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Kampf Dem Chaos

Titel: Kampf Dem Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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über seine Lippen.
    Kleine Dampfwolken stiegen aus den zwei Schornsteinen auf. Aus den glatten Seiten des Rumpfes ragten keine Schaufelräder heraus, aber die Enden der zwei großen Schiffsschrauben waren im grauen Wasser des Hafenbeckens von Nylan zu sehen. Der stattliche Mann stand neben einem Poller, der etwa halb so groß war wie er, und schloss die Augen, konzentrierte sich auf das Schiff. Er stand für eine Weile still, da donnerte ein dampfgetriebener Traktor heran und blieb stehen.
    »Seid Ihr das, Magister Gunnar?«
    Gunnar öffnete die Augen und wandte sich der dunkelhaarigen Frau im schwarzen Overall zu. Er senkte den Kopf.
    »Caron. Aus Sigil. Ich war in Eurem Kurs ›Ethik der Ordnung‹ im Tempel in Wandernicht.«
    »Es tut mir Leid, ich habe dich nicht erkannt.« Er zeigte auf das Schiff. »Ich hörte von den neuen hamorischen Dampfern und kam her, um sie mir anzusehen.«
    »Sie sind schön. Und auch schnell.«
    » Shrezsan – das ist kein hamorischer Name. Ich frage mich ...«
    Caron lachte. »Das Schiff gehört Leithrrse. Er stammt aus Enstronn und ist als Gefahrenbrigadier nach Hamor gegangen, aber nie zurückgekehrt. Nun lebt er als wohlhabender Händler in Hamor, manchmal fungiert er sogar als Gesandter des Kaisers – natürlich nicht hier.«
    »Nein ... natürlich nicht.« Gunnar hielt inne. »Der Stahl scheint eine so hohe Festigkeit wie Schwarzes Eisen zu besitzen und die Schiffsschrauben sind glatt poliert.«
    Caron nickte. »Ein Maat hat mir erzählt, dass sie Kriegsschiffe gebaut haben, die noch schneller sind, viele davon, einige sind auch auf dem Weg hierher. Ich sollte es aber keinesfalls weitersagen, Ihr versteht ...«
    »Wenn sie dazu in der Lage sind, würde es mich nicht wundern, wenn sie die Schiffe auch mit Kanonen bestücken würden.«
    Caron blickte sich auf der Pier um. »Das haben sie bereits getan. Mit hunderten von Kanonen. Einer der Matrosen hat es im Weißen Hirsch erzählt.«
    Gunnar zupfte an seinem Kinn. »Dazu braucht man große Mengen an Eisen.«
    »Hamor hat viel davon.«
    »Das nehme ich an.« Gunnar sah hinaus auf den Golf in Richtung Candar.
    Eine Dampfpfeife ertönte und Caron lächelte Gunnar an. »Das gilt mir. Das nächste Schiff wird beladen. Es war schön, Euch zu treffen, Magister Gunnar.«
    »Ganz meinerseits, Caron.« Gunnar wandte sich wieder der Shrezsan zu, stellte sich neben den Poller und schloss erneut die Augen.
    Die Dampfpfeife ertönte zwei weitere Male, zwei Möwen segelten über dem Steven des Dampfers herab.
    An der nächsten Pier bewegte sich das Wasser, Kielwasser schien sich zu bilden. Die Pier war zwar leer, aber doch bewacht; plätschernde Wellen deuteten auf ein auslaufendes Schiff hin.
    Gunnar öffnete die Augen und folgte dem unsichtbaren Schiff eine Weile. Schließlich schüttelte er den Kopf und ging zurück zu den Geschäften nahe der Pier.

 
IX
     
    H inter Kyphrien hielten wir uns in südöstlicher Richtung. Die gestampfte Lehmstraße war breit genug für drei Pferde oder für einen Wagen mit Pferd. Wir ritten durch rote Lehmhügel, die mit feinem Sand bestäubt waren. Kleine Grasflecken und gepflegte Olivenhaine lockerten die Landschaft auf, die Blätter glänzten grau im hellen Licht des nahenden Winters. Zwischen den Hainen lagen kleine Dörfer, so klein, dass noch nicht einmal ein Wegweiser dastand, es gab auch keine Dorfplätze, nur weiß gestrichene Häuser mit roten Ziegeldächern und ein paar Kinder – einige saßen auf Mauern, andere hüteten Schafe oder trieben Ochsen mit langen Stöcken vor sich her.
    Am Vormittag löste sich die hohe graue Bewölkung auf, der leichte Wind blieb uns erhalten, hatte allerdings die Richtung gewechselt und blies nun kälter aus dem Norden.
    Ich fragte mich, wie viele der Olivenhaine wohl Hensil gehörten, dem Händler, der die Stühle bestellt hatte. Irgendwie mochte ich Antona lieber als Hensil, ihr Beruf gefiel mir allerdings nicht sonderlich. Beide stillten den menschlichen Appetit, doch die Vorstellung, dass Handel mit Menschen betrieben wurde, behagte mir nicht. War Hensil, nur weil er reicher war, ein besserer Mensch als Fuston, der wollte, dass ich einen hungrigen Jungen bestrafe? Lebensmittelhändler hielten ihre Ware für die zurück, die Geld hatten, und Frauenhändler belieferten auch nur die Kunden, die zahlen konnten. Der Unterschied war wohl, dass Frauen einen Verstand besaßen und Oliven vermutlich nicht.
    »Du wirkst besorgt, Ordnungs-Meister«, bemerkte Yelena.
    »Ich

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