Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kammerflimmern

Kammerflimmern

Titel: Kammerflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gibert
Vom Netzwerk:
du ein Bild von diesem Blochin?«
    »Eins? Der Typ scheint jeder Kamera hinterherzugrinsen, es gibt hunderte. Hier ist er dabei, Trikots an einen Sportverein zu übergeben, was wohl eines seiner Hobbys ist. Alle größeren Vereine in der Gegend und aus allen wichtigen Sportarten rennen mit dem BBE-Logo auf der Brust herum. Angeblich lässt er sich dieses Engagement vier Millionen im Jahr kosten.«
    Lenz betrachtete das Foto. Er sah einen jugendlich wirkenden, nicht sonderlich großen, hellhäutigen Mann, eingerahmt von grinsenden Sportlern in Trainingsanzügen.
    »Das ist der Typ? Der sieht doch aus wie ein Lehrling.«
    Hain verzog das Gesicht.
    »Lehrling hin oder her, der Mann ist dick im Geschäft. Wie Rösler, der Insolvenzverwalter, schon sagte, macht er die meiste Kohle mit Russlanddeutschen, aber nach meinen Recherchen dringt er gerade in neue Kundenschichten vor.«
    Der Hauptkommissar legte die Stirn in Falten.
    »Das ist ja alles schön und gut, Thilo, aber dicke Haare kann ich in der Suppe keine entdecken.«
    »Nicht so ungeduldig, mein Meister und Mentor«, bremste der Oberkommissar und gab erneut ein paar Befehle in den Computer ein.
    »Das hier ist was, da könnte man schon von einem Haar sprechen.«
    Lenz überflog einen Vorgang, mit dem sich die Staatsanwaltschaft seit etwa zwei Monaten beschäftigte. Ein Mitarbeiter war nach seinem Ausscheiden bei der BBE zweimal verprügelt worden. Zudem hatte ihn die Firma mit, wie der Mann in seiner Strafanzeige behauptete, völlig überzogenen Rückzahlungsforderungen zu ruinieren versucht. Außerdem sei seine Frau mehrere Male in der Öffentlichkeit bedroht und seinem Kind nach der Schule aufgelauert worden.
    »Und das ist kein Einzelfall«, erklärte Hain seinem Chef und wechselte erneut zu einer anderen Seite.
    »Hier geht es um Nötigung, da um Körperverletzung, Betrug ist auch im Spiel. Insgesamt sind zurzeit elf Anzeigen gegen Blochin und die BBE anhängig.«
    Lenz sah ihn skeptisch an.
    »Na, Thilo, ein paar ehemalige Mitarbeiter zu verprügeln und ein paar Menschen umzubringen, das sind doch zwei verschiedene Paar Schuhe. Außerdem kann ich keine Verbindung zwischen der BBE und der IHK erkennen.«
    »Noch nicht, aber gleich«, gab Hain mit gespielter Überheblichkeit zurück und rief erneut die Internetseite der BBE auf.
    »Hier. Das Impressum gibt sein kleines Geheimnis preis …«
    Zuständige Aufsichtsbehörde für die Versicherungsvermittlung ist die Industrie- und Handelskammer Kassel, las der Hauptkommissar kopfschüttelnd.
    »Die IHK hat also dafür zu sorgen, dass bei der BBE alles im Rahmen der Legalität abläuft. Das ist doch mal eine Spur, mit der wir etwas anfangen können.«
    Er lehnte sich zurück und schob die Lesebrille nach oben.
    »Gut gemacht, Thilo. Das heißt zwar noch nicht sicher, dass Blochin und einzelne Mitarbeiter der IHK gemeinsam Dreck am Stecken haben, aber es deutet doch einiges darauf hin.«
    Er sah auf die Uhr.
    »Halb zwei. Jetzt hast du dir ein schönes Mittagessen verdient, ich lad dich ein.«
    Damit sprang er auf, streckte sich und ging Richtung Tür.
    Hain zog seine Daunenjacke über und drängte sich neben ihn.
    »Das bringt mir doch meine Frage von gestern Abend zurück in den Sinn: Wo zum Teufel bist du an diesem Samstagabend um diese Zeit und bei diesem Wetter mit wem im Arm hingefahren?«
    »Ich könnte es dir erzählen, Thilo, aber ich befürchte, du hast zu kleine Hände, um es zu begreifen.«
     
    Eine halbe Stunde später saßen sie sich bei zwei dampfenden Tellern Pasta gegenüber und besprachen während des Essens ihr weiteres Vorgehen.
    »Wir sollten mindestens zwei Kollegen von ihren derzeitigen Fällen abziehen«, schlug Hain vor.
    »Das reicht nicht, Thilo. Mir wäre es am liebsten, wir würden eine Sonderkommission bilden, dann hätten wir einen besseren Zugriff auf Leute und Ressourcen. Brisant genug dafür ist die Sache auf jeden Fall. Wie auch immer, wir müssen noch einmal mit dieser Roswitha aus der Friedrich-Ebert-Straße sprechen. Wenn es stimmt, dass einer der Männer, die Frau Patzke verprügelt haben, bei ihr ans Telefon gegangen ist, steckt sie tiefer in der Sache, als es zunächst den Anschein hatte. Das machen wir am besten gleich nach dem Essen.«
    Hain legte die Gabel zur Seite und zog seinen Notizblock aus der Jackentasche.
    »Ich schreib mal besser mit, wenn du so anfängst.«
    »Dann statten wir morgen Vormittag der BBE und diesem Herrn Blochin einen Besuch ab. Vermutlich bringt es

Weitere Kostenlose Bücher