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Kammerdiener gesucht

Kammerdiener gesucht

Titel: Kammerdiener gesucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friede Birkner
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muß. Ihr komischen Gleichens könnt ja nun nicht hier auf Professor Bergemanns Grund und Boden Wurzeln schlagen.«
    »Nicht daran denken, bitte! Jetzt wollen wir froh sein, daß es, wie wir hofften, halt eben geklappt hat. Du, die Dackel haben mich beinahe aufgefressen, als ich kam.«
    »Mich auch. Aber das legt sich schnell wieder, sie gehen zur Tagesordnung über, finden es gut und richtig, daß wir hier sind, wo wir ihrer Ansicht nach hingehören - ob nun als Kammerdiener, Privatsekretärin und Freundin der Köchin, das ist ja wohl Castor und Pollux verdammt schnuppe.«
     

VI
     
    Bei dem Abendessen, von Kuno fehlerfrei serviert, sah Gertraude Michel Brunnig und hatte Mühe, ihn nicht Rübezahl zu nennen, als er den spitzen Kinnbart ihr entgegenschob. Später saßen die Geschwister Bergemann mit Michel, wie jeden Abend bei schönem Wetter, noch auf der Terrasse, die Männer einen guten Tropfen und Mary einen Teller mit Obst vor sich.
    Kuno hatte, als das Abendessen beendet war, wieder einmal aufgeatmet, daß er weder Teller noch Gläser hatte fallen lassen. Nun hatte er Rauchzeug bereit gestellt, für Achim einen Schemel vor seinen Sessel gerückt, damit er sein krankes Bein darauf legen konnte, was Achim mit nettem Dank quittierte. Dann fragte er wie jeden Abend: »Wäre noch etwas zu tun für mich, Fräulein Bergemann?«
    »Nein, danke, Kuno. Ich wüßte nichts mehr. Hast du noch Wünsche, Achim?«
    »Wie jeden Abend läute ich später nach Ihnen, Kuno, damit Sie mich nach oben bringen. Das wäre alles. Halt - bitte, holen Sie mir noch schnell aus meinem Schlafzimmer von der alten Kommode den Aktenhefter herunter.«
    »Sofort, Herr Professor. Soll ich für Fräulein Bergemann vielleicht ein warmes Tuch oder einen Mantel mitbringen? Ich glaube, es wird etwas kühl werden.«
    »Nett, daß Sie daran denken. Auf dem Stuhl vor meinem Schlafzimmer liegt eine Strickjacke, wenn Sie mir diese mitbrächten -« Ein ganz kleines Zögern war in Marys Stimme, aber kaum wahrnehmbar.
    Als Kuno dann ins Haus verschwunden war, sagte sie leicht erstaunt: »Unser Kammerdiener ersetzt beinahe noch eine Kammerzofe. Eine Perle, Achim, haben wir da ins Haus bekommen. Hoffentlich verliert sie nicht eines Tages ihre Fassung oder erweist sich als billige Imitation.« Nach kurzem Nachdenken sagte sie: »Einige allerdings unwichtige Fehler mußte ich aber doch schon bei unserem perfekten Kammerdiener feststellen, die mich ein wenig nachdenklich machen.«
    »Mach mir nicht Angst, Mädel! Ich bin ja so froh, daß Kuno da
    ist. Bis jetzt fand ich noch nichts an seinen Leistungen auszusetzen. Man könnte wirklich beinahe mißtrauisch werden in dem Jahrhundert der Personalnot. Nun, ich hoffe, daß ich mit der Wahl meiner Sekretärin genau solch guten Griff machte wie mit Kuno und auch mit den beiden dort.« Damit zeigte er lächelnd auf die Dackel, die zu Kugeln zusammengerollt neben Marys Füßen lagen, verdauten und an das letzte Herumjagen im vertrauten Park dachten, ehe sie, wie gehabt, mit Kuno in dessen Zimmer verschwanden.
    »Mir gefällt Fräulein Horn gut. Was sagst du dazu, Michel?«
    »Alles gefällt mir - alles, nur nicht diese Walküre, die mich ausgerechnet bis hierher verfolgt hat. Fängt die etwa hier auch noch an zu singen, wie sie es in München, in unserem sonst so friedlichen Vorort tut, dann schieße ich nach ihr.«
    »Ein reizender Zeitgenosse bist du, alter Knetterich. Frau Sörensen ist doch wirklich nett, hilfsbereit, sieht zu, wo sie Lina ein bissel helfen kann. Näht sämtliche Henkel an die Handtücher, plättete gestern einen Berg Servietten. Also ein Hausgast, wie er erfreulicher kaum sein kann.«
    »Der Ring des Polykrates! Was opfern wir, damit uns nicht der Neid der Götter trifft?« fragte Achim vergnügt.
    »Versuchen wir es mit dieser angebrochenen Packung Zigaretten, die ich nachher in die Mülltonne werfe, da ihr beide wieder eine nach der anderen qualmt.«
    »Hörst du, Michel, wir benehmen uns nicht gut.«
    »Hat ja recht, das Krott. Dann rauchen wir eben wieder unsere gemütliche Pfeife.«
     
    Kuno ging also nach oben, um die gewünschten Akten für seinen Chef zu holen und, was ihm sehr viel wichtiger erschien, das warme Strickjäckchen für die Chefin. Er nahm es sorglich von dem Stuhl, der vor der Schlafzimmertür Marys stand und, es sei hier ehrlich berichtet, drückte sein Gesicht in das weiche, warme Gewebe, atmete den feinen Duft ein, der an Marys Garderobe war, machte die Augen eine Sekunde

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