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Kammerdiener gesucht

Kammerdiener gesucht

Titel: Kammerdiener gesucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friede Birkner
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zu, drückte seine Lippen in die ein wenig kitzelnde Wolle und brummte dann: »Nun ja, wenn's doch nun mal so ist!« Denn auch das muß ehrlich vermerkt werden: der Kammerdiener Kuno war in Mary Bergemann verliebt bis über beide Ohren. Er schnitt sich nun aber selbst eine Grimasse und kommentierte sein Handeln: »Quatsch natürlich. Früher wär's 'ne andere Sache gewesen, als ich noch Baron Gleichen war. Da hätte ich sie einfach in meine Arme genommen, sie geküßt und ihr gestanden, daß ich sie liebe, weil sie so ein verflixt süßer Kerl ist. Aber für einen Kammerdiener wäre dies ja wohl ein etwas groteskes Beginnen. Also, Haltung, Herr Baron, und Finger weg!« Trotzdem wurde noch ein Kuß an die Adresse Marys über die Wolljacke abgegeben.
    Dann ging er schnell in Achims Schlafzimmer. Da er nun ein wenig hastig war, um die Zeit wieder einzusparen, die er verträumt hatte, stieß er gegen eine der auch ihm scheußlich erscheinenden Schnitzereien, von deren Herkunft ihm Achim beim Aus- und Ankleiden einiges erzählt hatte - und schon lag das blöde Ding am Boden.
    Es fiel auf den weichen Teppich, also war ihm nichts geschehen. Gottlob - denn das wäre doch wohl sehr böse gewesen, wenn er diese häßliche Kostbarkeit beschädigt hätte. Kuno hob die Figur, die auf dem Gesicht lag, sorglich auf und wollte sie wieder der anderen Gottheit gegenüber stellen, als ihm auffiel, daß ein leises Klirren im Inneren der Statue zu hören war, was ihm erstaunlich erschien, da Achim ihm erklärt hatte, diese Götzenstatuen seien aus einem Stück unbekanntem steinhartem Holz geschnitzt worden.
    Kuno schüttelte sie noch einmal, und wieder war das feine Klirren drinnen zu hören. Komisch - aber ihn hatte das nichts anzugehen. Schnell wurde der Aktenhefter ergriffen, die verschobene Brokatdecke glatt gezogen, dann eilte er zurück auf die Terrasse und reichte Achim den Aktenhefter und Mary die Jacke. Beide dankten ihm, aber sie ließen sich in der Unterhaltung nicht stören, so daß er sich stumm mit einer artigen Verbeugung zurückzog.
     
    In der Leutestube fand er eine gemütliche Runde beisammen. Gertraude hatte sich dicht an Schirin geschmiegt, welche noch genüßlich ihre Abendzigarre rauchte, von welcher sie auch hier nicht lassen konnte. Hedrich und Lina kannten dies von früher und wunderten sich also nicht darüber. Gutes, kräftiges Essen hatte Lina für alle gerichtet und sorgte nun für Kuno, der jetzt erst merkte, daß er dicht vor dem Hungertode stand.
    »Wieder ist eine Mahlzeit überstanden, ohne daß der Kammerdiener Kuno Scherben lieferte oder die Salattunke auf das Tischtuch tropfen ließ«, verkündete er stolz. Er schnaufte auf, trank erst einmal einen kräftigen Schluck von dem leichten Bier und ging dann dem gebratenen Kotelett zu Leibe. »Uff, Kinder, das tut gut! Und was gibt's hier Neues? Gertraude, bist du froh und zufrieden?«
    »Ja, Kuno, von Herzen. Wir alle hier zusammen wollen uns bemühen, unsere Pflichten zu tun und uns damit die Herzensfreude erhalten, im alten geliebten Torhaus Gleichen leben zu dürfen.«
    »Klar. Ich jedenfalls kündige hier niemals. Mich wird der Herr Professor nicht wieder los.«
    »Und wenn der Professor nun wieder einmal auf eine seiner interessanten Reisen geht - glaubst du, daß er im Urwald einen Kammerdiener braucht?«
    »Gerade dort, natürlich. Ich hörte aber gestern, daß Fräulein Bergemann zu Herrn Brunnig sagte, sie wünsche nichts sehnlicher, als daß ihr Bruder niemals wieder eine solche gefahrvolle Reise antrete. Also, warum wollen wir uns heute schon über etwas den Kopf zerbrechen, was noch viele Monate Zeit hat? Und du, Tantilein, wie lange gedenkst du denn hierzubleiben?«
    »Das geht dich gar nichts an, mein Junge. Außerdem hörst auch du endlich mit dem blöden Tantilein auf. Mein Format, und dann Tantilein! Tante genügt, und auch das unterbleibt, so lange wir hier sind. Kapiert, ihr komischen Gleichens?«
    »Bist selber eine, genauso komisch wie wir. Und gut, daß wir so sind. Wären wir Normaltypen, säßen wir jetzt nicht hier. Du hast also alles Nötige mit dem Chef besprochen, Gertraude? Kommst du so bald wie möglich wieder her? Was fangen wir aber mit unserer Luxuswohnung in München an?«
    »Da kümmert ihr euch nicht drum. Vorerst bezahlen wir noch die Miete, die macht uns drei nicht arm. Und weiß man, ob es hier für euch wirklich glatt und gut gehen wird?« Schirin sah die Geschwister an. »Ich will es für euch hoffen, und ich gehe

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