Kampf Dem Chaos
hast die Straße versperrt?«
Ich nickte. »Ich glaube nicht, dass sie in nächster Zeit wieder befahrbar gemacht werden kann.«
»Niemand wird sie je wieder befahren können«, fügte Fregin hinzu.
Alle sahen den Soldaten an.
»Wie soll das gehen? Er hat den Ort mit dem Feuer der Dämonenhölle für immer versiegelt.«
Justen zog die Augenbrauen hoch. »Wie viel Chaos hast du benutzt?«
»Viel«, gab ich zu. »Ich habe es mit Hilfe der Ordnung gebündelt.«
Justen schüttelte abermals den Kopf. »Vielleicht bist der größte Graue Magier, der je gelebt hat, aber wenn du so weitermachst, wirst du die nächste Jahreszeit nicht überleben.«
Da saß ich nun, war sprachlos; die nüchterne Aussage meines Onkels hatte mich tief getroffen. Er hatte Fairhaven zerstört und wollte mir erzählen, dass ich vielleicht der größte Graue Magier war, der je gelebt hatte?
»Verstehst du denn nicht?«, fragte Tamra. »Selbst unter dem Aufgebot all deiner Kräfte kannst du dich nicht vor dem Zugriff des Chaos schützen.«
»Den Eindruck habe ich auch.« Das stimmte wirklich, aber niemand außer mir unternahm etwas, um Hamor aufzuhalten. Was immer ich auch versuchte, drängte mich noch stärker in die Graue Ecke, und das hieß, dass ich in Candar bleiben musste, was wiederum zum vermehrten Umgang mit Ordnung und Chaos führte, was bedeutete ... Hilflos zuckte ich die Schultern. Mein Kopf schmerzte schlimmer als zuvor. Ich, ein großer Grauer Magier? Auch das half nicht gegen die Schmerzen in Rücken und Augen und gegen das verlorene Hörvermögen.
»Du weißt, dass dieser künstliche Berg Hamor nicht aufhalten wird«, fuhr Tamra fort.
»Ich weiß. Wahrscheinlich werden sie nun als Nächstes Gallos angreifen.«
»Wie kommst du darauf?«, fragte Justen, dessen Gesicht von einem bitteren Lächeln überzogen wurde.
»Das ist der einzige noch verbliebene Weg nach Kyphros.«
»Welches Interesse sollten sie an Kyphros haben ... zumindest im Augenblick?«
Ich zog die Achseln hoch. »Ist das nicht offensichtlich?«
»Ich glaube nicht.« Justen tupfte sich den Schweiß aus dem Gesicht. Die Sonne brannte erbarmungslos auf uns hernieder. »Wir können unterwegs weiterreden.« Er lenkte Rosenfuß herum. »Du willst zurück nach Ruzor?«
»Ja. Hier kann ich nicht mehr viel tun. Jetzt nicht.«
»Nein, das stimmt.« Er lachte, doch mit einem abfälligen Unterton.
Tamra und Weldein ritten hinter uns, Seite an Seite, dicht hinter uns, als wollten sie alles mithören, was wir sprachen. Mir war zum Lachen zu Mute, denn auch ich musste mich anstrengen, um alles zu hören.
»Dämonenverdammte Hitze«, schimpfte Fregin aus der letzten Reihe.
»Hör endlich auf zu jammern. Du bist jetzt ein Held«, mahnte ihn Berli. »Also benimm dich auch so.«
Justen schwieg fast eine Meile lang, auch wenn sich das Chaos aus der Tiefe ab und an durch ein leises Zittern bemerkbar machte.
Schließlich fragte ich ihn etwas, da er ohne Aufforderung offenbar nicht sprechen wollte. »Warum glaubst du, dass die Hamoraner Gallos nicht angreifen werden?«
»Weil es dumm wäre und die Hamoraner sind nicht dumm. Gierig, ja, und kriegerisch. Aber nicht dumm.«
»Also gut. Und warum wäre eine Angriff auf Gallos dumm?« Hitzeschlieren tanzten über der Abzweigung nach Yryna. »Seid ihr an der Kreuzung dort vorbeigekommen?«
Justen drehte sich im Sattel um. »Ja. Du hast das Trugbild erfolgreich entfernt, aber du hast nicht verborgen, dass du es getan hast.«
»Es war ziemlich offensichtlich«, fügte Tamra hinzu.
»Für euch ist immer alles offensichtlich, aber keiner von euch ist da, wenn es brenzlig wird.«
»Nein ... wir heilten Schafe und mussten herausfinden, was geschah, um den Vicomte warnen zu können«, erwiderte Tamra. »Dann betrittst du den Schauplatz und bringst einfach den nächsten Weißen Magier um. Ohne auch nur das Geringste dazuzulernen, veranstaltest du jedes Mal ein noch größeres Durcheinander.«
Da hatte sie zugegebenermaßen Recht. Die Erde bebte noch immer und ich hatte Hamor nicht wirklich aufgehalten – den Angriff nur verzögert und Leithrrse in Rage gebracht; aber ich war dickköpfig genug, um es nicht zugeben zu wollen – noch nicht. Ich schloss nur für eine Weile die Augen, was mir ein wenig half.
Schweigend passierten wir die Kreuzung und ritten weiter.
Doch ich konnte mir die Frage nicht verkneifen. »Es mag offensichtlich sein, aber warum würde ein Angriff ...«
Justen seufzte. »Denk doch mal nach. Wenn die
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