Kampf Dem Chaos
sollte es sich mit den Menschen anders verhalten?
Die Tür ging auf und herein kam Justen.
»Lass uns doch mal sehen, wie schnell du dich erholst.«
Ich verfügte nicht mehr über sehr viel überschüssige Energie, doch ich setzte alles, was ich hatte, ein, um jede Spur einer Chaos-Infektion abzuwehren und den Heilungsprozess zu unterstützen. Mehr als Unterstützung war laut Justen und der Basis der Ordnung nicht gut. Ich legte das Buch auf den Tisch.
Justen zog die Decke zurück und begann mit dem Arm.
»Hmmmmm ... nicht schlecht. Das wird nicht mehr lange dauern.«
Was wird nicht mehr lange dauern? fragte ich mich. Seine Stimme schien lauter zu werden und verstummte plötzlich, aber vielleicht lag es an meinen Ohren.
»... fast verstümmelt, dieser ...«
Er meinte mein Bein, das mit Holz und Leder bandagiert war. Es fiel mir nicht leicht stillzuhalten, als Justen mich untersuchte, mein Körper war übersät mit gelben und grünen Flecken und Prellungen, einen Arm und ein Bein konnte ich fast gar nicht bewegen. Seine Finger tasteten mich vorsichtig ab, trotzdem schmerzte es.
»Du wirst es überleben.«
»Ist das alles, was du zu sagen hast?«
»Lerris, wenn man den Zustand bedenkt, in dem du hier ankamst, ist das schon sehr viel. Quetschungen, Verbrennungen, Knochenbrüche ...«
»Verbrennungen?«
Justen schüttelte den Kopf. »Du hast eine einfache Schwefelquelle in ein brodelndes Inferno verwandelt und wärst dabei fast selbst verbrannt.«
»Ich wusste gar nicht, dass ich das getan hatte.«
Der Graue Magier atmete tief und langsam ein. »Du hast elementares Chaos tief unter der Erde angezapft und es direkt an die Erdoberfläche geführt. Elementares Chaos ist heißer als ein Schmiedefeuer. Was hast du gedacht, was geschehen würde?«
»Alles aus dem Buch.« Ich deutete auf die Basis der Ordnung. »Ich habe herausgelesen, dass ich Gerlis zerstören könnte, wenn ich ihn mit genügend Chaos überhäufte und er damit an die Grenzen seiner Fähigkeiten stieße.«
»Das ist dir gelungen.« Justen schüttelte den Kopf. »Aber dadurch hast du das Tal in eine Hölle der Dämonen verwandelt und fast alle hydlenischen Truppen vernichtet. Meines Erachtens hast du eine Art Schild aufgebaut, der dich und die Kyphrer gerettet hat.« Er schnaufte. »Du hattest Glück, das muss man dir lassen. Die anderen kyphrischen Truppen einschließlich Krystal hielten sich in sicherer Entfernung auf und wurden deshalb nicht von der ersten Feuerwelle erfasst.«
Ich zuckte die Schultern und es tat nicht einmal sehr weh. »Was hätte ich tun sollen? Hätte ich zulassen sollen, dass Gerlis alle verbrennt, mich eingeschlossen?« Manchmal war Justen eine Plage. Genau wie Talryn und mein Vater auch, immer nur hielten sie mir vor Augen, was ich falsch gemacht hatte. Wo war er überhaupt gewesen? Irgendwo bei einer Frau ... und jetzt beschwerte er sich – wieder einmal – darüber, dass ich alles verpfuscht hätte. Sämtliche Magister waren so. Talryn, Lennett – sie sagten nur ständig, dass man für jeden Fehler, den man beging, bezahlen müsste. Allerdings verrieten sie einem immer erst, dass es ein Fehler war, wenn man ihn bereits begangen hatte.
Ich runzelte die Stirn und erinnerte mich an Tamra, die etwas von einem Lebensband erwähnt hatte. Ich konzentrierte mich auf Justen und versuchte, ihn mit meinen Sinnen zu betrachten, und obwohl die Anstrengung mir wie tausend kleine Nadeln in den Augen brannte, ließ ich nicht locker.
Er kam mir anders vor – als wäre sein gesamter Körper aus kleinen Chaos-Bausteinen zusammengesetzt, die mit Ordnung überzogen waren. Tamra hatte Recht. Ich fühlte ein Lebensband, das weit weg führte. Vielleicht ... war er verheiratet. Justen mit einer Frau – auf Dauer? Ich fragte mich, was ich noch alles nicht wusste oder nicht gesehen hatte.
»Du hättest ihn in Ruhe lassen können. Chaos-Magier leben ohnehin nicht sehr lange. Das Chaos hätte sich irgendwann verflüchtigt.«
»Wann? Nachdem Berfir mit seinen Raketen nach Süden gekommen wäre und Kyphros erobert hätte?«
»Das wäre nicht geschehen.«
Justen hatte auf alles eine Antwort. Es war ermüdend und vorhersehbar und man brauchte eine gehörige Portion Geduld dafür, was an einem kriegerischen Ort wie Candar nicht immer allen von uns gegeben war, die wir keine Grauen Magier mit ewigem Leben waren. Da kam mir ein Gedanke, bei dem sich mein Magen zusammenzog. Wenn ich mit Hilfe der Ordnung über Chaos verfügen konnte, würde
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