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Kammerdiener gesucht

Kammerdiener gesucht

Titel: Kammerdiener gesucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friede Birkner
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unterrichtet haben.«
    «Orthographie, Interpunktion und Grammatik werden wohl einwandfrei sein, nehme ich an. Die Schnelligkeit Ihres Tippens ist Ihre Sache. Entweder sind Sie bald fertig mit dem Tagespensum, oder Sie brauchen länger dazu. Sonst noch Sorgen auf dem Herzen?«
    Schnell schüttelte sie den hübschen Kopf, sah ihn dabei beglückt lächelnd an. »Nichts mehr, nur die Freude, daß ich hier sein darf, hier arbeiten und mich an all den Schönheiten rundherum erfreuen.«
    Jetzt betrat Mary das Zimmer. Sie sah ein wenig erhitzt aus, war aber freundlich und liebenswürdig.
    Und warum war sie erhitzt?
    Als Kuno sie endlich gefunden hatte, war sie mit Michel auf dem Hausboden, wo sie Bücherkisten revidierten, kroch unter einem Dachsparren hervor und meldete sich nach unten, woher sie Kunos Ruf vernahm: »Hallo, hier oben sind wir!«
    »Fräulein Bergemann, Herr Professor schickt mich zu Ihnen, Sie möchten so liebenswürdig sein, für einen Augenblick zu ihm zu kommen, die neue Sekretärin wäre da.«
    »Oh, wie gut! Da komme ich gleich. Bitte, Michel, entschuldige mich eine Weile, ich hin bald wieder bei dir.« Als Antwort kam nur ein Knurren. Also streifte sie die alten Handschuhe ab, knüpfte die Bänder der Schürze auf, die sie zum Schutz gegen den Boden- und Bücherstaub trug, und kam die Bodenstiege herunter. War sie hastig, oder blendete sie ein scharf durch eine Bodenluke einfallender Strahl der untergehenden Sonne, jedenfalls rutschte sie auf den beiden letzten Stufen aus - und lag an der Brust des Kammerdieners. Fest hielt er sie, ganz fest, einen einzigen wunderschönen Augenblick lang. Dann aber war er, wieder ganz der Kammerdiener, ihr behilflich, die Balance zurückzugewinnen und entschuldigte sich auch noch: »Pardon, Fräulein Bergemann, daß ich nicht aufmerksamer war.«
    Mary war glühend rot geworden, denn der Augenblick an der Brust des durchaus gut aussehenden Mannes war wirklich nicht ganz fürchterlich gewesen. Nun winkte sie leicht verärgert ab und strich sich ihre verworrenen Haare zurecht; mit einer beinahe verlegenen Geste wurde das Blüschen in den Rockbund geschoben. Dann sagte sie, schon im Weitergehen: »Das ist doch Unsinn, was Sie da reden. Es war einzig meine Schuld, warum ziehe ich für solche Stöbereien auf dem Boden Schuhe mit diesen verflixten Pfennigabsätzen an? Jedenfalls meinen Dank, Kuno, daß Sie mich vor dem Hinfallen bewahrten. Ist mein Bruder in seinem Arbeitszimmer?«
    »Jawohl, Fräulein Bergemann.« Zwei Schritte hinter ihr ging er nach unten.
    »Haben Sie dieses Fräulein Horn schon gesehen?«
    »Ich machte dem Fräulein die Haustür auf und führte sie zu Herrn Professor.«
    »Und wie gefällt sie Ihnen?«
    »Ich möchte mir erlauben zu bemerken, daß Fräulein Horn auf; mich einen vorzüglichen Eindruck machte, was allerdings nicht wichtig wäre. Wichtig sind doch wohl vor allen Dingen die Leistungen dieses Fräuleins, welches mit Herrn Professor arbeiten soll.«
    »Gewiß. Also, danke nochmals. Ich brauche Sie nicht mehr.«
    Kuno, der Kammerdiener, blieb zurück, schaute ihr aber mit Freude nach, wie sie elegant und sicher die letzte Treppe nach unten ging und im Arbeitszimmer verschwand. Niemand auf ; der ganzen Welt konnte ihm seine Freude an Marys reizender Erscheinung verbieten, und das freute ihn denn nun auch.
     
    So stand wenig später Mary der neuen Sekretärin gegenüber, welche sich bei ihrem Eintreten sofort erhoben hatte. Sie konnte dem Kammerdiener nur recht geben, dieses Fräulein Horn machte wirklich einen sympathischen Eindruck. Nach der Begrüßung wurden einige Worte hin und her gewechselt, und Achim erklärte, er habe sich entschlossen, Fräulein Horn zu engagieren.
    »Es freut mich, daß wir damit die schlimmste Sorge um deine Arbeit los sind. Ich hoffe, Sie werden sich bei uns wohl fühlen und für meinen Bruder die erwünschte Hilfe sein. Brauchst du mich noch, Achim? Ich bin mit Michel gerade oben auf dem Hausboden, wo wir einige alte verstaubte Bücherkisten fanden. ; Michel ist bis über die Ohren darin vergraben.« Gertraude wußte sofort, um welche Bücherkisten es sich handelte: alte und zum Teil kostbare Drucke, welche sie mit Kuno vor dem Verlassen des Schlößchens sorglich verwahrt hatte, damit sie nicht ein Raub der Mäuse wurden in dem Fall, daß es lange dauerte, bis ; Torhaus Gleichen einen Käufer fand.
    »Ich will nicht stören, Mary. Ich sehe aber eben, daß es für den ! letzten Zug nach München zu spät geworden

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