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Kammerspiel: Der fünfte Fall für Rünz (German Edition)

Kammerspiel: Der fünfte Fall für Rünz (German Edition)

Titel: Kammerspiel: Der fünfte Fall für Rünz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Gude
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szenetypische Devotionalien- und Literatursammlung in seinen Regalen
überspringen wir mal. Um es vorwegzunehmen: Einen Hinweis auf seinen Verbleib habe
ich nicht gefunden. Aber Belege, wie er systematisch versucht hat, die Identität
seines Organspenders zu klären. Kopien von Einschreiben an ›InterTransplant‹ mit
den abschlägigen Antworten, Listen mit Telefonnummern von Rechtsanwälten, Auszüge
aus der einschlägigen Rechtsprechung, die er sich im Internet zusammenrecherchiert
hat. Ich konnte natürlich nichts mitnehmen, aber zwei der Schreiben von ›InterTransplant‹
habe ich mit der Digicam abfotografiert. Schauen Sie sich mal diese Ausdrucke an.
Vier Wochen liegen zwischen den beiden Briefen.
     
    Klient: Hm,
lassen Sie mal sehen … Das ist doch unmöglich! Das verstehe ich nicht, das ist nicht
plausibel. Zuerst weist ›InterTransplant‹ darauf hin, dass die Preisgabe der Spenderidentität
absolut unmöglich ist – und vier Wochen später liefern sie Welders Name und Adresse
des Spenders, weil dessen Angehörige angeblich in die Auskunft eingewilligt haben?
     
    Detektiv: Lesen
Sie weiter, schauen Sie sich die Personalien des Spenders an.
     
    Klient: Samuel
Goldstein, Dambruggestraat in Antwerpen, Motorradunfall. Das klingt …
     
    Detektiv: Die
Adresse liegt mitten im jüdischen Viertel neben dem Hauptbahnhof in der City von
Antwerpen. Riecht arg nach Klischee, oder? Sieht so aus, als hätte jemand schnell
mal die häufigsten jüdischen Namen und die europäischen Städte mit den größten jüdischen
Gemeinschaften gegoogelt. Ich habe das gecheckt. Der Spender ist erfunden. Einen
neunzehnjährigen Juden mit dem Namen Samuel Goldstein, der vor zwei Jahren in Antwerpen
tödlich mit dem Motorrad verunglückt ist, hat es nie gegeben.
     
    Klient: Eine
Fälschung? Um Welders zu verunsichern?
     
    Detektiv: Ich
bitte Sie – natürlich! Wie hoch ist der Anteil von Juden an der Gesamtbevölkerung
in den europäischen Ländern, in denen ›InterTransplant‹ vertreten ist? Und wie hoch
ist der Anteil dieser Juden, die mit einem Spenderausweis herumlaufen? Ein Prozent?
Vielleicht zwei? Und ausgerechnet ein Darmstädter Neonazi soll das Spenderherz eines
belgischen Juden erhalten? Das ist absurd. Vergleichen Sie mal die Logos des Institutes
auf dem Briefkopf. Auf den ersten Blick identisch. Das auf dem zweiten Brief ist
allerdings deutlich pixeliger, und die Farben stimmen nicht genau überein. Das Logo
wurde entweder von der Internetseite des Institutes reinkopiert oder von einem Originalschreiben
gescannt. Und der Schrifttyp des Textes ist zwar ähnlich, aber nicht genau derselbe.
Das zweite Schreiben ist definitiv ein Fake. Da hat einer eine Rechnung mit Welders
offen, will ihn fertigmachen!
     
    Klient: Aber
der gefälschte Brief nimmt Bezug auf seine Anfragen – der Fälscher muss also von
Welders’ Recherche gewusst haben.
    Detektiv: Und
er muss gewusst haben, wie ein Schreiben von ›InterTransplant‹ aussieht, denn einigermaßen
hat er die Sache ja hinbekommen.
     
    Klient: Also
waren Sie nicht der Erste, der in seiner Wohnung herumgeschnüffelt hat …
     
    Detektiv: Schon
möglich.
     
    Klient: Ob Welders
die Fälschung erkannt hat?
     
    Detektiv: Wer
weiß, man muss schon etwas genauer hinschauen. Jedenfalls wurde das Schreiben laut
Datum vierzehn Tage vor dem letzten Kontakt mit Ihnen und vier Tage vor dem letzten
Kontakt mit seiner Mutter verfasst. Sein Verschwinden könnte also etwas mit dem
Brief zu tun haben. Die Frage ist auch, warum er so was offen in seiner Wohnung
herumliegen lässt. Denn wenn seine Kameraden das in die Finger kriegen, ist er geliefert.
     
    Klient: Oh,
Ihr Telefon. Wollen Sie nicht rangehen, Herr Rünz?
     
    Detektiv: Ja,
wenn Sie einen Moment entschuldigen.
     
    Karl Rünz, Private
Investigations. Herr Merz, ich grüße Sie! (…) Ja bitte, ganz kurz, legen Sie los.
(…) Hm. (…) Hmm. (…) Das ist nicht Ihr Ernst. (…) Ein absurder Vorwurf. Die Katze
war zwölf Jahre alt, ein klarer Fall von Altersschwäche. (…) Damit kommt sie nicht
durch. (…) Auf keinen Fall, nur über meine Leiche. (…) Angriff ist die beste Verteidigung,
genau. (…) Ich muss jetzt Schluss machen, habe einen Klienten hier. Wir besprechen
das morgen. Ihnen auch, auf Wiederhören.
     
    Klient: Ärger?
     
    Detektiv: Mein
Scheidungsanwalt.
     
    Klient: Also
Ärger!
     
    Detektiv: Er
sagt, meine Frau stelle gerade mit ihrem Anwalt Verhandlungsmasse für den Auftritt
vor dem

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