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Kammerflimmern

Kammerflimmern

Titel: Kammerflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gibert
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später weinte er hemmungslos.

22
    »Schön, dass du gleich gekommen bist.«
    Lenz stand in der Tür seiner Wohnung und sah dem verschlafenen Hain ins Gesicht.
    »Ich hoffe, du hast einen wirklich guten Grund dafür, mich um diese Zeit aus dem Bett zu holen, Paul.«
    »Den hab ich. Komm rein.«
    Er ging mit dem Oberkommissar in die Küche, wo die rot beschmierte Jacke auf dem Tisch lag. Hain warf einen flüchtigen Blick darauf, drehte den Kopf zu Lenz, fixierte erneut das Kleidungsstück und riss die Augen auf.
    »Was ist denn hier los?«
    »Setz dich erst mal. Willst du einen Kaffee?«
    Hain sah ihn ärgerlich an.
    »Nein, will ich nicht. Ich will wissen, was los ist.«
    Der Hauptkommissar goss für sich einen Becher ein, schob seinem Kollegen einen Stuhl hin, setzte sich ebenfalls und schilderte Hain den Überfall. Dessen Gesichtsausdruck wechselte dabei zwischen Sorge und Wut.
    »Das gibt’s doch nicht. Die hatten es wirklich auf dich abgesehen? Wo ist das denn passiert?«
    Mit dieser Frage hatte Lenz gerechnet und sich gleichzeitig ein wenig davor gefürchtet.
    »In der Wegmannstraße.«
    Hain musste einen Moment überlegen.
    »In der Wegmannstraße? Wie kommst du denn mitten in der Nacht in die Wegmannstraße?«
    »Ich konnte nicht schlafen und bin spazieren gegangen. Sie sind mir wahrscheinlich von hier aus gefolgt und haben auf eine dunkle Ecke gewartet.«
    Sein Kollege sah ihn zweifelnd an.
    »Du bist doch sonst kein Nachtwanderer, Paul, und offen gestanden glaube ich dir kein Wort. Aber es ist mir scheißegal, wie du dort hingekommen bist, wichtig ist nur, dass wir sofort eine Großfahndung nach den beiden starten.«
    Er strich mit der linken Hand über die mittlerweile getrocknete Farbe auf der Jacke.
    »Es kann ja wohl nicht sein, dass irgendwelche Mafiaschergen jetzt Scheinhinrichtungen an Polizisten vornehmen.«
    Lenz schlug sich mit der flachen Hand an die Stirn.
    »Denk doch mal nach, Thilo. Die wissen genau, dass sie mich brutal erschreckt und gedemütigt haben. Und wir können sicher sein, dass es die Gleichen sind, die der alten Patzke die Visage vermöbelt haben. Also erwarten sie von uns, dass wir jetzt mit Mann und Maus nach ihnen suchen. Das machen wir aber sowieso. Außerdem hab ich überhaupt keine Lust, morgen oder übermorgen in jeder deutschen Zeitung zu lesen, dass ich von zwei brutalen Gangstern so richtig fertiggemacht worden bin und mir dabei fast in die Schuhe geschissen hab. Vielen Dank auch.«
    Hain legte die Stirn in Falten.
    »Das heißt, du willst mit niemandem darüber sprechen?«
    »Nein, natürlich nicht. Die SoKo muss es erfahren, und natürlich Ludger. Aber wir müssen verhindern, dass die Medien es mitkriegen.«
    »Glaubst du, dass Blochin dahintersteckt?«
    »Ganz sicher. Die beiden machen die Drecksarbeit für ihn, genau wie bei Frau Patzke. Und der Verdacht, dass die beiden auch Patzke und Goldberg kaltgemacht haben, dürfte nicht allzu weit hergeholt sein.«
    »Das glaube ich nicht. Oder vielleicht will ich es mir auch nur nicht vorstellen. Wenn die beiden mehrfache Mörder sind, warum ballern sie dann mit einer Gotcha-Pistole auf dich und machen es nicht gleich richtig?«
    Lenz schluckte.
    »Ich hab schon gedacht, dass sie es richtig machen würden. Die beiden sind absolute Profis, gehen total systematisch vor und wissen genau, was sie tun. Wenn sie mich hätten erschießen wollen, hätten sie es getan, aber es war ihnen von Anfang an klar, dass sie mich nur erschrecken wollten.«
    »Und warum?«
    »Vielleicht hat Blochin es so angeordnet, als Warnung, was weiß ich?«
    Wieder fiel der Blick des jungen Kommissars auf die beschmierte Jacke.
    »Wie bist du eigentlich nach Hause gekommen?«
    »Gelaufen. Nachdem sie weg waren und ich wieder halbwegs denken konnte, hab ich die Beine in die Hand genommen und bin geflitzt, was aus den alten Lungen rausgekommen ist. Ich war zwar sicher, dass sie weg sind, wollte aber kein Risiko eingehen.«
    »Hättest du etwas anders gemacht, wenn du deine Kanone dabeigehabt hättest?«
    Lenz dachte lange nach.
    »Vielleicht. Wenn ich jetzt hier sitze und überlege, dann war es sicher besser, sie nicht dabeigehabt zu haben. Es klingt bestimmt blöd, aber ich glaube, diese Kerle sollte man besser nicht reizen.«
    Hain sah ihn verständnislos an.
    »Heißt das, wir geben uns dieser Form der Gewalt geschlagen? Das kann jetzt nicht dein Ernst sein, Paul.«
    Wieder dachte der Hauptkommissar lange nach.
    »Als ich da stand, Thilo, und dieser Kerl,

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