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Kampf Dem Chaos

Titel: Kampf Dem Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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festgebunden und gepolstert hatte. Am Ende der Zufahrt schleuderte der Wagen wild auf die Hauptstraße, die nach Kyphrien führte; ich war eine zu enge Kurve gefahren. Warum stellte ich mich mit allem immer so dumm an?
    Krystal war noch immer in Ruzor oder auf dem Rückweg und Justen und Tamra befanden sich irgendwo auf dem Weg nach Vergren. Obwohl es noch mehrere Achttage bis zum Frühlingsanfang waren, musste Justen dort sein, bevor die Mutterschafe trächtig wurden. In Candar schienen die Uhren anders zu gehen, denn in Recluce wurden die Mutterschafe früher trächtig. Das überstieg meinen Verstand. Waren die Schafe in Montgren anders?
    Es gab noch viel in Candar, das ich nicht verstand – zum Beispiel warum Kyphrien die Hauptstadt von Kyphros war, wo es doch so weit vom Meer entfernt lag. Von allen Ländern Candars, die einen Zugang zum Meer besaßen, hatten nur Kyphros und Sarronnyn Hauptstädte, die nicht am Meer lagen oder Zugang zu einem großen Fluss in der Nähe hatten, der von hochseetüchtigen Schiffen befahren werden konnte. War es Zufall, dass beide Länder von Frauen regiert wurden?
    Der Wind blies kräftig von den Westhörnern, kalt wie das Eis, das er auf seiner Reise vom Dach der Welt ans Meer mit durch das Land getragen hatte.
    Ich zog sanft an den Zügeln, einerseits wollte ich verhindern, dass das Pferd in einen Trab verfiel, der den Stühlen nicht gut täte – und mir übrigens auch nicht –, und andererseits etwas schneller vorwärtskommen.
    Trotz der Kälte und des Regens war die Straße nach Kyphrien hinein ziemlich eben. Ich winkte, als ich an Jahunt vorbeikam, dem alten, einäugigen Hausierer, der Scheren und Nadeln für Ginstal verhökerte.
    »Guten Tag, Ser Lerris. Passt auf, es wird bald regnen.«
    »Guten Tag, Jahunt. Die Wolken sind zu hoch heute.«
    »Nicht hoch genug, junger Freund. Nicht hoch genug.«
    »Wir werden sehen.«
    Ich versuchte, mit meinen Sinnen das Wetter aufzuspüren, doch es gelang mir nicht. Noch nie hatte ich Erfolg bei den hohen Winden gehabt. Deshalb war ich ja so überrascht gewesen über meine Fähigkeit, die Energieflüsse unter der Erde fühlen zu können. Hatte man schon jemals von einem Erd-Magier gehört? Welchen Nutzen hätte ein Erd-Magier, der zugleich ein Ordnungs-Magier war, außer dass er Metalle finden konnte? Vielleicht war das meine Bestimmung: Meister der völlig unnützen Ordnungs-Magie.
    Nahe der Stadt kamen mir zwei Soldaten auf einem riesigen Wagen entgegen, der zwar nur halb beladen, aber mit einer Plane bedeckt war. Beide trugen blaue Übermäntel und leichte Kettenhemden darunter – was gegen gewöhnliche Banditen ausreichte; einer guten Klinge oder auch einem Stab würden sie jedoch nicht standhalten.
    Der Ältere der beiden starrte mich an und ich starrte zurück, aber er ließ sein Schwert in der Scheide und sie ritten schweigend vorbei. Ich schickte meine Sinne aus, um festzustellen, was auf dem Wagen Wertvolles geladen war. Ich fühlte nur stoffähnliche Rohre. Dann fiel es mir ein – Teppiche, es waren Teppiche aus Sarronnyn. Das erklärte die blauen Übermäntel und die Soldaten. Die gemusterten sarronnesischen Teppiche zählten zu den besten der Welt, wenn es nicht sogar die besten waren.
    Das Westtor – welches eigentlich das Südwesttor war, aber von jedem nur Westtor genannt wurde – war unbewacht wie alle Tore nach Kyphrien. Warum auch? Jeder Feind musste tagelang reiten, um dorthin zu gelangen.
    Trotz der Kälte war der Marktplatz überfüllt und ich hörte den Tumult schon drei Straßenzüge vorher – weiter weg konnte ich mich nicht daran vorbeidrücken. Die einzige Ringstraße befand sich innerhalb der Stadtmauern Kyphriens, aus militärischen Gründen, wie ich vermutete.
    »Frische Hühner!!!! Holt euch die frischen ...«
    »... Gewürze ... Gewürze direkt aus dem Hafen von Ruzor ...«
    »... Getreidemehl ...«
    Zwei Jungen starrten auf meinen Wagen und dann auf mich. Einer runzelte die Stirn und winkte dann dem anderen. Gemeinsam verschwanden sie in einer Gasse. Ich war froh, dass ich den Stab mitgenommen hatte.
    Dann bogen wir in die Südstraße ein und ich schaute mich noch einmal um nach den kleinen Dieben, konnte sie jedoch nirgends entdecken.
    Ich verließ Kyphrien durch das Südtor und das Stimmengewirr ließ schlagartig nach, die Straße blieb jedoch gleich schlecht, besonders nachdem ich den Wagen über die Steinbrücke der Straße nach Ruzor gelenkt hatte; die Lehmfurchen auf der Südstraße waren zu

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