Kampf Dem Chaos
überhaupt etwas geschehen?
Die Tür ging auf und Krystal marschierte herein. Mit einem Knall war die Tür wieder zu. Sie schüttelte den Kopf. »Du liest?«
Wir umarmten und küssten uns, dann machte sich Krystal von mir los. »Du triffst wirklich immer den richtigen Zeitpunkt. Yelena hat erzählt, du hättest eine gelungene Eröffnungsvorstellung gegeben.«
»Wie gewöhnlich bin ich nicht eben nachsichtig gewesen.«
»Wie man mir erzählt hat, ist die Wache auch nicht gerade hilfsbereit gewesen.«
»Nein, aber auch ich habe kopflos gehandelt und schon bin ich gezwungen gewesen, mich zu verteidigen.« Ich umarmte sie noch einmal.
»Wie war die Reise?«
»Staubig.« Ich hielt inne. »Überall sind die Menschen voller Sorge. Sie kaufen meine Schreinerarbeiten nicht mehr. Die Preise steigen und immer mehr Menschen müssen hungern. Ich mache mir Sorgen. Nun ist auch im Norden Chaos zu spüren ...«
»Deshalb ist auch der Zeitpunkt deiner Ankunft günstig. Kasee möchte, dass wir mit ihr zu Abend essen.« Krystal lächelte. »Ich bin froh, dass du nach Ruzor gekommen bist.«
Wieder lagen wir uns in den Armen und küssten uns, doch plötzlich befreite sich Krystal und trat einen Schritt zurück. »Du hast ja aufgeräumt.«
Ich lächelte verlegen und hob die Schultern. Vielleicht hatte ich zu viel Ordnung hineingebracht.
»Ich muss mich umziehen, aber weit werde ich nicht kommen, wenn du mich nicht lässt.«
»Wer sagt denn, dass ich das will?«
Weiter als bis zum Ausziehen kam sie nicht und glücklicherweise hatte ich das Bett gemacht. Krystal schien es auch ganz recht zu sein.
»Du bist unmöglich!«
Ich küsste sie und dann redeten wir lange Zeit nichts.
Später, als der Abend dämmerte, rollte sie sich zu mir herüber und rüttelte mich wach. »Jetzt müssen wir uns aber wirklich anziehen.«
Sie zog sich viel schneller an als ich, ich beeilte mich und sprang in die braunen Kleider und zog meine Stiefel an.
Herreld verzog keine Miene, als wir hinausgingen, kein Zwinkern, nichts.
»Werden nur wir mit Kasee essen?«, fragte ich, als ich Krystal die engen Stufen hinunter folgte und wir über den Hof zu dem großen Gebäude hinter den Soldatenunterkünften hasteten.
»Ich glaube schon. Sie wirkte erleichtert, als sie von deiner Ankunft hörte.«
Sollte ich darüber glücklich sein?
Krystal musste nicht einmal anklopfen. Die Wachen öffneten unaufgefordert die schmale, eisenbeschlagene Tür und wir betraten einen Raum, der nicht größer als Krystals Zimmer war. Allerdings standen hier dunkle, hölzerne Bücherregale, eines neben dem anderen und bis zum Bersten gefüllt. Ich hatte nicht mehr so viele Bücher gesehen seit der Bibliothek der Bruderschaft in Nylan. Vier Öllampen reichten nicht aus, um den Raum vollständig zu erhellen.
»Eindrucksvoll, nicht war? Leider sind die meisten Bücher zu alt, um noch von Nutzen zu sein – um noch gelesen zu werden.« Kasee stand auf der anderen Seite des runden Tisches und nickte, als sich die Tür hinter uns schloss. »Schön, dich zu sehen.«
»Entschuldigt, die Verspätung ...« Krystal errötete.
Wie ich auch.
Kasee lachte. »Ich hatte schon damit gerechnet. Es wäre ein Unding, würde ich euch in diesen schweren und unsicheren Zeiten nicht ein paar Stunden der Zweisamkeit gönnen.«
Auch das half nichts. Wir liefen nur noch röter an.
»Lasst uns essen.« Kasee griff nach der Messingglocke und läutete.
Zwei Dienerinnen brachten zwei Tabletts herein, einen Korb, zwei Krüge und drei Becher. Lautlos verließen sie den Raum und wir blieben zurück im düsteren Licht der Bibliothek.
Das Essen bestand aus einfachen Zutaten: Hammelfleischscheiben, braune, scharfe Soße, Brot und gebratene Quillascheiben. Nie hätte ich gedacht, dass beim Autarchen Quilla-Wurzeln auf dem Tisch stünden, auch wenn es sich um einen Besprechungstisch in einer alten Festung handelte.
Krystal schenkte Kasee und sich selbst Bier ein und ich füllte meinen Becher aus dem Krug mit Rotbeerensaft, den ich ganz für mich allein hatte.
»Auf deine sichere Ankunft, Lerris.« Wir erhoben unsere Becher und tranken.
Der Rotbeerensaft schmeckte gut, angenehm säuerlich, und ich seufzte.
»Ich hoffe, er schmeckt dir«, sagte der Autarch und legte sich zwei Scheiben von dem dampfenden Hammelfleisch auf ihren Teller, dann reichte sie die Fleischplatte an Krystal weiter.
»Ja, sehr gut.«
Kasee schnitt ihr Fleisch in Stücke und nahm ein paar Bissen davon, bevor sie weitersprach.
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