Kampf Dem Chaos
zunickten. Welchen Schaden konnte ein einziger staubiger Reisender auf einem Bergpferd schon anrichten? Ich erreichte schließlich den Hauptplatz und fragte einen Soldaten, der gerade dienstfrei hatte, wo die Elitegarde untergebracht war.
»Die Elitegarde?«
Ich nickte.
»Die grünen Teufel? Ah, du willst zu den grünen Teufeln und ihrer Kommandantin. Die Dämonen stehen dir bei, mein Freund. Aber jeder soll sich schließlich aussuchen dürfen, wie er sterben will. Ja, denn sterben werden sie alle, wenn die Sonnenteufel mit ihren Eisenschiffen und Todeskanonen in der Bucht ankommen und ihre Donnerkugeln auf Ruzor feuern.«
»Die Elitegarde?« Ich ließ nicht locker.
»Die Oststraße, vorbei an Haras' Schenke Zur Goldenen Tasse und immer weiter bis zur Seemauer, dann siehst du schon die Eisentore und die Frauen mit den verhärmten Gesichtern und stahlharten Klingen. Ja, harte Gesichter ... Wenn du noch ein wenig wartest, werde ich gleich mit dir kommen, so wenig mir das auch gefällt, denn ich bin genau so ein Narr wie du.« Er lachte laut heraus. »Denn ich bin genau so ein Narr wie du.«
»Ich danke dir.«
»Danke mir nicht, mein Freund.« Er verbeugte sich mit einer übertriebenen Geste und zwinkerte mir zu, bevor er sich wieder aufrichtete.
Ich lenkte Gairloch auf das Schild der Goldenen Tasse zu und dachte über die Worte des Soldaten nach. War Ruzor wirklich zu solch einem Schicksal verdammt, wie der Soldat es geschildert hatte?
Ich ließ meine Sinne durch die Stadt wandern, fand aber weder Chaos noch Zerrissenheit – eher eine Form von Ruhe und Frieden, die umhüllt wurde von der Ordnung der verstärkten Mauern und der Disziplin der Elitegarde.
Als ich die Straße entlangritt bis zur Seemauer, fiel mir auf, dass wenig gelacht und geschwatzt wurde, ganz untypisch für Kyphros.
»... macht Platz für den Wagen ...«
»... Meersalz, feines Meersalz ...«
»... macht Platz für den Wagen ...«
Weder die Eisentore noch die dicke, graue Steinmauer konnte man verfehlen und auch das Banner des Autarchen, das auf dem Gebäude über den Kasernen wehte, war nicht zu übersehen.
Am Tor stand ein einziger dunkelhaariger Wachsoldat mit breitem Gesicht. Ich stieg vom Pferd und führte Gairloch auf ihn zu. Er würdigte mich keines Blickes. Ich kannte ihn nicht und er schaute einfach durch mich hindurch, als wäre ich unsichtbar. Ich mochte wohl staubig sein, war aber trotzdem ein Mensch.
»Mein Name ist Lerris, ich möchte gern zur Kommandantin.«
»Keiner wird zur Kommandantin vorgelassen ohne Passierschein.«
Ich nickte. »Wer gibt die Passierscheine aus?«
»Die Kommandantin oder die Bezirkskommandantin.«
»Ich vermute, die Bezirkskommandantin ist Yelena.«
»Anführerin Yelena, für dich.«
Ich hatte mich entschieden zu wenig in Geduld geübt, denn am liebsten hätte ich ihm eins mit meinem Stab übergezogen. Ich beherrschte mich jedoch und fragte stattdessen höflich – zumindest versuchte ich es: »Und wo kann ich Anführerin Yelena finden?«
»Dazu brauchst du eine Erlaubnis von Sub-Offizier Thrilek.«
Ich atmete tief durch. Warum passierten solche Dinge immer nur mir? »Und wo finde ich Sub-Offizier Thrilek?«
»Serjant Hissek könnte es wissen.«
»Also gut. Wo ist der?«
»Er ist in der Haupthalle.«
Ich machte Anstalten hineinzugehen.
»Du kannst da nicht hinein ohne Passierschein.«
»Hör mir zu. Die Kommandantin ist zufällig meine Gemahlin und ich habe in mehr Schlachten gekämpft, als du in deiner Karriere je sehen wirst. Ich wäre dir sehr dankbar, wenn ich mit jemandem wie Yelena sprechen könnte.«
»Ich kenne dich nicht und du gehst da nicht hinein.«
»Kannst du denn nicht jemanden rufen?«
»Das geht nicht. Da müsste ich meinen Posten verlassen.«
»Um jemanden zu rufen?«
»Ich brüll nicht durch die Gegend, nur weil du das von mir verlangst. Du bist ohnehin nur ein kleiner Lieferant.«
»Also gut.« Ich trat zurück und zog den Stab aus dem Lanzenköcher. »Weißt du, was das ist?«
»Das ist ein langes Stück Holz.«
Ich schüttelte den Kopf. »Das ist ein Stab. Es ist bereits mein dritter. Der erste zerbrach im Kampf gegen einen Weißen Magier. Der zweite verbrannte zu Asche in einer Schlacht gegen den nächsten Weißen Magier.« Ich bemühte mich zu lächeln. »Ich bin kein Lieferant. Mein Name ist Lerris und ich bin der Gemahl der Kommandantin.«
»Es ist mir egal, was das ist oder wer du behauptest zu sein. Ohne einen Passierschein lasse ich dich nicht
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