Kammerflimmern
aus, dann wurde die Tür geöffnet und Maria stand vor ihm.
»Komm rein«, flüsterte sie, zog ihn am Kragen hinter sich her in den Flur, warf die Tür krachend ins Schloss, umarmte und küsste ihn.
»Schön, dass du gekommen bist. Ich hatte schon Angst, meine Einladung wäre etwas kurzfristig für dich und deine Planung gewesen.«
»Nein, nein«, antwortete er, befreite sich sanft aus ihrer Umklammerung und versuchte, einen Blick in die Wohnung zu werfen.
»Immer im Dienst, der Herr Kommissar«, tadelte sie ihn mit gespieltem Vorwurf in der Stimme.
»Ich wollte nur wissen, ob wir allein sind.«
Sie deutete um die Ecke in ein angrenzendes Zimmer.
»Nein, sind wir leider nicht. Da drinnen sitzt Erich. Er hat ein paar Würfelbecher mitgebracht und erwartet von dir, dass du jetzt mit ihm um die Rechte an seiner Frau spielst.«
Lenz warf einen schnellen Blick um die Ecke. Außer einem einladenden französischen Bett und ein paar anderen Schlafzimmerutensilien gab es in dem Raum jedoch nichts zu sehen.
»Und was für eine Wohnung hast du hier besetzt?«
Maria ging nach links in die Küche, nahm zwei Tassen aus dem Schrank und füllte Kaffee ein.
»Du nimmst doch einen?«
»Ja, gerne.«
»Also, die Sache mit der Wohnung ist relativ schnell erzählt. Sie gehört einer Freundin von mir, Judy Stoddart. Sie ist Amerikanerin und wir kennen uns seit einer Ewigkeit. Als ihr Mann vor ein paar Jahren mit einer Jüngeren abgehauen ist, hat sie ihr Haus verkauft und sich dafür diese Wohnung zugelegt. Gestern hat sie mich angerufen und gefragt, ob ich in den nächsten Tagen oder Wochen, das wusste sie nicht genau, hier nach den Blumen sehen könnte. Sie musste nach Amerika fliegen, weil ihre Mutter vor ein paar Tagen einen Schlaganfall hatte.«
Maria küsste ihn auf die Nase, drückte ihm die Kaffeetassen in die Hand und schaltete das Licht aus.
»Und das ist der Grund, warum wir jetzt ein kleines Liebesnest hier in Harleshausen haben. Komm, wir gehen rüber in die Komfortzone.«
»Und es ist sicher, dass nicht irgendwann eine Putzfrau hier erscheint oder jemand, der sich um die Fische im Aquarium kümmern will?«
»Gibt kein Aquarium, Judy mag keine Tiere. Und sie ist sehr penibel und würde es nie zulassen, dass jemand anderes als sie selbst sich mit der Pflege ihrer vier Wände beschäftigt. Du musst keine Angst haben, Paul, wir sind hier ganz unter uns und ungestört. Sogar die Rollläden habe ich gleich runtergelassen, als ich gekommen bin.«
Maria schob ihn sanft vor sich her, bis sie vor einer halbrunden Ledercouch standen. Dort nahm sie ihm die Tassen ab, stellte sie auf den Tisch, zog ihm die Jacke aus und warf sie über einen Stuhl.
»Und jetzt hör bitte auf mit dieser Paranoia, setz dich hin und erzähl mir, wie viele Verbrecher du heute zur Strecke gebracht hast.«
»Gar keinen«, antwortete er resigniert und ließ sich nach hinten fallen.
Maria streifte ihre Schuhe ab, griff nach einer leichten Decke, die am unteren Ende des Sofas lag, und rollte sich darin ein, den Kopf auf seinen Beinen.
»Und warum gab es heute keine bösen Buben zu fangen?«
Es ist wie nach Hause kommen, dachte Lenz, bevor er antwortete.
»Na ja, den einen oder anderen hätte es schon gegeben.«
Und dann erzählte er ihr von seinem Tag. Sie hörte aufmerksam zu, nickte manchmal mit dem Kopf oder schüttelte ihn. Als Lenz auf den Anruf ihres Mannes zu sprechen kam, wurde sie ernsthaft wütend.
»So was erzählt er mir nie. Er tut immer, als sei er der Oberbürgermeister aller Kasseler, aber in Wahrheit hält er so wenig Kontakt wie möglich zu den einfachen Leuten. Nur seine Parteibonzen oder solche Wichtigtuer wie dieser Blochin, die haben einen direkten Draht zu ihm. Und natürlich diejenigen, die ihm vielleicht irgendwann noch einmal nützlich sein könnten. Manchmal kann ich nicht so schnell kotzen, wie mir schlecht wird.«
Er strich über ihr Haar, beugte sich nach unten und küsste sie auf die Stirn.
»Nun mal ganz ruhig, Maria. Ich kann deinen Ärger gut verstehen, aber er ist Politiker. Und er handelt wie ein Politiker.«
»Wie ging die Sache dann weiter?«, wollte sie wissen.
Er erzählte von Hains großartigem Bluff und dem Risiko, das sie damit eingegangen waren.
»Es wird schon gut gehen. Wir hoffen mal, dass Blochin glaubt, dass wir das Gespräch wirklich aufgezeichnet haben. Wenn nicht, stehen wir allerdings ganz schön mit dem Hintern an der Wand.«
Als er in seinen weiteren Schilderungen bei dem Anruf
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