Kampf Dem Chaos
und an die fünf Züge berittene Soldaten, die eine Staubwolke aufgewirbelt haben, die bis hinunter nach Lavah reicht.
»Verehrter Magier?«, begrüßt Leithrrse Sammel, als dieser die Tür öffnet.
»Ihr schon wieder? Was wollt Ihr diesmal? Mir die Stellung des Kaisers des Wissens von Hamor anbieten?« Sammel tritt hinaus ins gleißende Sonnenlicht, blinzelt und weicht sofort wieder zurück in den Schatten, den das Katendach spendet. »Kommt herein. Wir sollten das nicht vor aller Welt besprechen. Sie wird es ohnehin früh genug erfahren.«
Leithrrse folgt dem Weißen Magier hinein. Er tupft sich die Stirn mit einem Tuch ab. Am Mittag herrscht trotz der geöffneten Fenster große Hitze in der Kate.
»Ich bin gekommen, um mit Eurer Hilfe das verlorene Wissen zurückzugewinnen.« Leithrrse verbeugt sich.
»Welches verlorene Wissen? Warum stehen so viele Soldaten vor der Tür? Und verbeugt Euch nicht so oft. Das zeugt von falscher Demut, die nicht zu einem hamorischen Gesandten passt. Ich bezweifle, dass die Hamoraner so etwas wie Demut kennen.«
»Da mögt Ihr Recht haben. All das« – Leithrrse zeigt auf die Soldaten – »hängt damit zusammen. Ihr habt vielleicht schon gehört, dass ein Attentäter aus Recluce den Regenten Rignelgio getötet hat. Auch haben die unsichtbaren Kriegsschiffe aus Recluce einige unserer Schiffe versenkt. Dummerweise befand sich Flottenkommandant Kuliorrse an Bord eines dieser Schiffe. Und so bin ich im Augenblick mehr als nur ein bloßer Gesandter, eine Lage, die der Kaiser ohne Zweifel in Kürze ändern wird. Aber jetzt ...«
»Aber jetzt«, wiederholt Sammel vergnügt, »würdet Ihr es lieber sehen, wenn die hamorische Führung in Candar nicht noch weiter dezimiert würde. Seid versichert, dass ich mich noch mehr geehrt fühle als bei Eurem letzten Besuch.« Er verbeugt sich übertrieben tief. »Wobei handelt es sich bei diesem ›Wissen‹ und wie könnte es Eurer Hoheit dienlich sein? Oder gar Seiner Höchsten Majestät, dem mächtigen Kaiser?«
»Der Kaiser ist in der Tat mächtig ...«, fängt Leithrrse an, dann schüttelt er abwehrend den Kopf. »Ihr werdet unverschämt, Magier.«
»Und Ihr verzweifelt wohl langsam, verehrter Gesandter. Welches Wissen soll ich wiederfinden?«
»Einst gab es breite Straßen, die Freistadt mit Frven verbanden und von dort aus durch die Osthörner führten. Wir möchten diese Straßen ausfindig machen und wieder in Stand setzen, um sie befahren zu können.«
»Und natürlich sollen Eure Streitkräfte die Ersten sein, die sie nutzen.« Sammel wischt sich die Stirn ab.
»Leider haben wir weder Gelehrte noch Ingenieure zur Verfügung.«
»Und außerdem seid Ihr es leid, Euch mit Recluce auf dem Meer herumschlagen zu müssen ... Ihr glaubt wohl, auf dem Land würdet Ihr weniger Verluste erleiden.«
Der Gesandte wartet. Sein Blick fällt auf das Raketengewehr an der Wand und er spitzt die Lippen.
»Was werdet Ihr tun, wenn ich nein sage?«
»Nichts ... im Augenblick wenigstens.«
»Das klingt verdächtig nach einer Drohung.«
»Der Kaiser erinnert sich an Freunde.« Leithrrse wendet seinen Blick nicht vom Raketengewehr. »Aber er erinnert sich auch an die anderen.«
Sammel zupft an seinem Kinn. »Nun ... die Wiederinstandsetzung der Straßen. Dabei handelt es sich zweifellos um eine Art von Wissen.« Auch sein Blick fällt auf das Raketengewehr und wandert dann zu Leithrrse. »Beim letzten Mal habt Ihr eine Entlohnung erwähnt. An was habt Ihr da gedacht?«
»Ich ließ eine kleine Aufmerksamkeit hier das letzte Mal. Es war nur wenig, aber der Posten des Bibliotheksleiters ist noch frei. Außerdem reist es sich in Begleitung von Soldaten ... gesünder ... heutzutage.« Leithrrse sieht Sammel unverhohlen an.
»Solange das nur eine kleine Aufmerksamkeit war.« Sammel lacht. »In den Osthörnern ist es wenigstens kühler um diese Jahreszeit.«
»Ich habe mir erlaubt, ein Pferd mitzubringen, ich wusste nicht, ob Ihr eines besitzt.«
Sammel verzieht das Gesicht zu einem Lächeln. »Lasst mich noch ein paar Sachen zusammenpacken, bevor wir mit unserer Suche nach dem Wissen beginnen. Ihr könnt auch gleich die neue Aufmerksamkeit auf den Tisch legen.«
»Natürlich.« Leithrrse nickt eifrig. »Natürlich.«
LXXV
» W as wirst du heute machen?« Ich blickte Krystal ins Gesicht, als ich den Becher mit Rotbeerensaft an die Lippen hob. Frühe Rotbeeren, und teuer waren sie gewesen, aber ich konnte kein Wasser mehr sehen und hatte
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