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Kammerflimmern

Kammerflimmern

Titel: Kammerflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gibert
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der mich im Übrigen wirklich beeindruckt hat, auf mich zielte, dachte ich, dass ich gleich sterben würde. Glaub mir, das ist eine Erfahrung, die mich wahrscheinlich noch ein paar Tage beschäftigen wird. Auf mich hat in meiner ganzen Dienstzeit noch nie jemand mit einer Waffe gezielt, geschweige denn abgedrückt. Du kannst mir glauben, dass ich weit davon entfernt war, den Helden zu spielen.«
    Hain nickte.
    »Wir müssen trotzdem irgendwas unternehmen.«
    »Ich weiß. Ab morgen machen wir Blochin richtig Feuer unter dem Hintern. Steuerfahndung, Arbeitsagentur, Zoll, Bauaufsicht, jeder, der will, soll den Laden unter die Lupe nehmen.«
    »Mein lieber Mann, da hast du dir aber viel vorgenommen. Sicher ruft Schoppen-Erich wieder bei dir an und schimpft dich, wenn wir so gegen seinen Spezl vorgehen.«
    Lenz dachte einen Moment daran, wie gerne er dem OB eine Beteiligung nachweisen würde.
    »Den nehmen wir auch gleich unter die Lupe. Sollte er da irgendwie drinhängen, geht er mit hoch.«
    »Du glaubst doch nicht wirklich, dass der was mit den Morden zu tun hat?«
    Der Hauptkommissar antwortete nicht, sondern zuckte nur mit den Schultern.
    »Ich hab ein ganz anderes Problem«, ließ er seinen Kollegen wissen. »Mein Mobiltelefon liegt als Elektroschrott auf der Wegmannstraße. Was muss ich machen, um möglichst schnell an ein neues zu kommen?«
    Hain zuckte mit den Schultern.
    »Vielleicht sollten wir hinfahren und nachsehen, ob deine SIM-Karte zu retten ist. Das würde die ganze Sache erheblich vereinfachen.«
    »Da ist vielleicht ein Auto drübergefahren.«
    »Vielleicht, vielleicht auch nicht. Um sicherzugehen, sollten wir nachsehen.«
    Lenz hatte nicht die geringste Lust, in die Wegmannstraße zurückzukehren, doch Hain erläuterte ihm, dass das Auffinden der Karte seine Telefonprobleme auf ein neues Gerät reduzieren würde, wohingegen er ohne SIM-Karte wesentlich mehr Laufereien zu erwarten hätte. Das überzeugte den Hauptkommissar, und zehn Minuten später suchten die beiden im Scheinwerferlicht von Hains Wagen die Straße ab. Sie sammelten einige kleine Teile auf, bevor der Oberkommissar das übel zugerichtete, jedoch komplette Oberteil des Telefons neben einem Gullydeckel fand.
    »Scheint nicht dein Glückstag zu sein«, meinte er vielsagend und betrachtete skeptisch die Einzelteile in seiner Hand. Dann ging er zu seinem Wagen, stellte sich davor, fummelte im Licht des Scheinwerfers nach der SIM-Karte und hielt sie schließlich in der Hand.
    »Drin war sie noch. Ob sie funktioniert, werden wir gleich wissen.«
    Er nahm sein eigenes Telefon, öffnete es und tauschte die beiden Karten aus.
    »Deine PIN?«
    Lenz nannte ihm die vierstellige Nummer, und nach einer kurzen Wartezeit nahm das Telefon ohne erkennbare Schwierigkeiten seine Arbeit auf.
    »Jetzt hätte ich die historische Chance, mir deine SMS und die letzten Verbindungen anzusehen.«
    Lenz sah ihm unsicher dabei zu, wie er die Karte entfernte.
    »Aber das ist nicht mein Stil. Ich hoffe vielmehr immer noch darauf, dass du mir eines Tages aus tieferer Zuneigung erzählst, was du mitten in der Nacht in dieser gottverlassenen Gegend gemacht hast.«
    Er reichte ihm die SIM-Karte.
    »Und welches Geheimnis du seit Jahren nicht mit mir teilen willst.«
    Ein Schmunzeln huschte über sein Gesicht.
    »Die Karte funktioniert, wenigstens diese Sorge kann ich dir nehmen.«
    Gegen halb fünf lag Lenz im Bett. Zwei Stunden später stand er auf, ohne eine Minute geschlafen zu haben, und ließ sich Badewasser ein.
     
    Um Viertel vor acht saß er Ludger Brandt in dessen Büro gegenüber und berichtete ihm von den Ereignissen der Nacht. Der Kriminalrat hörte aufmerksam zu, konnte jedoch seine immer stärker werdende Besorgnis nicht verhehlen.
    »Wir hätten eine Großfahndung einleiten können, Paul. Niemand hätte gewusst, dass das mit dir passiert ist, aber vielleicht hätten wir sie so gekriegt.«
    Lenz schüttelte den Kopf.
    »Ich hätte bei irgendjemandem klingeln müssen, um zu telefonieren und die Kollegen zu verständigen. Mitten in der Nacht klingelt ein dreifach mit roter Farbe besudelter Kripomann und will telefonieren. Wenn das kein gefundenes Fressen für die Medien ist?«
    Brandt strich sich über das Kinn.
    »Stimmt. Trotzdem bin ich mit deiner Vorgehensweise nicht hundertprozentig glücklich. Was hast du überhaupt da draußen gemacht, mitten in der Nacht?«
    Lenz wiederholte seine Lüge von der Schlaflosigkeit, die Brandt erstaunlicherweise ohne

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