Kampf Dem Chaos
Hamoraner die alte Magierstraße öffnen können, sind sie in der Lage, nach Kyphros einzumarschieren, ohne Gallos anzugreifen. Sie können die Flotte nach Ruzor schicken und damit den Autarchen zwingen, die Truppen zu teilen. Wenn sie Worrak einnehmen, können sie genauso gut über die Pässe der Mittleren Osthörner reiten. Ohne die alten Straßen ...«
»Das hieße, gegen ein anderes Herzogtum zu kämpfen«, sagte ich. »Aber Hamor will ohnehin ganz Candar einnehmen.«
»Vielleicht hast du bemerkt«, meinte Justen, »dass sie immer nur ein Ziel angreifen. Kyphros blieb bisher verschont.«
»Dann gibt es da noch das Problem mit Recluce ...«, fügte Tamra hinzu, doch der Rest ihres Satzes ging an mir vorbei.
Justen runzelte die Stirn, sagte jedoch nichts.
»Welches?«, fragte ich und wandte mich ihr zu, um jedes Wort zu verstehen.
»Lerris ...« Tamra schien aufgebracht zu sein. »Die Hamoraner haben Schiffe an Recluce verloren. Du hast gerade ein Heer zum Umkehren gezwungen und wahrscheinlich mindestens ein paar Hundert Soldaten getötet. Sie wissen, dass du aus Recluce stammst. Sie werden denken, dass Recluce hinter all dem steckt.«
Ich nickte. »Oh, habt ihr gewusst, dass die Bruderschaft den hamorischen Regenten getötet hat?« Ich fragte lieber, als es Tamra und Justen einfach zu erzählen. Schließlich gab Justen auch nie freiwillig wichtige Informationen weiter, er kritisierte mich nur immer.
»Wirklich?«, war seine Antwort. »Das macht alles nur noch schlimmer. Diese Dummköpfe.«
»Sie haben auch hamorische Schiffe versenkt – gepanzerte Eisenkriegsschiffe.«
»Das weiß ich bereits.« Justen sah mir ins Gesicht. »Tamra hat Recht. Sie wissen, dass ihr beide aus Recluce stammt.«
»Dann werden sie vermuten, dass Recluce wieder einmal das alte Versteckspiel mit ihnen treibt«, stellte ich fest.
»Wenn du die Geschichtsbücher studiert hast, wirst du wissen, dass die Weißen Magier Hamor durch eine List dazu überredet haben, Creslin anzugreifen – zwei Mal. Sie haben es schwer bereut und ich bezweifle, dass sie es vergessen haben.« Seine Worte tanzten vor meinen Ohren, aber ich verstand ihn.
»Du willst damit sagen, dass Hamor beide Kontinente, Recluce und Candar, erobern will?« Meine Stimme versagte. »Und dass ihnen dazu jedes Mittel recht ist?«
»Sehr gut«, rief Tamra.
»Danke«, sagte ich. »Hamor mag sich Gedanken um Recluce machen, aber sie wussten doch bestimmt, dass Sammel auch aus Recluce stammte, und er stand auf ihrer Seite«, erklärte ich.
»Was ist mit all den Maschinen, mit denen Hamor und die Herzöge auffahren? Ist das nicht Sammels Werk?«, fragte Tamra.
»Mal ehrlich, was haben Sammels Maschinen den Hamoranern wirklich eingebracht?«, wollte Justen wissen. »Diese Maschinen wühlten Chaos auf und gestalteten die Eroberung Hydlens viel schwerer und blutiger, als es ohne sie der Fall gewesen wäre. Freistadt und Montgren hätte Hamor auch ohne die Hilfe von Maschinen mühelos einnehmen können.«
»Ohne Sammels Wissen?«, fragte Tamra. »Warum war er dann bei ihnen? Und warum wollte er ihnen helfen?«
»Hamor hat seine Fahne schon immer nach dem Wind gedreht. Würdest du einen gefährlichen Magier nicht auch lieber als Verbündeten an deiner Seite sehen als gegen dich aufgebracht auf der anderen Seite?« Justen rieb sich das Kinn und rutschte im Sattel umher.
»Das erklärt die Beweggründe Hamors«, stellte Tamra fest. »Aber was ist mit Sammel?«
Justen sah mich an.
» Ich weiß es nicht «, wehrte ich ab, »aber Sammel hielt eine kleine Rede, in der er auch mich aufforderte, ihm zu helfen, Recluce das Wissen zu entreißen. Er sagte, er wolle das Wissen der ›darbenden Welt‹ zur Verfügung stellen oder etwas Ähnliches. Als ich sein großzügiges Angebot nicht annehmen wollte, schleuderte er Feuerbälle auf mich.«
»Wissen kann die Menschheit auch nicht satt machen«, schnaubte Tamra. »Nahrung schon.«
»Das war nur ein Vorwand«, fuhr ich fort. »Er schien wütend, weil ...« Ich vervollständigte den Satz nicht. Sammel war aus dem gleichen Grund wütend gewesen wie ich: weil Recluce darauf bestand, dass wir unsere eigenen Antworten fanden, anstatt die ihren zu übernehmen. Auch ich spürte noch immer diese Wut in mir, doch sie war nicht stark genug, um mich dem Chaos zuzuführen.
»Weil?«, wollte Tamra wissen.
»Er glaubte, Recluce habe kein Recht, das Wissen zu verbergen.« Ich tätschelte Gairlochs Hals und er schnaubte.
»Es gibt Gründe für
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