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Kampf Dem Chaos

Titel: Kampf Dem Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Lerris!«
    Vorsichtig? In mancher Hinsicht wohl schon. War ich aber zu vorsichtig?
    Mit einem tiefen Seufzer nahm ich den Federkiel wieder zur Hand und tauchte ihn in die Tinte. Ich hatte noch keine vier Linien gezeichnet, als schon wieder Pferde in den Hof einliefen. Antonas Kutsche und ein Wagen, auf den mit schwarzer Farbe zwei Pferde und ein Wagen gemalt waren – eindeutig Werfels Firmenschild –, rollten in den Hof. Nicht Werfel fuhr den Wagen, sondern ein dünner grauhaariger Mann, begleitet von einem jüngeren und stämmigeren Burschen.
    Ich wagte mich hinaus in die sommerliche Hitze. »Seid gegrüßt, meine Dame.«
    »Ihr seid immer so höflich, Meister Lerris. Lasst uns gleich einen Blick auf das Meisterwerk werfen.«
    Ich verneigte den Kopf und hielt ihr die Tür auf.
    Sie trat ein und starrte Wegel so lange an, bis er rot anlief.
    »Es muss dir nicht peinlich sein, mein Junge, wenn sich eine alte, einschlägig bekannte Frau an deinem Anblick weidet. Dein Meister hat mir zu viele magische Kräfte. Außerdem würde es mich meinen Kopf kosten, wenn ich ihn so ansähe, und den will ich noch eine Weile behalten.«
    Ihren Kopf? Da wäre Krystal bestimmt nicht eifersüchtig.
    »Ich traue ihm das zu«, sagte Antona. »Ihr vielleicht nicht, aber ich.« Sie näherte sich dem Schreibtisch, der hinter der Tür stand. Zärtlich strich sie über die glatte Holzoberfläche. Ihre Augen blieben an dem geschnitzten A haften, dort wo sich das dunklere Lorkenholz dezent vom helleren Kirschholz absetzte.
    »Warum habt Ihr für die Intarsie dunkles anstatt helles Holz verwendet?«
    »Es sticht nicht so hervor, meine Dame. Ihr wollt doch sicher nicht damit angeben.«
    Sie lachte. »Meister Lerris, Ihr seid ein weiser Mann.«
    »Nur in mancher Hinsicht.« Ich erinnerte mich noch genau an ihren versteckten Hinweis auf Krystal.
    »Aber Ihr wisst um Eure Schwächen und das macht Euch stark.«
    »Ihr seid zu freundlich.«
    »Ich? Freundlich? Ihr seid der Wohltäter hier.«
    »Weil ich das tue, was ich gern tue?« Ich wollte das Thema wechseln.
    »Ihr liebt Euer Handwerk. Nur wenige können das von sich behaupten.« Ihre grauen Augen blitzten auf, als sie fragte: »Wollt Ihr mir einen Esstisch und die passenden Stühle dazu schreinern? Stühle wie Ihr sie für Hensil gefertigt habt, und auch so einen Tisch?«
    »Jetzt?« Ich konnte meine Überraschung nur schwer verbergen. Niemand erteilte in dieser Zeit auch nur den winzigsten Auftrag in Kyphros, was durchaus verständlich war. Ein gutes Möbelstück konnte Generationen überleben, die Menschen gingen jedoch keine Verbindlichkeiten ein, wenn die Zukunft ungewiss war.
    »Tut nicht so überrascht. Mein Geschäft geht in schlechten Zeiten besser, im Gegensatz zu den meisten anderen. Die Leute suchen Trost.«
    Das mochte ich wohl glauben. »Das wird teuer und es nimmt sehr viel Zeit in Anspruch.«
    »Das macht nichts.« Sie runzelte die Stirn. »Hensil hat für die Stühle sechzehn Goldstücke bezahlt.«
    Was wusste diese Frau eigentlich nicht? »Das war ein gutes Geschäft für Hensil.«
    »Ich will mich nicht herumstreiten. Sagen wir, dreißig Goldstücke für die Stühle, ich möchte zwölf davon. Und fünfzig für den Tisch, so gut gearbeitet wie der Schreibtisch.«
    Ich war baff. Noch nie hatte ich einen auch nur annähernd so großen Auftrag erhalten. Achtzig Goldstücke! »Ich werde eine Anzahlung verlangen müssen, meine Dame, bei einem so großen Auftrag – und wenn es auch nur für das Holz ist. Außerdem werde ich eine Jahreszeit brauchen, um genügend Kirschholz aufzutreiben und es vor allen Dingen zu lagern.«
    »Ehrlich wie immer, Meister Lerris. Das mag ich an Euch. Seid Ihr im Schlafzimmer auch so ehrlich? Nein, antwortet nicht.« Sie lachte. »Das war eine unfeine Frage. Amüsant zwar, aber nicht sehr fein.«
    Ich wusste, ich wurde puterrot.
    Sie überreichte mir einen Lederbeutel mit beiden Händen. »Da sind achtzig Goldstücke drin. Fünfzig für den Schreibtisch und den Stuhl und die Anzahlung für die Esszimmergarnitur.«
    Ich versuchte, die schwere Börse so anmutig wie möglich entgegenzunehmen, doch einen mehr als einen halben Stein schweren Sack mit Anmut zu halten war kaum möglich.
    Ich stellte den Sack einstweilen in den leeren Wassertopf, während Antona den Kutscher und seinen Beifahrer hereinrief. Wegel öffnete unterdessen den zweiten Türflügel, den wir nur benutzten, wenn wir Bretter und Balken hineinschleppten oder fertige Stücke

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