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Kammerspiel: Der fünfte Fall für Rünz (German Edition)

Kammerspiel: Der fünfte Fall für Rünz (German Edition)

Titel: Kammerspiel: Der fünfte Fall für Rünz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Gude
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Aktivitäten ab sofort lückenlos überwachen. Im Gegensatz zu seinem
Patienten hatte sich Antolini nie für Technik interessiert. Die notwendigen Fertigkeiten
und Kenntnisse hatte er sich in den vergangenen Monaten angeeignet. Mit seinem autodidaktischen
Expresskurs in Nachrichten- und Überwachungstechnik hatte er sich innerhalb kürzester
Zeit für eine lukrative Geheimdienststelle qualifiziert. Es war alles eine Frage
der Motivation – und wer konnte besser motivieren als der Mann mit der Sense, der
immer wieder drohend an die Tür klopfte?
    Natürlich
nahm er für Os Observation außerhalb von dessen Wohnung die Dienste einer Detektei
in Anspruch. Ein etwas heruntergekommener, alkoholkranker Kommissar im Vorruhestand
übernahm die Überwachungsleistungen, zu denen Antolini wegen seiner Konstitution
nicht mehr in der Lage war. Der Detektiv kannte weder die Gründe für die Observation
noch Antolinis wahre Identität, und so sollte es auch bleiben. Doch der Analytiker
musste im Umgang mit seinem Dienstleister Vorsicht walten lassen. In dessen Brust
schien immer noch das alte Ermittlerherz zu schlagen, er interessierte sich immer
wieder für Dinge, die nichts mit seinem klar abgegrenzten Aufgabengebiet zu tun
hatten.
    Stellte
dieser Schnüffler ein Sicherheitsrisiko dar? Fühlte er sich über sein Honorar hinaus
auch Recht und Gesetz noch verpflichtet? Antolini schob alle Bedenken beiseite.
Exkommissar hin oder her – gelang sein Vorhaben, war die Wahrscheinlichkeit, entdeckt
zu werden, fast gleich null. Sicher, da existierte die theoretische Möglichkeit,
dass O private Aufzeichnungen über die Behandlung führte oder mit einem Freund oder
Bekannten über Details aus der Analyse sprach. Antolini hatte diese Möglichkeiten
mehrfach während der Analyse thematisiert und nie einen Hinweis von O erhalten,
der solche Aktivitäten bestätigen würde. Und wenn solche Aufzeichnungen oder Mitwisser
tatsächlich existierten, waren sie juristisch vollkommen irrelevant. Sie spiegelten
nicht mehr wider als die verzerrte Realitätswahrnehmung eines psychisch kranken
Menschen. Und selbst wenn, dachte Antolini. Er würde jeden Preis zahlen, um nur
wenige Jahre zusätzliche Lebenszeit zu gewinnen. Auch wenn er sie in einer kleinen
Zelle verbringen musste.
    Antolini
erreichte das Erdgeschoss, schlurfte durch den Hausflur und trat durch die schwere
Holztür auf den Bürgersteig. Die kühle Abendluft wirkte auf seinen Kopf wie eine
kalte Dusche. Die Gedanken an die Unwägbarkeiten seines Planes waren wie weggeblasen
und machten Platz für eine verloren geglaubte Instanz seiner Seele. Noch einmal
meldete sich mit Macht sein Gewissen zurück. Mit dem, was er tat, verriet er alles,
wofür er mit seinem Namen in fast einem Vierteljahrhundert analytischer Arbeit eingestanden
hatte. Er trat sein Berufsethos mit Füßen und benutzte die Psychoanalyse, dieses
reine und unschuldige Kind der Erkenntnis und Aufklärung, als Waffe für seinen persönlichen
Überlebenskampf. Aber meldete sich in diesen schweren Selbstvorwürfen nicht der
Narzisst in ihm? War ein Mensch, der so schwere Schuld auf seine Schultern lud,
nicht eitel herausgehoben aus der Masse der durchschnittlichen Sünder? Und war es
nicht immer schon anmaßend und bevormundend von ihm gewesen, einem Suizidgefährdeten
die Entscheidung zum Leben als die richtige anzuempfehlen? War die Entscheidung,
freiwillig aus dem Leben zu gehen, nicht genauso richtig und gerechtfertigt wie
die weiterzuleben? Wer war er, darüber zu urteilen, ob das seelische Leid eines
am Leben verzweifelnden Menschen tatsächlich zumutbar war?
    Antolini
schüttelte den Kopf, um die fruchtlose Reflexion aus seinen Hirnzellen zu vertreiben,
und wendete auf dem Bürgersteig nach links, um den Heimweg anzutreten. Erst jetzt
sah er die dunkle Gestalt, die neben der Eingangstür an der Putzfassade lehnte.
Es war O.

Dritter Akt

1
     
    Klient: Eigentlich
hatte ich mir fest vorgenommen, Sie nicht mehr zu besuchen, Karl. Ich halte Sie
für unberechenbar und unkontrollierbar. Sie sind ein Choleriker, ein Lügner und
Betrüger. Ich gebe zu, ich habe mit dem Gedanken gespielt, zur Polizei zu gehen,
nachdem Sie mich mit Ihrer Waffe bedrohten. Und ich habe diese Idee noch nicht völlig
verworfen. Und darüber hinaus werde ich Ihnen eine Zivilklage an den Hals hängen.
Sie haben meinen Auftrag unter Vorspiegelung falscher Tatsachen bearbeitet.
     
    (…)
     
    Was ist los
mit Ihnen, Karl. Was sagen Sie zu Ihrer

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