Kampf Dem Chaos
Wollmarkt ... dort ist die Wolle fast so gut wie die von der Schwarzen Insel ... sagt Kertis ...«
»Ich freue mich, dass es ihm gut geht.«
»Ja, das tue ich auch. Wollte nie Bauer werden, der Junge, hat schon immer die Stadt lieber gemocht und das Meer, wie sein Vater.«
Ich band Gairloch los und hob den Korb auf. »Was ist mit dem Korb?«
»Bringt ihn einfach das nächste Mal wieder mit – oder Rissa soll ihn zurückbringen.«
»Du wirst ihn bestimmt wieder bekommen.« Natürlich mussten ich oder Rissa ihn mitsamt neuem Inhalt zurückbringen – mit einem Laib Brot oder etwas Ähnlichem.
»Seid vorsichtig, Meister Lerris. Richtet Rissa aus, dass Kertis ihr Schwarzbrot vermisst. In Ruzor gibt es so etwas nicht. Vergesst nicht, es ihr zu sagen.«
»Das werde ich nicht.« Mit meinem Bein und dem Korb musste ich vorsichtig aufsteigen.
Brene stand noch auf der schiefen Veranda, als Gairloch nach Norden in die Hauptstraße einbog. Auf dem Heimweg war es nicht mehr so kalt oder zumindest schien es so, denn der Wind kam nun von hinten.
Als ich vor unserem Stall anhielt, musste ich noch ein wenig im Sattel sitzen bleiben, bevor ich abstieg. Meinem Bein ging es nicht schlecht, aber die Oberschenkelmuskeln waren noch nicht wieder stark genug für einen so langen Ritt, obwohl Gairloch und ich uns Zeit gelassen hatten. Außerdem wollte ich die Eier im Korb heil nach Hause bringen – was uns auch gelang.
Den Korb stellte ich auf die Boxenwand, dann sattelte ich Gairloch ab.
Er wieherte.
»Nicht genug Bewegung?«
Ich gab ihm einen Getreidekuchen, auf dem er lustlos herumkaute. Er beschwerte sich jedoch nicht, als ich mit dem Korb hinausging, den ich in der Küche ablieferte. »Hier sind die Eier.«
»Danke, Meister Lerris. Würdet Ihr sie bitte auf den Tisch stellen ...« Rissa wandte sich nicht von ihren Mehlschüsseln ab.
»Ich habe Brene, wie befohlen, nur einen Kupferling gegeben. Kertis hat durch Bursa eine Nachricht geschickt. Brene sagte, dass Kertis dein Schwarzbrot vermisst. In Ruzor gibt es kein so gutes Brot.«
»In ganz Kyphrien oder Dasir oder Felsa gibt es kein Schwarzbrot wie meines, die ganze Welt weiß das ...«
In der Küche roch es gut und ich begnügte mich mit einem halben Becher Rotbeerensaft, denn unsere Vorräte mussten bis in den späten Sommer hinein reichen.
»Brene auch. Sie erwartet sicher, dass ich ihr das nächste Mal, wenn ich Eier bei ihr hole, einen frischen Laib Brot in den Korb lege.«
»Den Eindruck hatte ich auch.«
»Sie ist gerissen, diese Brene, aber trotzdem ist sie eine gute Frau.« Rissa räusperte sich.
Ich zog mich aus der Küche zurück und ging in die Werkstatt, wo ich Hensils Stühle ein letztes Mal abschliff, bevor ich sie in den Wagen lud. Jeden einzelnen polsterte ich mit Säcken und Lumpen und über alles legte ich eine gewachste Plane, nur für den Fall, dass es regnen sollte.
Danach musste ich erst wieder zu Atem kommen. Ich saß nicht lange, da roch ich das heiße Metall des leeren Wassertopfes. Ich stand also auf und füllte ihn mit Wasser. Dann zog ich meine Jacke wieder an und ging hinaus in den Stall. Ich legte der Stute das Geschirr an und führte sie mitsamt dem Wagen hinaus in den Hof. Meine Muskeln wurden schon müde, ich humpelte. Am Anfang hatte ich nur einen kleinen Karren besessen, aber dann hatte mir Rissa erzählt, dass Hunsis einen großen Wagen übrig hatte. Nun standen also ein Karren und ein Wagen in meinem Stall. Irgendwie kam ein Teil zum anderen.
Gairloch wieherte beleidigt, als ich die Stute hinausführte.
»Du hast den Wagen noch nie gern gezogen, also beschwer dich nicht.«
Er wieherte noch einmal und ich fühlte mich ein wenig schuldig, als hätte ich einen Freund im Stich gelassen.
»Wo fahrt Ihr hin?« Rissa steckte neugierig den Kopf aus der Küchentür.
»Ich fahre die Stühle zu Hensil.«
»Ihr habt dieses Ding schon von Eurem Bein genommen? Geht es Euch auch gut?«
»Gut genug, um zu Hensil zu fahren und das Geld zu kassieren.«
»Männer ...« Sie verschwand wieder in der Küche.
Ich legte meinen Stab so auf die Ladefläche, dass ich ihn jederzeit erreichen konnte. Ich glaubte zwar nicht, dass jemand eine Ladung Stühle stehlen wollte – wenn es auch teure Stühle waren –, aber in Zeiten wie diesen musste man mit allem rechnen.
Ich löste die Bremse und zog an den Zügeln, doch nichts geschah. Ich zog ein wenig fester und der Wagen machte einen Satz nach vorn. Ich war froh, dass ich die Stühle
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