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Kammerdiener gesucht

Kammerdiener gesucht

Titel: Kammerdiener gesucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friede Birkner
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wurde sie angebrummt:
    »Mach nicht so aufgeregte Bewegungen hier, das macht Grane nervös, und dann tritt die mir auf meine große Zehe. Gib mir mal dort den Blechkamm her, will Granes Schwanz auskämmen.« Sie tat dies, als gäbe es nichts Wichtigeres auf der Welt, schielte kurz zu Gertraude hin und fuhr fort: »Hat es geklappt mit dir?«
    »Bestens, Tantilein, allerbestens.«
    »Gut. Dann leg das >Tantilein< aber mal vorerst in die Schublade, ich bin hier nur Frau Sörensen. Ich -« und dies betonte sie extra, »ich wenigstens habe meine ehrlichen Papiere mitgebracht und muß nicht soviel schwindeln wie ihr zwei.«
    »Oh, Frau Sörensen, ahnen Sie, wie es in mir aussieht?«
    »Dunkel, wie denn anders?«
    »Ich meine doch, ob du ahnst, wie glücklich ich bin, daß ich nun auch bald hier sein darf - im Torhaus Gleichen, in unserem geliebten Schlößchen -« Gertraude hatte sich auf die Brüstung der Box gelehnt und schaute Schirin zu.
    »Ist nicht mehr unser Schlößchen, ist dem Professor seins; uns aber tut es gut, daß es in solch anständigen Händen ist. Gefällt mir gut, der Mann. Dir auch?«
    »Du sprichst von Herrn Professor?«
    »Ja doch. Oder denkst du, ich meine diesen Rübezahl?« Sie stöhnte, da sie gerade Granes rechten Hinterhuf aufkratzte. »Möcht wissen, wie da dauernd der Dreck 'reinkommt!«
    Dann fragte sie nochmals: »Also, wie gefällt dir der Professor?«
    »Gut, Tante, sehr gut. Ein feiner, kluger und sehr ausgeglichener Mann. Auch seine Schwester hat mir gefallen. Sie ist natürlich, fröhlich, liebenswürdig. Was sagt denn Kuno über seinen Chef?«
    »Strahlt, wenn er von ihm spricht, leuchtet, wenn er von Fräulein Bergemann spricht. So, der Gaul wäre landfein und kann sich wieder sehen lassen.« Sie klopfte Grane zärtlich auf das gutgepolsterte Hinterteil, gab einen ebenso liebevollen Klatsch auch an Wotan ab, der aus der Nebenbox eifersüchtig herüberschielte.
    »Wenn du jetzt hier fertig bist, Tante, kannst du mir bitte berichten, warum und wozu du eigentlich hier bist, und wie man es findet, daß du Pferde putzt?«
    »Da man es nicht weiß, findet man es gar nicht. Und warum die olle Tante hier ist? Überleg dir mal, Kind. Glaubtet ihr wirklich, ich ließe euch in dieses Abenteuer allein hineinlaufen? Das sagte ich dir ja schon. Denn wenn es schiefgegangen wäre, oder wenn's noch schiefgeht, dann bin doch wohl ich die einzige, die ein ruhiges und klärendes Wort mit dem Professor reden kann. Kapiert, Mädel?«
    »Tante, wenn nicht alles so aussichtslos für uns gewesen wäre, hätten wir kaum diese Sache unternommen. Wir schädigen doch niemanden, wir betrügen nicht, sondern wollen ehrliche und ihres Preises werte Arbeit leisten. Daß es gerade hier sein darf, in unserem geliebten Schlößchen, ist doch eine wundervolle Zugabe. Hat sich denn Lina nicht erschreckt, als du plötzlich hier angekommen bist?«
    »Ich hatte ihr genau wie du einen vorbereitenden Brief geschrieben; sie und der olle Hedrich haben sich prima gehalten. Nur der Rübezahl störte mir beinahe mein gut überlegtes Programm.«
    »Was redest du denn nur immer von Rübezahl?«
    »Sei du dem Schicksal für jede Stunde dankbar, da du dies Patentekel noch nicht kennst!« Zornig erzählte sie Gertraude nun von ihrem ständigen Ärger mit Michel Brunnig und dem Schreck, als er wie sie neulich ins Torhaus Gleichen kam. »So, und nun laß uns nach oben gehen in dein Zimmer. Wenn du wiederkommst, wirst du es noch sehr viel netter finden, denn ich weiß mir einen guten Schleichweg auf den Boden. Dort stehen noch sehr verwendbare Schätze herum, womit man die einfachen Zimmerchen verschönern kann.«
    »Ich hörte vorhin drüben, daß Fräulein Bergemann mit einem Herrn gerade auf dem Hausboden war, und daß sie in alten Bücherkisten gekramt und herrliche Schätze gefunden hätten. Oh, ich weiß nur zu gut, was für schöne alte Bücher da oben sind, die wir lieber einpackten, als sie auf unseren ungewissen Lebensweg mitzunehmen. Ich bin von ganzem Herzen froh, daß all diese Dinge jetzt in so pfleglichen Händen sind.« Während sie mit Schirin die schlichte Holztreppe des Quergebäudes hinauf ging, sagte sie: »Ich hoffe, daß Herr Professor mit mir als Arbeitskraft zufrieden sein wird. Nun, da ich dies alles hier wiedergesehen habe, den Park, die herrlichen Wiesen, das geliebte Schlößchen, würde es mich sicher bitter ankommen, müßte ich wieder fort.«
    »Gut, Kind, aber denke immer daran, daß es einst doch sein

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