Kampf Dem Chaos
Kasee kommt zurück und wir werden mit Liessa und noch einigen anderen essen.«
»Noch mehr Politik?«
»Was sonst?«
Sie umarmte mich noch einmal, bevor sie ging, und ich beobachtete von der Küchentür aus – nachdem Rissa die Tür hinter mir zugeschlagen hatte –, wie sie und die Garde in die Straße nach Kyphrien einbogen. In letzter Zeit hatte sie kein Wort mehr über mein vermeintliches Heldentum verloren. Aber wenn sie losritt und ihre gefährliche Arbeit tat, war das nicht der Rede wert.
Wegel war gerade mit dem Fegen fertig geworden und arbeitete an einer Leiste für die Reisetruhe, als ich hereinkam.
»I-i-ist das s-s-so r-richtig, M-meister L-l-l-erris?«
»Das ist wunderbar. Mach weiter damit. Ich werde mir ein letztes Mal Antonas Schreibtisch vornehmen.« Meine Finger strichen über die Intarsie. Wegeis Schnitzerei und meine Einpassung in das Kirschholz ergänzten sich wunderbar. »Mir gefällt das A. «
Wegel drehte den Kopf zu mir und lachte. Ich lachte zurück, froh, dass ich jemanden gefunden hatte, der mich verstand.
Ich holte tief Luft, säuberte den Hobel und prüfte die Werkzeugschneide, ich musste vorsichtig sein ... sehr vorsichtig. Noch einmal wischte ich mir über die schweißnasse Stirn und schickte meine Ordnungs-Sinne ins Holz, versuchte jede auch noch so kleine, raue Stelle im Kirschholz zu entdecken.
Viele gab es tatsächlich nicht davon und gegen Mittag war ich fast fertig mit meiner Arbeit, da hörte ich ein leises Murmeln im Hof. Ich legte das Werkzeug beiseite und ging zur Tür. Wegel blickte kurz auf und wendete sich dann wieder der Reisetruhe zu, für die wir keinen Käufer hatten – noch nicht.
Zwei Kinder standen auf den Steinstufen vor der Küchentür und sahen flehend zu Rissa auf. Eine dünne Frau, die sich ein zerrissenes, graues Tuch um den Kopf gebunden hatte, um sich damit vor der Sonne zu schützen, stand auf der anderen Seite des Hofes im Schatten der kleinen Eiche, die ich gepflanzt hatte, nachdem vor drei Jahren die Werkstatt fertig geworden war.
»Bitte ... wir sind so hungrig ...« Das Flehen des dunkelhaarigen, älteren Mädchens drang kaum an mein Ohr, so leise sprach sie. »Mama hat gesagt, du wirst uns bestimmt was geben.« Sie sah ihre jüngere Schwester an. Beide Kinder wirkten sauber, aber sie waren in Lumpen gekleidet, und die kleinen, sauberen Gesichter schienen viel zu schmal.
Ich drückte mich zurück in den Schatten der Werkstatt, bevor Rissa in meine Richtung sah.
»Nur ein wenig ...« Rissa Stimme klang ungehalten, aber noch nicht barsch. »Meister Lerris kann nicht alle durchfüttern.«
»Wir sind nicht alle«, sagte das kleinere Mädchen. »Du kennst uns doch. Ich bin Jydee und sie heißt Myrla und wir sind hungrig.«
»Ich werde mal nachsehen ...« Rissas Schritte entfernten sich.
War die Lage bereits so schlimm, dass die Kinder nichts zu essen hatten? Und an meiner Tür bettelten und nicht nur in den ärmeren Vierteln von Kyphrien? Ich musste damit rechnen, dass ich bald überhaupt keine Aufträge mehr erhielt. Bis jetzt hatten noch einige wenige etwas Geld übrig gehabt, doch das würde bald nicht mehr der Fall sein.
»Hier ...«
»Danke, Herrin Rissa ... danke ...«
»Dankt nicht mir. Bedankt euch bei Meister Lerris. Es ist seine Speisekammer.«
Ich stellte mich so an die Tür, dass ich unbemerkt nach draußen sehen konnte. Jedes Mädchen hielt einen halben Laib trockenes Brot und einige Oliven in der Hand. Langsam gingen sie über den Hof zu ihrer Mutter, die nackten Füße wirbelten roten Staub auf.
Jydee, die kleinere von beiden, schob sich blitzschnell eine Olive in den Mund und biss ins Brot.
Die Mutter winkte Rissa zu und die drei gingen die Ausfahrt hinaus.
Nachdenklich ging ich hinüber zu Rissa in die Küche.
»Meister Lerris ... Guysee ist eine gute Frau ...«
Ich hob beschwichtigend die Hand. »Ich will dich keineswegs tadeln. Man merkt den Kindern an, dass sich jemand um sie kümmert – aber auch, dass sie hungern müssen.« Ich deutete auf den Tisch in der Küche und schloss die Tür hinter uns, um die Hitze und den roten Staub auszusperren.
Ich nahm den Krug aus dem Kühler und goss mir etwas Rotbeerensaft ein. »Wer ist die Frau?«
»Guysee? Ich kenne Guysee schon seit vielen Jahren. Wylbel war ihr Mann. Er arbeitete für den alten Wollhändler Sinckor. Der starb, bevor ...«
»War das nicht der, dem dieses Land gehörte?«
Rissa nickte. »Sein Haus und Lagerhaus brannten nieder und er kam in den
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