Kampf Dem Chaos
zum letzten Atemzug erfüllen, aber dazu muss ich meine Pflicht kennen. Ich kann mich nicht darauf verlassen, Euren Wunsch zu erraten, Ser.«
»Mein Wunsch ist ganz einfach, Dyrsse. Zerstört Recluce. Meine Gesandten sind nur daran interessiert, durch Candar reich zu werden, sie wollen Recluce nicht wirklich zerstören. Früher oder später wird Recluce sie beseitigen und Ihr werdet die Ämter übernehmen. Ämter, die ich Euch zu diesem Zeitpunkt nicht übergeben kann, da die Gefahr noch nicht offensichtlich ist, und sogar ein Kaiser darf das Vertrauen seiner Edelleute nicht missbrauchen.«
»Ser, nun kenne ich meine Pflichten und ich werde mein Bestes tun, um sie zu erfüllen. Doch Ihr habt erwähnt, dass es noch niemandem gelungen ist, die Schwarzen Teufel und ihre unsichtbaren Schiffe – wenn es auch nur drei sind – zu besiegen. Auch die Magier muss man in Betracht ziehen. Wie soll es also mir gelingen?«
»Ihr wurdet mir von höchster Stelle empfohlen. Warum muss ich jede Einzelheit aussprechen?«
»Damit ich mein Bestes für Euch tun kann.«
Eine kurze Pause entsteht. »Wenn die anderen gescheitert sind, werdet Ihr einen besonderen Auftrag von mir erhalten – Ihr werdet alle Kräfte Hamors gegen Recluce aufbieten. Noch nie hat ein Kontinent hunderte von Schiffen besessen, die aus Schwarzem Stahl und Ordnung gebaut wurden. Und auch keine Geschütze, die fünf und zehn Stein schwere Kugeln abfeuern können. Was die Schwarzen Magier betrifft, auch von ihnen gibt es nicht unendlich viele. Es gab niemals mehr als eine Handvoll und dieser Handvoll wird es nicht gelingen, sich gegen die geballte Ordnung der Großen Flotte durchzusetzen ... wenn die Zeit gekommen ist.« Der Kaiser hält inne. »Habt Ihr nun Eure Befehle verstanden? Seid Ihr Euch über Eure Pflichten im Klaren?«
»Ja, Ser.«
»Dann sehe ich dem Erfolg Eurer Bemühungen mit Freuden entgegen. Ihr könnt gehen.«
Dyrsse verbeugt sich. Erst als er das Zimmer verlassen hat, wischt er sich den Schweiß von der Stirn.
VII
E in grauer Himmel bedeckte Kyphros und ein leichter Wind wehte von Osten her, als Yelena – die Truppenführerin, die mich auch damals auf meinem Weg zum Weißen Magier Antonin eskortiert hatte – und drei andere Soldaten der Elitegarde mich vor dem Stall abholten. Die Luft roch nach baldigem Regen.
Krystal und ihre Soldaten waren schon früher aufgebrochen, viel früher, und ich wusste, dass sie die vorherige Nacht nicht nach Hause gekommen wäre, wenn nicht auch ich heute hätte aufbrechen müssen. Gairlochs Satteltaschen waren prall gefüllt – nicht nur mit Lehrlingswerkzeug, sondern auch mit Brot und hartem Käse. Zusätzlich hatte ich Trockenobst und einen dicken, wasserdichten Umhang eingepackt und auch die Bettrolle, die ich in Howlett erstanden hatte, kurz nachdem ich nach Candar gekommen war. In die Feldflasche hatte ich Rotbeerensaft gefüllt, doch ich wusste, er würde nicht lange reichen. Gairloch war also schwer beladen.
Als ich die Bettrolle sah, die in Recluce hergestellt worden war, fragte ich mich, wie es wohl meinen Eltern ging. Ich hätte einen Brief schreiben und einem Händler mitgeben können, aber ich wurde das Gefühl nicht los, dass sie diejenigen gewesen waren, die mich aus Recluce verjagt und zum Gefahrenbrigadier gemacht hatten. Sogar die Tatsache, dass mein Vater, der große Gunnar, ein Tempelmeister und der Leiter des Instituts für Ordnung war, hatten sie mir verschwiegen.
Sollte ich schreiben? Ich konnte mich nicht entscheiden, selbst als ich schon im Hof stand.
»Guten Morgen, Ordnungs-Meister.«
Yelenas Gruß riss mich aus meinen Gedanken.
»Guten Morgen, Anführerin Yelena.« Ich schwang mich auf Gairloch und schnalzte mit der Zunge. Diese Aufforderung hätte er gar nicht gebraucht; er trottete bereits in Richtung Hauptstraße.
Gairloch wieherte.
»Ja, ich weiß. Du dachtest, diese Zeiten wären vorbei.« Ich gab ihm einen Klaps auf den Hals und er schnaubte heftig.
»Ein Ordnungs-Meister wird immer ein Ordnungs-Meister sein.« Yelena ritt neben mir her und ich musste zu ihr hinaufsehen. Ihr Pferd war gut vier Handbreit größer als Gairloch.
»So wie ein Mitglied der Elitegarde immer eines bleiben wird?«
»Du wirst ohnehin mit den Stiefeln an den Füssen sterben.«
»Oh, schon so fröhlich heute Morgen.« Ich verabreichte Gairloch einen etwas festeren Klaps, doch er schnaubte nur wieder.
Weldein versuchte, ein Grinsen zu unterdrücken. Freyda und ein weiterer Soldat
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