Kampf Dem Chaos
an. »Du kritisierst nur immer. Was kannst du denn schon?«
Ihre blauen Augen wurden plötzlich schiefergrau und das ganze Zimmer verdunkelte sich. Draußen schlugen die Fensterläden gegen die Wand und ein kalter Winterwind peitschte über mich hinweg und zerrte an der Decke.
Ich schluckte. Tamra hatte wirklich etwas von Justen gelernt. »Na gut. Du hast die Winde in deiner Gewalt. Was willst du?«
»Erstens verlange ich etwas Respekt. Du und alle anderen Männer, ihr glaubt nicht an meine Macht, wenn ich sie nicht dauernd zur Schau stelle. Zweitens möchte ich, dass du deine wirkliche Stärke zeigst. Willst du alles wegwerfen, was du gelernt hast, nur weil du so stur bist? Willst du in diesem Bett liegen bleiben, bis dich jemand auf Knien anfleht aufzustehen? Ist der arme kleine Ordnungs-Meister so geschlagen worden ...?«
Ich setzte mich auf, trotz der Schmerzen im Bein und im Arm schwang ich mein gesundes Bein über die Bettkante und schleifte das andere hinterher. Für eine Sekunde musste ich mich am Kopfende festhalten.
»Nicht schlecht. Justen dachte nicht, dass du dazu stark genug wärst. Aber er ist ein Weichling.« Tamra grinste, was mich an Gerlis erinnerte.
»Du bist wirklich ein Miststück.« Die Worte gingen einher mit Weißem Schmerz.
»Wenn du diese Übung öfter wiederholst, wirst du viel früher als vorgesehen aufstehen können.« Sie sah mich an. »Es hat dich ja wirklich schlimm erwischt, was, armer Lerris?«
Ich musste mich wieder in die Kissen legen. »Antonin hat dich damals wirklich in Schwierigkeiten gebracht, nicht wahr, starke Tamra?«
»Also gut!«, fuhr Tamra sachlich fort. »Kasee muss Berfirs Gesandtem mehr als nur einen Schrecken einjagen. In einem Achttag wird er hier eintreffen und du solltest bis dahin wieder gehen können. Solche Menschen müssen ständig erinnert werden. Deshalb wirst auch du bei dieser Audienz Grau tragen.«
»Ich trage keine graue Kleidung. Ich trage Braun.«
»Willst du Krystal enttäuschen? Oder all die Soldaten, die umgekommen sind? Willst du, dass der Gesandte Kasee übertrumpft?«
»Keiner übertrumpft den Autarchen so einfach.«
»Ich meine, sie verfügt über kein großes Heer und jeder Gesandte, der hierher kommt, wird das sofort bemerken. Was hat sie schon? Sie hat mich und dich und Krystal und eine kleine, aber feine Truppe Söldner. Du musst zu diesem Treffen und Eindruck machen, was dir aber mit brauner Kleidung nicht gelingen wird.«
»Und wie soll ich in die Hose hineinkommen?«
»Rissa sagt, dass du anstatt der Nähte am rechten Hosenbein Knöpfe brauchst, doch das dürfte die geringste Schwierigkeit sein. Das wäre sowieso notwendig gewesen.«
»Gut. Ich werde zu diesem Treffen oder der Audienz oder wie auch immer gehen. Ich werde aber meine braunen Sachen tragen. Und jemand kann mich auf einem Karren dort hineinschieben. Ich werde wirklich eindrucksvoll aussehen.«
»Einen neuen Stab besorge ich dir. Du wirst hineinhumpeln, bevor der Gesandte eintrifft. Mit dem neuen Stab und in den grauen Kleidern wirst du alle beeindrucken.«
»Ich werde erst Grau tragen, wenn auch Justen zu diesem Treffen kommt.«
»Gut. Er kommt. Drei Magier werden ausreichen. Ich habe graues Leder und den passenden Stoff dazu mitgebracht. Rissa sagte, sie könne Hose und Tunika nähen, und du wirst sie dafür bezahlen.«
»Ich bezahle sie sowieso.«
»Dann zahl ihr mehr. Du hast doch Gold von Kasee bekommen.«
»Ha! In der nächsten Zeit werde ich keinesfalls arbeiten können, wir müssen ohnehin alle verhungern.« Das stimmte zwar nicht ganz, noch nicht, aber Tamra hatte mich in Rage gebracht.
»Dann solltest du daran arbeiten, dich selbst zu heilen.« Tamra stand auf. »Ich werde Rissa sagen, sie soll gleich mit dem Nähen anfangen. Sie wird deine Maße nehmen müssen, jag ihr also keinen Schrecken ein.«
Sie schenkte mir ein letztes Lächeln und weg war sie.
Ich starrte auf Die Basis der Ordnung. Schließlich nahm ich das Buch in die Hand und fing an zu lesen, doch den Sinn der Worte begriff ich immer noch nicht.
»... die Ordnung der Erde ist die Ordnung der Ordnung innerhalb und außerhalb des Chaos; der, der die Ordnung der Erde beherrscht, beherrscht die Welt, würde er denn die Last des Leids tragen, das er hervorruft ...«
Leid? Jede Art von Ordnung schien für irgendjemanden in Leid zu enden. Wie kam es, dass es kein Buch für Chaos-Meister gab, in dem über Leid geschrieben wurde? Weil sie sich sowieso nicht darum scherten? Scherten
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