Kammerdiener gesucht
Spuren der Mayas. Würden Ihnen solche Themen nicht zu langweilig oder zu anstrengend sein?«
Mit nettem Lächeln antwortete sie: »Schwer kann ich mir vorstellen, daß mein bisheriger Chef eine so rücksichtsvolle Frage an mich stellte. Jede Arbeit, für die ich intelligent genug bin, ist mir recht. Hoffentlich bedeutet es keine Belastung für Sie, wenn Sie mir ab und an Fachausdrücke erklären müßten.«
»Da sehe ich kaum eine Schwierigkeit. Aber etwas anderes: Sie müßten sich damit abfinden, hier in unserer Einsamkeit zu leben, was Städtern vielleicht nicht immer leicht wird.«
»Mir bestimmt, denn ich lebte früher auf dem Lande.«
»Angenehm, dies zu hören. Ihre Unterkunft wäre drüben in dem Quergebäude, welches Sie von hier aus sehen können.«
»Nach meiner bisherigen bescheidenen Wohnung in einer häßlichen Straße Münchens will es mir sehr verlockend erscheinen, dort drüben wohnen zu dürfen. Wald, Wiesen, Himmel -das ist doch erfreulich.«
»Gut, dann wären diese Punkte geklärt. Die Hauptmahlzeiten nehmen Sie bitte gemeinsam mit meiner Schwester und mir ein, was Ihnen hoffentlich nicht unangenehm ist. Frühstück und Nachmittagstee allerdings wünscht meine Schwester weiterhin allein mit mir zu nehmen.«
»Jede Anordnung Ihrerseits ist akzeptiert von mir. Ich müßte dann nur noch wissen, wo ich arbeiten soll, wenn ich Diktate ins Reine schreibe - ob dies in meinem Zimmer oder hier in einem Raum geschehen soll. Allerdings muß ich gestehen, daß meine eigene Schreibmaschine eine etwas altersschwache Dame ist.« Reizend war Gertraudes Lächeln und lockerte die Atmosphäre etwas auf.
Achim fand sie ausgesprochen nett und sympathisch, und er hoffte, daß Mary einer Meinung mit ihm sein würde. »Das besprechen wir später noch. Wann könnten Sie bei mir antreten?«
»Wie ich neulich schon sagte, wäre dies in wenigen Tagen möglich, wenn ich meinen mir noch zustehenden Urlaub in Anspruch nehme.«
»Dann wäre mir dies sehr angenehm. Ich schlage vor, daß Sie Ihre Angelegenheiten in der Stadt so bald wie möglich abwickeln und hierher übersiedeln. Sie besprechen nachher bitte mit meinem Diener, wann Sie kommen werden, damit alles wegen Ihres Gepäckes geregelt wird. Nun bitte ich Sie, dort zu klingeln; ich möchte meine Schwester herein bitten, damit Sie beide Fühlung miteinander nehmen.« Gertraude erhob sich, ging zur Tür und zog an dem Klingelzug; sie mußte dabei denken, daß es in den letzten Jahren kaum Gelegenheit für sie und Kuno gegeben hatte, einem Angestellten zu klingeln.
Es erschien der Kammerdiener Kuno. »Sie wünschen, Herr Professor?«
»Kuno, suchen Sie meine Schwester. Ich bitte sie, daß sie einen Moment zu mir kommt. Ich möchte, daß sie Fräulein Horn als künftige Mitarbeiterin von mir begrüßt.« Bautz - klaftertief rutschte Kuno der Stein vom Herzen. Es hatte geklappt, es hatte auch mit Gertraude geklappt, und die schlimmsten Sorgen und Kümmernisse waren vorerst überstanden! Er lief draußen davon, als wäre er fünfzehn.
Gertraude hatte sich Achim wieder gegenüber gesetzt und fragte nun etwas zaghafter, da sie sich vor der beglückenden
Tatsache beinahe fürchtete: »Darf ich Ihre Bemerkung eben als ein Zustandekommen meines Engagements betrachten, Herr Professor?«
»Was anders glaubten Sie?« war seine Gegenfrage. »Ich bin viel zu froh, endlich eine Hilfe für meine Arbeiten zu bekommen, als daß ich Sie wieder frei gebe.«
»Dann darf ich Sie bitten, Einsicht in meine Papiere zu nehmen.« Sie hielt sie ihm entgegen, zitternd, ob er vielleicht doch den leicht verwischten Namen in ihrem Paß lesen würde.
Abwehrend hob er die Hände und schüttelte lächelnd den Kopf. »Nicht zu machen - lassen Sie mich bitte damit in Ruhe. Hätten Sie mir Ihre Papiere nicht mehrmals angeboten, dann hätte ich danach gefragt. Schließlich bin ich ein nicht zu unterschätzender Menschenkenner.«
Vor seinem guten, ruhigen Blick schlug sie die Augen nieder, verwahrte ihre Papiere mit einem innerlichen Aufatmen und sagte: »Dann sende ich Ihnen aber sofort das Zeugnis meines bisherigen Chefs ein. Zwar wird Herr Sauer nicht eben sehr erfreut sein, wenn ich ihm kündige, aber bei der Wahrheit muß er ja doch bleiben.«
»Da dieses Zeugnis doch nicht anders sein kann als ausgezeichnet, soll uns die Laune Ihres Herrn Sauer nicht bedrücken. Nun käme noch die Gehaltsfrage.«
»Ich bitte Sie, dies zu bestimmen - aber erst dann, wenn Sie sich über meine Fähigkeiten
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