Kampf Dem Chaos
rein.«
Ich trat einen Schritt vor und er zog sein Schwert.
Da sah ich rot – oder weiß – und schon schnellte der Stab auf sein Handgelenk, so hart, dass der Soldat sein Schwert fallen ließ. Er war auch noch so dumm, nach seinem Messer zu greifen – auch das flog in hohem Bogen durch die Luft.
»Hilfe! Mord!«
Der Mann brüllte und plötzlich standen mehrere junge Soldaten mit Schwertern vor mir. Sie fragten nicht einmal mehr nach meinem Anliegen und ich hatte keine Zeit, es ihnen zu erklären, während ich mich verteidigte. Wenn einer zu Boden ging, sprangen zwei andere auf und fielen mich an. Schließlich stand ich mit dem Rücken zur Wand und balgte mich mit Soldaten, die ich gar nicht kannte.
»HALT!«
Diese Stimme kannte ich und die Soldaten scheinbar auch bis auf einen, der mir noch schnell einen Hieb versetzen wollte, weil er glaubte, damit vollbrächte er eine besondere Heldentat. Da hatte er aber wenig Glück, denn ich war vorsichtiger geworden und dennoch hatte ich es nicht erwartet. Deshalb traf ich ihn auch härter und man hörte einen Knochen brechen.
»Halt!«, schrie Yelena noch einmal. Zwei andere Offiziere standen bei ihr, doch ich kannte keinen von beiden.
»Ser!«, schrie der Soldat heiser, mit dem alles angefangen hatte. »Dieser Mann hier hat mich angegriffen.«
»Sei still, Soldat!« Yelena sah mich an. »Wie bist du da hineingeraten, Lerris?«
Ich ließ den Stab sinken und zuckte die Achseln. »Nun ja ... ich war müde und wollte Krystal finden – oder dich –, doch offenbar braucht man einen Passierschein, um zu euch vorzudringen, und dieser Bursche hier wollte niemanden holen, der mir einen solchen Schein hätte ausstellen können. Er weigerte sich auch, jemand anderen zu Hilfe zu holen. Ich bin nun seit fast sechs Tagen unterwegs und ein wenig müde, ich habe versucht, einfach hineinzugehen. Da zog er sein Schwert und ging auf mich los. Ich habe versucht, niemanden umzubringen, was nicht leicht war.«
Yelena lächelte. Es war kein sehr erfreutes Lächeln, aber ich erwiderte es. Mit strengem Blick wandte sie sich an die Soldaten, ein Dutzend an der Zahl. »Was seid ihr doch alle für Narren. Ihr habt Glück, dass ihr überhaupt noch lebt. Es ist mir eine Ehre, euch Meister Lerris vorzustellen. Er ist nicht nur der wahrscheinlich beste Schreiner in ganz Kyphros, sondern auch der Graue Magier, der den hydlenischen Weißen Magier besiegte und allein an die hundert hydlenische Soldaten tötete.« Sie nickte anerkennend. »Allein!«
»Aber er hatte keinen Passierschein«, protestierte der Wachsoldat. Die anderen sahen ihn an, als hielten sie ihn für verrückt.
»Hat er dir gesagt, wer er ist?«
»Er sagte, er sei Lerris, der Gemahl der Kommandantin.«
Yelena schüttelte theatralisch den Kopf und wandte sich an den Sub-Offizier neben ihr. »Thrilek, gehört der zu deiner Truppe?«
»Ja, Ser.« Thrilek stand der Angstschweiß auf der Stirn.
»Gut. Ihr kommt in mein Büro, wenn ich Meister Lerris zur Kommandantin gebracht habe. Habe ich schon erwähnt, dass sie seine Gemahlin ist?« Sie hielt inne. »Übrigens, Lerris hat euch alle in Schach gehalten. Denkt ihr denn nicht nach? Wenn ein Mann, nur mit einem Stab bewaffnet, so viele auf einmal abwehren kann, kann er euch auch allesamt umbringen.«
Verwunderte Blicke wurden unter den Männern ausgetauscht.
Gairloch wieherte.
Ein Grinsen huschte über Yelenas Gesicht. »Du!« Ihr Finger zeigte auf einen dunklen Soldaten. »Du bringst Meister Lerris' Pferd in den Stall, und zwar in die Box neben dem Pferd der Kommandantin, ganz egal wessen Pferd gerade darin steht.« Sie nahm sich Thrilek noch einmal vor. »Warte mit deinem Soldaten vor meinem Büro. Weicht nicht vom Fleck, egal wie lange ich auch ausbleibe.«
Beide zitterten förmlich vor Angst.
Ich schnallte die Packtaschen und den Tornister vom Pferd und warf mir beides über die Schulter, den Stab gab ich jedoch nicht aus der Hand.
Yelena drehte sich zu mir und sprach mit gesenkter Stimme. »Weißt du, Lerris ... du hast da so ein Talent ...«
»In jedes Fettnäpfchen zu treten?«
»Es wird interessant, immer wenn du da bist.«
Ich sah mir meine Gegner noch einmal an. »War ich schuld an diesem Durcheinander oder sind sie wirklich so dumm wie sie aussehen?«
»Deine Handlungsweise kann man dir nicht verdenken. Ich hätte genau so gehandelt an deiner Stelle. Und leider hast du unsere Truppe richtig eingeschätzt.« Yelena schwitzte. »Die Kommandantin wird sich
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