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Kammerflimmern

Kammerflimmern

Titel: Kammerflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gibert
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Ihnen.«
     
    Als die Tür hinter dem Kommissar ins Schloss gefallen war, atmete er erleichtert durch. Er telefonierte mit Hain, damit auch Carola Patzke einen Aufpasser vor die Tür gesetzt bekam. Im Anschluss reservierte er ein Auto bei der Carsharing-Agentur, holte es gleich ab, fuhr nach Hause, um zu duschen, und machte sich dann auf den Weg nach Fritzlar. An einer Tankstelle auf der Autobahn besorgte er eine Flasche Sekt und Knabberkram, verspürte aber weder auf das eine noch auf das andere große Lust.
    Kurz vor der Ausfahrt Fritzlar klingelte sein Telefon. Hain ließ ihn wissen, dass der Personenschutz für die Frau auf dem Weg sei und er nun Feierabend machen würde.
    »Mach das. Ich bin auch schon auf dem Weg ins Bett.«
    »Aber das klingt doch, als würdest du mit 200 über die Autobahn brummen. Wo willst du denn hin?«
    »Schlaf gut, Thilo. Wir sehen uns morgen früh im Büro.« Ohne eine Antwort abzuwarten, beendete er das Gespräch und legte das Telefon auf den Beifahrersitz.
     
    »Bitte fall auf der Stelle über mich her, sonst bekomme ich eine akute Depression.«
    Maria stand in der Tür zur psychiatrischen Praxis seines Freundes Christian und sah ihn mitleidheischend an. Lenz lachte, zog sie in den Flur und warf mit dem Fuß die Tür ins Schloss. Dann küsste er sie leidenschaftlich. Sie ließ ihre Tasche fallen, zog sein Hemd aus der Hose und streifte mit den Händen über seinen Rücken.
    »Gott, wie ich das vermisst habe«, murmelte sie ihm ins Ohr.
    Er machte sich von ihr frei und trat einen Schritt zurück.
    »Und weshalb bekommst du eine akute Depression, wenn ich dich nicht sofort und auf der Stelle hier im Flur nehme?«
    Sie zog die Mundwinkel nach unten und versuchte ein trauriges Gesicht zu machen.
    »Erich hat mich gefragt, ob ich mich liften lassen würde. Er ist der Meinung, ich hätte in den letzten Jahren ziemlich viele Falten bekommen.«
    Lenz tastete nach dem Lichtschalter, knipste die Neonbeleuchtung an und betrachtete grinsend ihr Gesicht.
    »Na ja, so ganz unrecht hat er nicht, würde ich …«
    Weiter kam er nicht, denn sie sprang ihm direkt in die Arme und trommelte auf seine Schultern ein.
    »Noch ein Wort, du Mistkerl, und ich fahre auf der Stelle nach Hause und vollziehe zum ersten Mal seit sieben Jahren wieder die Ehe mit meinem Mann.«
    »So lange ist das her?«, fragte er scheinheilig, schaltete mit der rechten Hand das Licht aus und trug sie auf die Couch im Ruheraum.
    »Dann wollen wir mal sehen, ob Sex wirklich hilft bei Depressionen.«
     
    »Ich bin nicht wirklich faltig, oder?«
    Lenz zog ihren verschwitzten, nackten Körper näher heran und streichelte ihr über den Rücken.
    »Nicht wirklich, nein.«
    Sie griff nach der Decke und sah ihn fragend an.
    »Was heißt denn das jetzt schon wieder? Bin ich nun faltig oder nicht?«
    »Du bist über 40.«
    »Du auch.«
    Er zwickte sie sanft in den Po.
    »Maria, wir müssen der Realität ins Auge sehen, wir sind keine 20 mehr. Meinen Bauch halbwegs unter Kontrolle zu halten, wird immer schwerer. Manchmal stehe ich morgens auf und habe das Gefühl, ich sollte sofort den Pensionsantrag stellen. Früher bin ich mit fünf Stunden Schlaf in der Nacht ausgekommen, das geht heute nicht mehr, zumindest nicht dauerhaft. Auch du musst akzeptieren, dass deine Haut ganz, ganz langsam ihre Spannkraft verliert. Und dass das normal ist.«
    Er streifte mit seinem Handrücken über ihr Gesicht.
    »Aber ich verspreche dir, dass ich nie von dir verlangen werde, dich deswegen operieren zu lassen. Ich liebe nämlich jedes einzelne Fältchen an deinem Körper.«
    »Ehrlich?«
    »Ganz ehrlich. Versprochen.«
    Sie setzte sich aufrecht und zog die Beine an.
    »Rauchen wir heute keine Zigarette danach?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Rauchen macht Falten.«
    »Erzähl keinen Quatsch.«
    »Klar macht Rauchen faltig, glaub mir. Aber das ist nicht der Grund, warum wir heute auf unsere Zigarette verzichten.«
    Er deutete auf das kleine Pflaster neben seiner Achselhöhle.
    »Ich hab aufgehört damit.«
    Maria sah ihn völlig entgeistert an.
    »Du hast was?«
    »Mensch, Maria, mach daraus bloß kein Drama. Ich hatte einfach keine Lust mehr drauf. Es war mir echt zu blöd, mich zum Rauchen immer irgendwohin verziehen zu müssen. Egal ob Kneipe oder Restaurant, immer hab ich mich mit ein paar anderen Irren vor der Tür getroffen und dort gequalmt, das will ich nicht mehr. Es ist zwar erst eine Woche her, aber seitdem kann ich morgens nach dem Aufstehen

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