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Kammerflimmern

Kammerflimmern

Titel: Kammerflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Even Anne; Holt Holt
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Agnes Klemetsen gedacht, und so hatte sie Lars Kvamme aus der Wohnung geschafft. Als er gegangen war, hatte sie sich die Sache aber doch noch einmal überlegt und war zum Essen im Ekeberg-Restaurant zehn Minuten zu spät gekommen. Peinlich natürlich, aber das Essen hatte sie jedenfalls auf andere Gedanken gebracht.
    Bis jetzt.
    Diese Sara Zuckerman sollte wohl eine Koryphäe sein. Obwohl Lars die Frau offenbar verabscheute, war auch deutlich, dass er sie unfreiwillig bewunderte. Er hatte betont, dass sie sich niemals so aufführen würde, wenn sie etwas zu verbergen hätte. Ebenso starrköpfig war er gewesen, als Agnes der Professorin egoistische Motive unterstellt hatte. Dr. Zuckerman könnte sich einer fatalen Falschbehandlung schuldig gemacht haben, hatte sie vorgeschlagen, und deshalb die Verwendung des Deimos infrage stellen wollen. Aber diese Theorie hatte Lars nur ein verächtliches Schnauben entlockt.
    Vermutlich handelte es sich um eine Bagatelle. Um Einkaufsregeln, um Zufälle oder ganz einfach um Rivalität zwischen zwei Fachkräften an einem Krankenhaus, das nicht groß genug für beide war. Die Götter mochten wissen, dass Agnes Klemetsen in ihrer Zeit als Aufsichtsratsvorsitzende des Osloer Universitätskrankenhauses genug Fälle dieser Art gesehen hatte.
    Aber wenn mit Deimos doch etwas nicht stimmte, wenn wirklich ein Zusammenhang zwischen der Implantation des Deimos und den beiden Todesfällen bestand ...
    Dieser Gedanke ließ sich nicht zu Ende denken.
    Es wäre eine Katastrophe.
    Der staatliche Pensionsfonds hatte über ein Sechstel des gesamten Vermögens in eine Gesellschaft investiert, die niemals Geld verlor.
    Agnes schüttelte rasch den Kopf.
    Ich bin übermüdet, dachte sie und ging in die große, leere Küche. Ihr Kreuz schmerzte noch immer, und ihr Gürtel spannte mehr als sonst. Es war eine Woche zu früh, und ihr fiel ein, dass sie schon lange nicht mehr bei einer Gynäkologin gewesen war.
    Ein kaltes Bier würde jetzt guttun. Ein Glas Wein vielleicht. Sie zögerte einen Moment, dann goss sie Wasser in den Kocher und schaltete ihn ein.
    »Aber wenn«, flüsterte sie und öffnete den Schrank, in dem sie Tee vermutete, »aber falls ...«
    Falls etwas nicht stimmte, würde diese Sara Zuckerman natürlich Alarm schlagen. Agnes hatte Lars zweimal diese Schwäche in seiner Theorie vorgehalten, und beide Male hatte er mit einem unverständlichen Murmeln geantwortet.
    Das Wasser kochte schon. Im Schrank gab es keinen Teebeutel, und sie konnte das Teesieb nicht finden. Entschlossen gab sie einen guten Teelöffel Kusmi-Tee in einen Becher und ließ die schwarzen Fasern in dem dampfenden Wasser ertrinken. Aus dem Schrank daneben nahm sie zwei Schokokekse, dann ging sie langsam ins Wohnzimmer zurück.
    Es war schon halb zehn.
    Minus sechs Stunden an der Ostküste der USA.
    In New York war noch Nachmittag.
    Sie stellte den Becher auf den Tisch und nahm das Telefon aus dem Ladegerät auf dem kleinen Beistelltisch neben dem Sofa.
    Otto Schultz hatte ihr die geheimste seiner drei Telefonnummern gegeben, ebenso die exklusivste Mailadresse. Dabei hatte er ihr zugeflüstert, die seien schwieriger zu besorgen als Barack Obamas.
    Zu Agnes Klemetsens vielen Eigenschaften gehörte auch eine seltene Begabung für Small Talk. Schon auf der Handelshochschule hatte sie dieses Talent entdeckt, und seither hatte sie es veredelt und weiterentwickelt. Viele ihrer Kommilitoninnen waren hübscher gewesen als sie, einige tüchtiger, aber keine hatte über ihre Fähigkeit verfügt, durch Charme und gespieltes Interesse am Gegenüber die Aufmerksamkeit ihrer Umgebung zu erregen. Jetzt brauchte sie weniger als eine Minute, um Otto Schultz von Mercury Medical laut auflachen zu lassen, weil ihr Gepäck bei ihrer Rückkehr aus den USA vertauscht worden war. Er lachte nicht nur, es wirkte auch wie eine Selbstverständlichkeit, dass sie ihn auf der anderen Seite des Atlantiks anrief, um ihm zu erzählen, wie sie reagiert hatte, als sie den Koffer eines achtunddreißig Jahre alten Mannes öffnete.
    »By the way«, sagte sie einige Minuten später. »Ich hätte da eine kleine Frage zum Mercury Deimos.«
    Am anderen Ende der Leitung wurde es still. »Hallo?«, fragte sie.
    »I’m here. Was ist mit Deimos?«
    »Habt ihr ...«
    Agnes bereute, sich nicht besser auf dieses Gespräch vorbereitet zu haben. Andererseits, bei genauerer Überlegung hätte sie ihn wohl kaum angerufen.
    »Habt ihr irgendwas darüber gehört, dass mit

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