Kampf Dem Chaos
erblassen vor Neid«, sagte Krystal.
»Du meine Güte«, meinte Elisabet. »Es gibt nichts Gefährlicheres als eine Kurtisane, die intelligent ist und zugleich Geschmack hat.«
»Vielleicht kann Kasee sie zu ihrer Finanzministerin erheben«, schlug ich spaßeshalber vor.
»Mit Sicherheit wäre sie umgänglicher als Murreas«, räumte Krystal ein.
»Wäre das nicht jeder?«
»Würdest du mir bitte das Brot reichen?«, bat Justen.
»Und was ist mit der Marmelade?«, fragte Elisabet scherzhaft.
»Die natürlich auch.«
Der Marmeladentopf war mittlerweile fast leer, die Brotkörbe ebenso, je einen ganzen Laib Schwarz- und Weißbrot hatten wir aufgegessen.
»Woran hast du sonst noch gearbeitet?«, fragte Sardit.
»Wir haben einige Reisetruhen gebaut. Gibt es eigentlich ein geeigneteres Holz als Fichte für Kisten, die leicht und gleichzeitig unverwüstlich sein sollen?«
Sardit dachte nach und kratzte sich am Kopf. »Ich glaube nicht. Man hört allerdings ab und zu von einer Fichtenart, die in der Gegend von Brysta wachsen und sich sehr gut eignen soll. Aber die verrottet zu schnell, besonders am Wasser; wenn man also viel zu Wasser reist ...«
»Dann gibt es schon nach kürzester Zeit einen unzufriedenen Kunden mehr.«
Er nickte. »Hast du auch deine Intarsientechnik verbessern können?«
»Nein, nicht richtig. Ich mogle ein wenig ...« Ich erzählte ihm von Wegel und seinen Schnitzereien und irgendwie kamen wir dadurch auf Firniswachse, die uns zu der Frage führten, ob man Messingarbeiten lackieren sollte oder nicht.
Krystal gähnte und Tante Elisabet stand auf. »Ihr zwei könnt ruhig die ganze Nacht weiter fachsimpeln, aber denkt daran, dass wir alle früh aufstehen müssen. Die hamorische Flotte wird nicht warten, bis ihr eure Gespräche beendet habt.«
»Du gehst auch mit?«, fragte ich und noch während ich die Worte aussprach, spürte ich, dass Krystal keineswegs überrascht war.
»Diese Gelegenheit möchte ich auf keinen Fall verpassen. Justen und Gunnar meinten bei ihrem letzten ... Abenteuer, ich wäre noch zu jung dafür, aber dieses werde ich mir nicht entgehen lassen.«
Meine Augen wanderten zu Sardit, der nicht gerade fröhlich schien. »Jemand muss zusehen, dass sie mit den Füßen auf dem Boden bleibt, und das bin wohl ich.«
Wieder einmal entdeckte ich, dass ich etwas nicht gewusst hatte. Krystal und ich gingen in das hintere Gästezimmer. Das breite Bett mit der Daunenmatratze wartete schon auf uns. Die Matratze lag nur auf einer fest gespannten Leinwand, eine von Sardits Erfindungen, die ich auch übernehmen sollte, falls sich die Gelegenheit einmal bieten sollte.
Das Muster der Steppdecke bestand aus dunkelgrünen Sternen auf hellem silbergrünem Untergrund; ich konnte mich nicht daran erinnern.
»Du machst dir Sorgen, weil deine Tante und dein Onkel mit uns kommen, stimmt's?«, fragte Krystal, als sie Stiefel und Bluse auszog.
»Ja und nein. Tante Elisabet war immer schon mehr gewesen, als die meisten Leute auch nur ahnten. Ich vermute allerdings, dass meine Mutter ebenfalls mitkommen will. Aber weder meine Mutter noch Sardit können etwas dazu beitragen.« Ich stellte die Stiefel in die Ecke und hängte Hose und Tunika an die Haken am Schrank.
Krystal schlug die Decke zurück. »Sie glauben nicht daran, dass wir gewinnen, und sie möchten nicht allein sein.«
CXX
Im Großen Wald, Naclos [Candar]
D ie drei Druiden und die Ehrwürdige stehen vor dem Sand, sehen zu, wie die Dunkelheit aus der Sandkarte von Candar brodelt und über den Golf auf die Schwarze Insel zurollt. Eine Weiße umhüllt die Dunkelheit, die über den blauen Sand des Golfes kriecht.
Über den vieren rascheln die Blätter der Eiche, die älter ist als jedes Königreich oder jede Legende eines Königreiches, außer jener der Engel.
»Wieder treten die Heere der Dunkelheit und des Lichts gegeneinander an«, verkündet die Ehrwürdige.
»Aber die Liebenden ... sie werden die dämonischen Türme zur Rettung der Ordnung herbeizitieren. Was für ein Lied! Vielleicht wird es einmal gesungen werden«, verheißt der zerbrechlich wirkende silberhaarige Sänger.
»Dayala hat uns verlassen und sie weiß, dass es kein letztes Lied geben wird, Werlynn«, sagt Syodra. »Was würdest du singen? Träumst du gar davon, dass das Erbe deines Sohnes sich durchsetzen wird?«
»Es wird immer Lieder geben. Die Sänger wechseln, aber die Lieder bleiben bestehen.«
»Ich bewundere deinen Glauben, aber diese Dunkelheit
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