Kampf Dem Chaos
flüstert Heldra.
Maris und Talryn tauschen Blicke aus.
XLV
D rei Morgen nachdem Justen und Tamra gegangen waren, nahm ich die Schiene ab. Das Bein schmerzte zwar nicht mehr, aber die Muskeln waren sehr schwach; nur Zeit und Übung konnten dagegen helfen. Dann machte ich mich wieder an Werfels Schreibtisch. Natürlich war der Leim im Topf inzwischen hart geworden. Das hieß, ich musste die Überreste aus dem Topf kratzen und im Mörser zerstoßen, um die Grundlage für frischen Leim zu erhalten.
Als ich den Topf in die Küche trug – ich versuchte nicht zu humpeln –, schnitt Rissa gerade verschiedene Gemüse.
»Schon wieder dieser widerlich stinkende Leim, Meister Lerris?«
»Ja, schon wieder dieser widerlich stinkende Leim, Rissa.«
»Das Essen ... ich will nicht, dass es nach Tierhufen riecht.«
»Ich brauche den Leim für den Schreibtisch, an dem ich gerade arbeite.«
»Ihr habt doch selbst einen Kamin in der Werkstatt.« Rissa schnaubte.
»Man kann die Hitze des offenen Feuer so schlecht kontrollieren. Auf dem Herd geht das besser.« Ich wechselte das Thema. »Was gibt es zum Abendessen?«
»Scharfen Hammeleintopf.«
Ich nahm es zur Kenntnis. Rissas scharfe Eintöpfe waren so scharf, dass man den Hammel darin getrost vergessen konnte, aber sie hatte noch nicht ausgeredet.
»Ich habe auf dem Markt mit Verillya gesprochen, sie kocht für Hunsis. Das ist der mit dem großen Fuhrunternehmen – sie wohnen an der großen westlichen Straße, kurz vor der Abzweigung zur Sägemühle. Ihr solltet mit Hunsis sprechen, Meister Lerris. Seine Frau – sie heißt Freka und für sie arbeitet Verillya eigentlich wirklich – sie, ich meine Freka, legt Wert auf feine Möbel und Hunsis verdient mit Sicherheit genug, um sie zu bezahlen. Seine Wagen fahren bis nach Sarronnyn, jetzt da die alte direkte Straße dank Euch wieder von allen benutzt werden kann ...«
Während sie sprach, schnitt sie weiter Gemüse und Kartoffeln und warf alles in einen großen Topf. Ihre Finger schienen ähnlich schnell und geschickt wie die von Krystal zu sein – fast.
»Das ist eine gute Idee, Rissa. Nur habe ich jetzt schon Probleme, meine gegenwärtigen Aufträge zu erledigen.«
»Natürlich ist das eine gute Idee. Aber Ihr solltet eine Hilfe haben – einen Lehrling. Und wenn Ihr nicht mehr so viel durch und über die Berge zieht, habt Ihr vielleicht auch mehr Zeit ...«
»Vielleicht sollte ich auch keine Frau haben und nichts mehr für den Autarchen tun. Aber einen Lehrling könnte ich wirklich gebrauchen.«
»Genau. Ich werde mit Freka das nächste Mal über einen Lehrling für Euch sprechen.« Sie hielt inne. »Und Ihr solltet nicht den Helden spielen. Wenn Ihr beide Helden seid ...« Rissa hörte auf zu schneiden. »Ich rede die ganze Zeit und halte Euch von Eurer Schreinerarbeit ab.«
»Danke.« Ich ließ den Topf in einer Ecke des Herdes stehen. Wenn Rissa die Sache mit dem Lehrling in die Hand nahm, würden die Jungen ohne Zweifel bald hier Schlange stehen. Mehr Gedanken machte ich mir über die Anspielung auf den Helden. Hatte ich ein Mal auf der Stirn, das besagte, ich spielte den Helden? Helden wurden irgendwann getötet. Ich hoffte, dass auch Krystal kein Held sein wollte.
Zurück in der Werkstatt begann ich damit, die Vorderseiten der Schubladen glatt zu hobeln; ich zwang mich, nicht zu hetzen. Ich legte ein Holzscheit auf die Kohlen im Kamin, um damit die Temperatur gleichmäßig zu halten, und goss etwas Wasser in den alten Eisentopf, der an einem Haken über dem Feuer hing. Auch das hatte mir Onkel Sardit beigebracht. Das Holz ließ sich besser bearbeiten, wenn die Luft feucht war.
Durch Tagträumereien würde aber kein Schreibtisch oder Stuhl fertig werden, also nahm ich den Hobel und glättete damit die Vorderseite der oberen Schublade, vorsichtig, damit ich keine Kerben in die Kanten schnitt, wo die Maserung leicht splitterte. Ich hatte gerade die zweite Schublade vor mir liegen, als Rissa an die Tür klopfte.
»Meister Lerris, der Leim kocht fast über und ich will nicht, dass das Essen danach schmeckt.«
Ich legte den Hobel beiseite und holte den Leim aus der Küche. Ich hängte den Topf an den zweiten Haken beim Feuer, er war jedoch weit genug davon entfernt, sodass das Feuer den Leim nicht mehr zum Kochen brachte. Dann pinselte ich den Leim auf die Holzstifte und schob die Tischplatte in die richtige Stellung.
Der Leim musste erst einmal fest werden und ich wollte ohnehin ausprobieren, ob ich
Weitere Kostenlose Bücher