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Kammerflimmern

Kammerflimmern

Titel: Kammerflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gibert
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hast.«
    »Mach ich.«
     
    »Steif gefroren«, stellte der Arzt fest, nachdem er den Körper des Toten auf einer Plane abgelegt und kurz abgetastet hatte.
    Lenz trat neben ihn und sah auf das blau schimmernde Gesicht. Dr. Franz beleuchtete mit einer Taschenlampe den Hals des Mannes.
    »Aha«, machte er.
    »Was entdeckt?«, fragte Lenz erwartungsvoll.
    »Kommen Sie mal näher, Herr Kommissar.«
    Er zog Lenz zu sich herunter und deutete auf eine Reihe kleiner blauer Flecke, die oberhalb und unterhalb des hässlichen Seilabdrucks am Hals zu sehen waren.
    »Er hat versucht, sich das Seil vom Hals zu halten. Das muss jetzt nicht zwangsläufig heißen, dass er unfreiwillig da oben hingekommen ist, weil viele Selbstmörder es sich im letzten Moment noch anders überlegen. Aber es könnte durchaus darauf hindeuten, dass ihn jemand da oben hingezogen hat. Außerdem gibt es Fesselspuren an seinen Handgelenken.«
    »Ich glaube nicht, dass er freiwillig da oben gelandet ist, Herr Doktor. Die Art, wie das Seil befestigt war, deutet eher auf Fremdeinwirkung hin.«
    Lenz knöpfte den Mantel des Toten auf, griff in die Innentasche, zog eine Brieftasche hervor und reichte sie Hain.
    »Dein Einsatz, Eulenauge.«
    Dann durchsuchte er die Außentaschen des Mantels, fand jedoch nur eine angebrochene Packung Papiertaschentücher und einen Fettstift für die Lippen.
    Hain hatte in der Zwischenzeit die Brieftasche durchsucht.
    »Personalausweis, Führerschein, Kreditkarten, EC-Karte, Jahresplaner. Das komplette Programm.«
    Er hielt Lenz einen Personalausweis vor die Nase, doch der winkte ab.
    »Lies vor.«
    »Wir haben es mit Wolfgang Goldberg aus Kassel zu tun«, erklärte Hain. »Geboren am 17. Mai 1962 in Schwalmstadt.«
    »Wo wohnt er?«
    »Hab ich doch gesagt, in Kassel.«
    Lenz spürte die Kälte an seinen Beinen hochsteigen.
    »Geht’s vielleicht ein klein bisschen genauer?«
    »Narzissenweg 26a.«
    »Weißt du, wo das ist?«
    »Harleshausen. Ganz oben links, glaube ich.«
    Der junge Kommissar nahm eine weitere Plastikkarte aus der Brieftasche.
    »Einen IHK-Ausweis hat er auch bei sich.«
    »Seit wann trägt man denn IHK-Ausweise spazieren?«, fragte Lenz erstaunt.
    »Nein, nicht so, wie du meinst«, antwortete Hain. »Er arbeitet bei der IHK.«
    Dann sah er zu dem Toten hinunter. »Besser gesagt, er hat dort gearbeitet.«
    Dr. Franz stand auf und streckte sich. »Zum Todeszeitpunkt lässt sich jetzt leider nichts sagen, so steif, wie der gefroren ist. Aber wenn ich mehr weiß, kriegen Sie sofort Bescheid. Allerdings ist hier einiges sehr, sehr merkwürdig.«
    Lenz verkniff sich weiterführende Fragen, weil er wusste, dass der Mediziner das nicht mochte.
    »Danke, Herr Doktor.«
     
     

3
    Zehn Minuten später stapften die beiden Kommissare den gleichen Weg zurück, auf dem sie gekommen waren, und machten sich auf den Rückweg nach Kassel.
    »Das war er nicht selbst«, stellte Hain fest, nachdem er auf die jetzt vom Schnee geräumte Hauptstraße in Richtung Hofgeismar eingebogen war.
    Lenz regelte die Heizung herunter und kratzte sich am Kinn.
    »Nein. Wir fahren jetzt bei ihm zu Hause vorbei und sehen, ob es eine Frau Goldberg oder etwas in der Art gibt. Lust hab ich zwar gar keine darauf, aber es bleibt uns wohl nichts anderes übrig.«
    Der Hauptkommissar gab umständlich die Adresse des Toten ins Navigationssystem ein, gähnte herzhaft, lehnte sich in den Sitz zurück und schloss die Augen.
    »Wie war’s beim Preisreiten auf der toten Sau?«, fragte sein Kollege, als sie durch Hofgeismar fuhren, und meinte damit offensichtlich die Weihnachtsfeier vom Vorabend.
    Lenz kräuselte die Stirn.
    »Furchtbar. Einfach furchtbar. Nächstes Jahr mache ich es wie du und geh einfach nicht hin. Hätte ich dieses Jahr schon machen müssen.«
    »Manchmal solltest du auf mich hören, Chef.«
    »Stimmt«, seufzte Lenz.
    Kurz vor Kassel bogen sie in Vellmar von der Bundesstraße ab und holten sich in einem amerikanischen Schnellrestaurant einen Kaffee, den sie während der Weiterfahrt aus Schnabeltassen ähnelnden Bechern tranken.
    Es war noch immer stockdunkel, als die Computerstimme aus dem Navigationsgerät ihnen vermeldete, sie hätten in 400 Metern ihr Ziel erreicht. Genau in diesem Moment nahm Lenz den beißenden Geruch in der Luft wahr.
    »Hier brennt es irgendwo.«
    »Hoffentlich nicht bei unserem Toten, sonst hätte er doppeltes Pech.«
    Hain kam nicht mehr dazu, seinem Vorgesetzten den genauen Hintergrund seines Kalauers zu

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