines Häuschen am Rande Münchens und nimmt sich unserer Sachen in der Zwischenzeit an.« So balancierte sie schön brav am Rande der Wahrheit dahin, froh, auf jede Frage eine Antwort zu haben.
    »Nun, dann hätten wir wohl alles besprochen, meine ich. Sound nun werde ich meinen ärztlich und schwesterlich verordneten Spaziergang machen, sonst bekomme ich böse Worte zu hören.« Ein wenig mühsam nahm er seine beiden Stöcke, die neben seinem Sessel lehnten, und langsam erhob er sich, so daß Gertraude nun erst sah, wie groß und gut gewachsen dieser Mann war. Natürlich versuchte sie, wenn auch zögernd, ihm behilflich zu sein, aber sofort schüttelte er den Kopf. »Ein für allemal, liebes Fräulein Horn, von weiblicher Hilfe will ich nichts wissen. Jetzt wenigstens nicht mehr, dafür habe ich mir diesen prächtigen Kammerdiener engagiert, der gottlob intelligent und vor allem kräftig ist. Er versteht auch recht viel von den Arbeiten im Haus, putzt wunderbar und schnell die großen hohen Fenster, serviert gut und ist mir beim An- und Ausziehen eine große Hilfe.«
    So - Kuno putzte Fenster. Und früher hatte er gemault, wenn sie ihn damit betraute! Kuno servierte nett - und hatte einst alles, was bei Tisch gebraucht wurde, wie Kraut und Rüben auf den ungedeckten Tisch plaziert. Und intelligent war er! Schau an, es wächst der Mensch mit seinen höheren Zwecken. Kuno war also ein vortrefflicher Kammerdiener geworden. Gertraude mühte sich, daß Achim ihr Lächeln nicht sah.
    Als dann die alte Lina hereinkam, schauspielerte sie, als wäre sie die erste Kraft eines Hoftheaters, als sie ihr geliebtes Baroneßchen sah. »Herr Professor haben mich rufen lassen?«
    »Bitte, Lina, nehmen Sie sich Fräulein Horns an. Sie bleibt vorerst nur eine Nacht hier, aber sie kommt in einigen Tagen für hoffentlich lange Zeit wieder her.«
    »Hoffentlich - eh, ich meine, es wäre gut, wenn Herr Professor eine Hilfe für seine Arbeiten bekäme. Na, dann kommen Sie mal, Fräuleinchen.«
    Gertraude folgte ihr nach einem kleinen Kopfneigen gegen Achim, sah aber nicht den sinnenden Blick, den er für sie hatte. Dieses Fräulein Horn gefiel ihm, sie gefiel ihm sogar sehr gut, war sie doch beinahe eine Schönheit mit ihrem feinen, ausgeglichenen Gesicht, der guten Figur und der Intelligenz, die sie mit jedem Wort bewies. Hoffentlich gab es ein gutes Zusammenarbeiten und ein gutes Zusammenleben im Torhaus Gleichen, in Harmonie und Sympathie.
     
    Als Gertraude mit Lina den Gang zur Küchenregion betrat, wurde sie plötzlich gepackt, und Kuno drückte ihr einen herzlichen Kuß auf. »Alte, mir sind sämtliche Steine vom Herzen! Wir sind wieder beisammen und atmen Heimatluft! Findest du den Chef nicht prima?«
    »Sehr sympathisch, und ebenso seine Schwester. Aber Junge, ich bitte dich um Vorsicht und nochmals Vorsicht, damit wir uns das Paradies hier nicht verscherzen!«
    »Ich halte schon die Ohren steif, Alte!« Kuno ging davon, und Gertraude folgte der alten Lina, legte ihre Hand auf deren Schulter und sagte: »Ach, Lina, ist das wunderschön, daß ich hier sein darf, daß Herr Professor mich engagiert hat, daß Kuno hier ist und die Dackelviecher! Alle sind wir wieder beisammen, der alte Hedrich auch. Sind die Pferde noch hier?«
    »Alles wie damals.«
    »Wo ist denn nun deine >Freundin    »Im Pferdestall, Baroneßchen.«
    »Wo?«
    »Hm - putzt mit Hedrich zusammen die Grane und den ollen Wotan. Macht sie jeden Tag, seit sie hier ist.« Lina führte Gertraude zum Pferdestall, aus welchem brummige Worte, Schnauzen und Poltern zu hören waren.
    »Höh - Grane, dämliches Frauenzimmer, heb endlich die Haxe hoch! Nee, nicht den Schwanz - das kannste nachher erledigen, jetzt wird geputzt. Hedrich, du sollst Wotan nicht immer so kitzeln beim Zähneputzen, das mag er nicht. Uff, Granes Hinterbacken sind ja auch nicht eben zart und klein.« Gertraude betrat den dämmrigen Stall und sah dort Tantilein, eine grobe Stallschürze vorgebunden. Sie bearbeitete Granes Hinterbacken fachgerecht mit einer Kartätsche, schön dem Strich nach, ab und an die Kartätsche auf der Boxenbrüstung ausklopfend, damit Granes Schuppen Zeugnis dafür ablegten, daß Tantilein wirklich was von Pferdeputzen verstand.
    »Tantilein! Du hier im Stall?« Schon wollte sie die Tante umarmen, aber sofort

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