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Kammerflimmern

Kammerflimmern

Titel: Kammerflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gibert
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Kopf langsam in seine Richtung.
    »Wenn ich dich nicht so gut kennen würde, könnte ich vermuten, du willst mich ausfragen.«
    »Will ich auch. Erst aussaugen und dann ausfragen. Also, hast du?«
    »Erich und der IHK-Boss Roll haben das gleiche Parteibuch, die beiden kennen sich also ziemlich gut. Außerdem ist Erich als OB daran interessiert, gut mit der IHK zusammenzuarbeiten, aber das läuft sowieso wie geschmiert. Da hackt eine Krähe der anderen kein Auge aus. Viel mehr kann ich dir dazu nicht sagen, weil mich diese Truppe noch nie sonderlich interessiert hat.«
    Sie hob den linken Arm und versuchte, die Uhrzeit zu erkennen.
    »Außerdem ist es jetzt halb drei, und ich mache mich auf den Heimweg, so gerne ich auch den Rest der Nacht hier mit dir verbringen würde. Wenn du willst, höre ich mich ein bisschen um, was Erich oder den anderen Honoratioren der Stadt so zum Tod des Justiziars der IHK einfällt, aber jetzt muss ich los.«
    Lenz zog sie zu sich heran und küsste ihren Hals. Sie machte sich aus seiner Umklammerung frei.
    »Versuch’s erst gar nicht, Paul, ich glaube nämlich, das würdest du nicht mehr schaffen.«
    Damit sprang sie lachend von der Couch und griff nach ihrer Unterwäsche.
    »Du bist nämlich, wie du vorhin richtig festgestellt hast, längst keine 20 mehr.«
    »Als ob du dich beschweren könntest.«
    »Nie, mein Held«, flötete sie, küsste seine Nase und stieg in ihren Slip.

14
    Lenz fegte mit der Hand den frischen Schnee von der Frontscheibe des französischen Kleinwagens, stieg ein und verließ Fritzlar. Auf der Autobahn dachte er an Carola Patzke und wie gefasst sie die Nachricht vom Tod ihres Mannes aufgenommen hatte. Vermutlich hatte sie auch ihren Mann so gefasst aufgenommen, wenn er mal wieder morgens von einem seiner ›Schnittchen‹, wie sie es genannt hatte, nach Hause gekommen war.
    Er konnte sich nicht vorstellen, wie eine solche Beziehung mehr als 30 Jahre funktioniert hatte, aber scheinbar war die Frau irgendwie damit zufrieden gewesen.
    An der Tankstelle vor Kassel widerstand er der Versuchung, anzuhalten und eine Packung Zigaretten zu kaufen, worauf er unendlich stolz war, als er sich um vier Uhr ins Bett legte. Eine Minute später war er eingeschlafen.
     
    Den Sonntagvormittag verbrachte Lenz in seinem Büro und las Berichte. Am interessantesten waren für den Hauptkommissar die Erkenntnisse von Dr. Franz, dem Rechtsmediziner. Nach dessen Ausführungen war Wolfgang Goldberg ohne Zweifel durch Fremdeinwirkung gestorben. Mit dem Todeszeitpunkt tat sich der Arzt um einiges schwerer, er gab einen Zeitraum von 50 bis 70 Stunden vor der Obduktion an, war sich aber sicher, dass Goldberg im Laufe des Dienstags der vergangenen Woche ermordet worden war. Als wahrscheinlichste Uhrzeit nannte er nach der Analyse des Mageninhalts den frühen Nachmittag. Weiterhin hatte der Mediziner im Blut des Juristen einen hohen Anteil an Lorazepam gefunden, einem Beruhigungsmittel.
    ›Der war mächtig gedopt‹, hatte er mit Bleistift an der Seite vermerkt.
    Und er hatte unter den Fingernägeln und an den Händen des Toten jede Menge Dreck und Laubreste aus dem Reinhardswald gefunden.
     
    Die Kriminaltechnik hatte schon einen vorläufigen Bericht angefertigt. Goldbergs Büro war demnach frei von Fingerabdrücken gewesen, ebenso die Ordner, die Kostkamp mitgenommen hatte. Deren Inhalt entpuppte sich als wertloser Werbekram, den jemand zu Schauzwecken eingeheftet hatte. Auch die Suche nach DNA-Spuren war erfolglos geblieben. Die Wanzen waren zum LKA nach Wiesbaden geschickt worden, um bestimmen zu lassen, aus welcher Quelle sie stammen. Das Schloss zu Goldbergs Wohnung war nach Meinung der hinzugezogenen Einbruchsspezialisten aufgebrochen worden, und die Spurenlage deutete darauf hin, dass der Brandstifter die ganze Wohnung vor dem Legen des Feuers systematisch durchsucht hatte.
    Dass es sich um Brandstiftung handelte, hatten die Spezialisten der Feuerwehr in ihrem Bericht explizit festgestellt. Im Schlafzimmer des Juristen war Brandbeschleuniger benutzt worden. Zum Schluss wurde auf das in der Nähe von Goldbergs Leiche im Wald gefundene Feuerzeug hingewiesen. Darauf war ein Fingerabdruck sichergestellt worden, der allerdings nicht registriert war.
     
    Lenz gähnte, legte den Ordner der Kriminaltechnik zur Seite und die Füße auf den Schreibtisch.
    In dieser Position habe ich früher am liebsten geraucht, dachte er, und streifte über das am Morgen erneuerte Nikotinpflaster.
    Dann griff er

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