Kampf Dem Chaos
retten ... bis sie verloren sind ... du bist dem Heldentum verfallen, großer Magier ... komm zu uns ...
... nicht entkommen ... nicht entkommen – der Gedanke hämmerte in meinem Kopf. Kann nicht entkommen ... wem oder was kann ich nicht entkommen? Ein Held zu sein?
Ich schluckte und vergaß Verbrennungen, Rauch und Schmerz, dann reichte ich den furchtbaren Gestalten die Hand, lud sie ein, denn sie waren ich und ich war sie.
Ein dumpfes Klagen erhob sich irgendwo in der Tiefe ... und die Tiefe grollte.
Ich ließ den ohnehin schwachen Schild fallen und wartete.
Die Erde rumorte.
Ordnung und Chaos wirbelten um mich herum und ich wusste, dass sie nicht getrennt werden konnten, sie gehörten zusammen wie die zwei Seiten einer Münze. Ich verstand, dass man weder gegen Chaos noch gegen Ordnung kämpfen konnte, sondern nur gegen jene, die eine Seite der Münze missbrauchten. Mir wurde klar, dass dem Bösen, das von Recluce geschürt wurde, ein ebenbürtiges Übel entgegentreten würde. Ein Schauder durchfuhr meinen Körper.
Auch die Erde schauderte.
Chaos und Ordnung fuhren durch mich hindurch, brannten, aber beide gehörten zu mir und zu niemand anderem.
Schließlich wachte ich schweißgebadet auf. Lange lag ich regungslos da, bevor ich schließlich auffuhr und die Lampe anzündete. Ich traute meinen Augen nicht, als ich die versengten Stellen und Verbrennungen sah, die auf dem Laken und auf der Zudecke den Umriss meines Körpers formten.
Ich torkelte zu dem kleinen Spiegel. Mein Körper war übersät mit Verbrennungen, Blasen überzogen mein rotes Gesicht. In meinem Kopf hämmerte es, als hätte man ihn in einen Holzschraubstock gezwängt. Kleine, scharfe Messer stachen in meinen Augen.
Ich wagte nicht einmal, den Kopf zu schütteln, denn ich befürchtete, er fiele ab.
Langsam schlurfte ich in die Küche und zündete die Lampe dort an. Ich pumpte etwas Wasser aus dem Hahn und kühlte mein Gesicht und die Wunden auf meinem Körper. Der blutunterlaufene Striemen auf meinem rechten Arm wurde langsam grün und blau, der zweite über meiner Brust ebenso. Fünf böse Brandwunden zeichneten meinen linken Unterarm.
Mit meinen letzten Ordnungs-Kräften hielt ich das Chaos aus den Wunden fern, während ich den Gestank von Schwefel im Lampenlicht abwusch. Ich badete die schlimmsten Wunden so lange in kaltem Wasser, bis das Brennen nachließ.
»Meister Lerris ...«
Ich bemerkte nicht einmal, dass ich nackt war, als ich mich umdrehte.
»Ohhhh ...«
Rissa ging zu Boden wie ein Mehlsack. Sah ich so schlimm aus? Mein nackter Körper konnte sie doch nicht so erschreckt haben. Mit Sicherheit hatte Rissa schon vor mir nackte Männerkörper gesehen. Ich sah an mir hinunter.
Der Anblick war nicht gerade gefällig mit all den Striemen, Brandwunden, blauen Flecken und Schnittwunden – und das alles kam nur vom Daliegen und von der Suche nach Ordnung in der Tiefe?
Kein Wunder, dass viele Magier nicht sehr alt wurden.
Ich zog ein altes Hemd an, das weit und lang genug war, bevor ich Rissas Gesicht mit Wasser beträufelte.
Schließlich setzte sie sich auf, zitternd.
»Es tut mir Leid, Rissa. Ich wollte dich nicht stören.«
»Was ... was habt Ihr getan?«
Ihre Worte tanzten in meinen Ohren, doch ich verstand und antwortete. »Ich habe eine Magierlektion erhalten – eine sehr schwere. Aber anders geht es anscheinend nicht in meinen Kopf hinein.«
»Oh ... Meister Lerris ... wann werdet Ihr lernen, Euch nicht über alles lustig zu machen?« Sie richtete sich auf und kam auf die Füße.
»Wahrscheinlich nie.«
»Die Dunkelheit möge jene um Euch herum schützen ... möge uns alle schützen ...« Sie schluckte. »Wie die Kommandantin schon sagte, Ihr seid zum Helden geboren und das ist eine schwere Bürde.«
»Mir geht es gut.« Ich seufzte. »Heute Nacht kannst du nichts mehr für mich tun.«
»Bei der Dunkelheit ... koche für einen Magier ... und er verbrennt sich selbst ... schreckliche Welt, in der wir da leben ... schrecklich ...« Sie wankte in ihr Zimmer im hinteren Teil des Hauses. Ich hing den feuchten Lappen auf und ging ins Schlafzimmer.
Ich legte mich wieder ins Bett – auf Krystals Seite, dort wo nichts verbrannt und versengt war. Morgen würde Rissa neue Laken kaufen müssen.
Zuerst konnte ich nicht einschlafen, alles schmerzte, auch quälten mich endlose Fragen. Warum war es leichter, in der Erde nach Ordnung und Chaos zu suchen? Normalerweise müsste es doch schwerer sein ... Erde, Lehm und Felsen
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