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Kammerflimmern

Kammerflimmern

Titel: Kammerflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gibert
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inkompetentem Personal herumärgern müsse.«
    »Und was meinst du?«
    »Vielleicht war der Anrufer ja Roll oder dieser Blochin. Und vielleicht geht Erich in diesem Fall wirklich zu weit mit seinem Filz und seiner Kumpanei.«
    »Nur weil er bei dem Gebrüll heute dabei war, heißt das noch nicht automatisch, dass er etwas mit den Morden oder Blochins Machenschaften zu tun hat. Allerdings passt es nicht zu ihm, dass er sich so exponiert. Normalerweise taucht dein Gatte doch nie in der ersten Reihe auf, sondern zieht lieber die Fäden aus dem Hintergrund.«
    »Das stimmt mich auch nachdenklich, Paul. Erich ist der gerissenste, kaltschnäuzigste und cleverste Mensch, den ich kenne, wenn es darum geht, seinen Arsch aus irgendeiner Schusslinie zu halten. Aber hier scheint er seine Vorsicht völlig über Bord zu werfen.«
    »Ich glaube nicht, dass er etwas mit den Morden zu tun hat, Maria, aber die Art, wie er sich für Blochin stark macht, ist schon seltsam.«
    Sie setzte sich aufrecht, nahm einen Schluck Kaffee und ließ sich dann wieder mit dem Kopf auf seinem Bein nieder.
    »Gibt es eigentlich was Neues von diesem Frommert?«
    »Er ist heute Morgen gestorben. Vermutlich war es das Beste für ihn.«
    »Also sucht ihr einen weiteren Mörder?«
    »Na ja, vielleicht wurden die drei, oder besser die fünf, ja von dem gleichen umgebracht. Wir haben übrigens heute die wahrscheinliche Verbindung zwischen den Hainmüllers und dem aktuellen Fall herausgefunden.«
    Sie sah ihn mit großen, vorwurfsvollen Augen an.
    »Und das erzählst du mir so beiläufig? Was war es denn?«
    »Die Frau hat bei der IHK gearbeitet, als 400-Euro-Kraft. Bis jetzt wissen wir zwar noch nicht, was genau sie mit der Sache zu tun hatte und warum sie und ihr Mann sterben mussten, doch wir sind immerhin einen großen Schritt weitergekommen. Wir haben im Sommer nicht besonders gründlich in ihrem Umfeld ermittelt, weil wir nicht davon ausgegangen sind, dass die Morde mit ihr zu tun hatten. Wir dachten, er sei das Ziel gewesen und die gute Hedwig zufällig hineingeraten, aber vermutlich haben wir uns getäuscht.«
    »Ihr habt geschlampt!«
    »Ein bisschen, vielleicht«, gab er zerknirscht zu.
     
    Um Viertel nach eins verließ er das Haus und machte sich zu Fuß auf den Heimweg. Seine Schritte knirschten auf dem Schnee, und die Kälte kroch ihm in den Nacken. Er zog den Kragen und die Nase hoch, dachte an eine Zigarette und wunderte sich über sein noch immer intaktes Suchtverhalten.
    Der Mond schien kaum wahrnehmbar durch die dicke Wolkendecke, und der diffuse Schein der gedimmten Straßenlaternen erhellte seinen Weg nur mäßig. Immer wieder trat er mit einem Fuß auf oder gegen einen der aufgeschippten Schneehaufen, die das Trottoir von der Fahrbahn trennten. Auf Höhe der Wegmannstraße glaubte er, hinter sich ein Geräusch zu hören. Instinktiv beschleunigte er seinen Schritt, drehte sich im Gehen um und sah nach hinten, konnte jedoch in der Dunkelheit nichts erkennen. 100 Meter weiter hörte er erneut etwas, und diesmal war er sicher, dass hinter ihm jemand war. Wieder drehte er sich um und sah diesmal zwei schemenhafte Gestalten, die etwa 20 Meter hinter ihm waren und schnell näher kamen. Der Kommissar bemerkte, wie sich seine Nackenhaare aufstellten, seine Handinnenflächen schlagartig feucht wurden, und versuchte in ein leichtes Joggen zu verfallen, was er allerdings schon lange nicht mehr gemacht hatte. Wieder sah er sich um und realisierte, dass seine beiden Verfolger in wenigen Sekunden zu ihm aufschließen würden, weil sie ein viel höheres Tempo liefen als er. In der aufsteigenden Panik griff er unter seine linke Achsel, doch diese Reaktion war nicht mehr als eine Übersprunghandlung, weil ihm klar war, dass seine Dienstwaffe im Präsidium lag. Nun hörte er durch seinen gepressten Atem hindurch zum ersten Mal deutlich die Schritte hinter sich. Sein Mund wurde trocken, er bekam schlecht Luft und konnte mit knapper Not den Sturz über einen Schneehaufen vermeiden, der plötzlich vor ihm auftauchte.
    Die Schritte hinter ihm wurden immer lauter, und Lenz kämpfte gegen die stärker werdende Angst, hatte dem Gefühl jedoch nichts entgegenzusetzen. Nun waren die beiden direkt hinter ihm. Er versuchte verzweifelt, noch einmal schneller zu werden, doch in diesem Moment sprang der eine der beiden auf die Fahrbahn, überholte ihn mit Respekt einflößender Leichtigkeit, sprang vor ihm auf den Bürgersteig, streckte einen Arm nach vorne und zwang ihn

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