Kampf Dem Chaos
kurz entschlossen ein Fass Rotbeerensaft gekauft. Und dazu, anständigerweise, ein Fass helles Bier für Krystal, obwohl sie nur wenig davon trank.
Ein Windstoß, heiß und staubig, fuhr durch die offene Küchentür herein. Rissa stieß die Tür mit einem Knall zu. »Immer ist die Tür offen ... da bleibt doch von der Kühle der Nacht nichts übrig.«
»Entschuldige.« Da sah ich auf. Warum entschuldigte ich mich? Ich hatte doch die Tür nicht offen gelassen. Einer aus Krystals Garde hatte das beim Hinausgehen verbrochen. Die Garde sattelte nämlich schon die Pferde und bereitete alles vor für den Ritt nach Kyphrien. Vielleicht war es auch Wegel gewesen. »Was machst du also heute?«, fragte ich erneut.
»Politik, wie immer.« Krystal lächelte säuerlich und stellte ihren Becher ab. Sie wirkte schon etwas erholter als vor zwei Tagen. All zu viel hatte ich von ihr allerdings nicht zu sehen bekommen zwischen Frühstück und Sonnenuntergang. Dennoch verschwanden trotz des vielen Schlafes die feinen Fältchen um ihre Augen nicht. »Mich mit Zeiber beraten und Pater Dorna einen Besuch abstatten, um auch die Menschen zufrieden zu stellen, die nur an einen Gott glauben. Mit Murreas habe ich mich sogar schon zwei Mal getroffen in den letzten Tagen.«
»Ist das nicht eigentlich Kasees Aufgabe?«
»Sie kommt erst heute im Laufe des Tages an, ab morgen wird sie diese Geschäfte wieder übernehmen. Aber so weiß sie morgen bereits, was die Minister und Priester denken, und diese werden sich geschmeichelt fühlen, weil wir beide sie nach ihrer Meinung fragen.«
»Durchschauen sie euer Spiel denn nicht?«
»Natürlich. Was zählt, ist die Form der Schmeichelei. Wir zeigen ihnen dadurch, dass wir sie für so bedeutend halten, dass wir beide uns mit ihnen beraten. Das wird sich herumsprechen und die Kyphrer werden erfahren, dass sich Kasee um Kyphrien und um ihre Untertanen kümmert. Dies ist sehr wichtig, besonders wenn eine Steuererhebung ansteht.«
Glücklicherweise verhielt es sich mit der Zauberei manchmal, wenn nicht sogar stets, weniger kompliziert als mit der Politik.
»Und was wirst du heute tun?« Krystal trank den Rotbeerensaft aus und stellte den Becher auf den Tisch.
»Ich? Ich werde die zwei Reisetruhen fertig stellen und Antonas Schreibtischstuhl abschleifen. Morgen möchte ich mit der Feinarbeit anfangen.«
»Und danach?«
Ich wusste es nicht. »Viel gibt es danach nicht mehr zu tun. Jeder, der Geld besitzt, ist entweder fortgegangen oder hortet es.«
»So ist es überall.«
»Ich weiß, aber ich verstehe es nicht.«
»Es ist ganz einfach. Die Reichen bestimmen den Wohlstand. Zumindest ist das Murreas' Meinung«, fügte sie erklärend hinzu. »Wenn jemand ein Möbelstück bei dir in Auftrag gibt, kaufst du Holz bei Faslik und Faslik ernährt damit seine Familie und die Arbeiter in der Sägemühle. Diese wiederum kaufen mit ihrem Geld Wolle, Tuch und Essen und was sie sonst noch brauchen. Was passiert also, wenn du keine Aufträge mehr bekommst? Du kaufst kein Holz ...«, Krystal hielt inne.
»Aber ich kaufe immer noch Lebensmittel und Wolle«, protestierte ich.
»Du kaufst nicht mehr so viel. Dann verdienen die Händler auch nicht mehr so viel, was bedeutet, dass sie nicht mehr so viel einkaufen können oder sie müssen die Preise anheben und das wiederum führt dazu, dass wir alle nicht mehr so viel kaufen können wie früher.«
Krystal hatte Recht und ich saß eine Weile einfach nur da und dachte nach. Ich machte mir bereits Gedanken um die zurückgehenden Aufträge.
Eine Hausgrille zirpte. Dem Zirpen wurde jedoch durch Rissas starken Arm und ein zusammengerolltes Geschirrtuch ein jähes Ende bereitet. »Ungeziefer ... die Hitze treibt es ins Haus. Sie suchen Wasser und fressen alles auf.«
Krystal grinste, streckte sich und stand auf. »Ich habe mich heute Morgen schon zu lange aufgehalten.«
»Dann wirst du dich also jetzt dafür bestrafen?« Ich stand auf und umarmte sie, ließ meine Finger über ihren Rücken streichen und massierte die verspannten Muskeln.
»Das tut gut.«
»Willst du noch immer aufbrechen?«
Ein Pferd wieherte ungeduldig im Hof, noch bevor sie etwas darauf erwidern konnte.
»Ich glaube, das ist die Antwort.«
Nach einer kurzen Schultermassage küsste ich sie und ließ sie los. Sie warf sich die abgetragene, tressenbesetzte Weste über die Schultern und gürtete sich das Schwert um die Hüfte.
»Es wird spät werden heute Abend, zum Essen werde ich nicht da sein.
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