Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Kampf Dem Chaos

Titel: Kampf Dem Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
Vom Netzwerk:
breit, eben und ein wenig langweilig zog sie sich dahin.
    Ich musste lächeln, als ich das Ortsschild von Enstronn sah.
    »Was gibt es zu lachen?«, fragte Krystal.
    »Hier habe ich Shrezsan getroffen ...«
    »Shrezsan?«
    »Leithrrses alte Liebe, die eine ...«
    Tamra und Krystal warfen sich fragende Blicke zu.
    »Was ist so komisch daran?«, fragte mein Vater. »Das ist ein alter Name, der in Recluce häufig vorkommt. Es gab schon einige Shrezsans. Ich glaube, Justen hatte es auf ihre Urgroßmutter abgesehen – oder auf ein Mädchen noch einige ›Urs‹ davor. Egal. Diese hier musste Leithrrse jedenfalls etwas bedeutet haben, denn er benannte ein Schiff nach ihr.«
    »Wirklich?« Krystal sah mich an. »Das hast du nicht erwähnt.«
    »Ich wusste es nicht.«
    »Tja«, fügte mein Vater belustigt hinzu, »ich wusste bis jetzt auch nicht, dass es nach ihr benannt worden war, aber ich schließe es aus Lerris' Erzählung. Leithrrse war ein Händler und er besaß ein Schiff mit Namen Shrezsan, eines von den neuen hamorischen Stahlhandelsschiffen. Ich erinnere mich an den Namen, weil ich das Schiff nach Lerris' Fortgang in Nylan selbst gesehen habe.«
    »Dann hast du also doch Recht«, stellte Tamra fest und verlagerte das Gewicht im Sattel ihres Rotschimmels.
    »Ich bin dafür bekannt, das ich Recht habe, hin und wieder zumindest«, hänselte ich sie.
    »Aber wirklich nur hin und wieder.«
    »Ein bisschen öfter schon«, unterstützte mich Krystal.
    Nach Enstronn kamen die Wegweiser nach Clarion und Sigil. Schließlich hielten wir an der Schutzhütte, vor der mir der Händler damals meinen Stab abnehmen wollte. Die Hütte sah immer noch gleich aus: Ziegeldach auf vier fensterlosen Wänden, harte, steinerne Bänke.
    Nur etwas mehr als drei Jahre – war es wirklich noch nicht länger her? Weniger als vier Jahre waren vergangen, seitdem ich die Hohe Straße entlanggewandert war, nicht sehr erfolgreich mit der Frau namens Shrezsan geflirtet und einen fremden Händler mit dem Stab verprügelt hatte, ohne die Macht des Stabes zu erahnen, ohne zu wissen, dass es Tamra und Krystal überhaupt gab.
    Ich atmete tief ein, als ich wieder aufs Pferd stieg.
    »Erinnerungen?«, fragte Krystal.
    »Es scheint schon eine Ewigkeit her zu sein.«
    »Das ist es auch.«
    Sie hatte Recht. Man kann nach Hause zurückkehren, aber es ist nicht mehr das Zuhause; wahrscheinlich hatte uns deshalb Tante Elisabet zu sich eingeladen.
    Als wir die ersten Blicke auf die schwarzen Linien der Mauern von Nylan erhaschten, berührte die Sonne bereits den Horizont. Weldein ritt näher zu Tamra. »Wo werden wir in Nylan wohnen?«
    Ich sah sie zwar nicht an, denn ich hatte meinen Blick auf das Ostmeer gerichtet, doch ich fühlte Krystals Lächeln.
    »Ich weiß nicht«, antwortete Tamra.
    »In den Gästegemächern des Rates«, sagte meine Mutter, während sie sich zu uns umdrehte.
    »Wunderbar«, murmelte Justen.
    »Sie sind nur für die Gäste des Rates gedacht, aber ihr alle seid ohne Zweifel Gäste des Rates«, erläuterte meine Mutter. Sie lächelte. »Ich habe mich bereits um alles gekümmert, als ich hier war, um die Bürgschaft zu besorgen.«
    »Um Geld zu sparen?«, fragte Justen.
    »Geld spielt keine Rolle«, antwortete meine Mutter fröhlich, »vor allem du solltest das wissen. Die Gästegemächer sind viel schöner und außerdem ...«
    »... wird der Rat dadurch ständig erinnert, dass er uns eingeladen hat«, beendete mein Vater den Satz.
    Die Mauern von Nylan ragten vor uns auf: große, schwarze Steinquader, sechzig Ellen hoch, weder Schießscharten noch Zinnen, noch Gräben. Das einzige Tor, so sagte man, war noch niemals geschlossen worden.

 
CXXII
    Freistadt, Hafen [Candar]
     
    A uf den Pieren, die in die Große Nordbucht hinausragen, reihen sich die uniformierten Truppen, jeder Soldat ist ausgestattet mit einem stählernen Gewehr und einem Patronengürtel.
    Marschall Dyrsse beobachtet von der Brücke der Stolz des Kaisers die gelbbraunen Abteilungen, die sich unter ihm aufstellen.
    »Ich hoffe, Ihr seid mit der Größe der Truppe zufrieden«, sagt der Flottenkommandant Stupelltry. »Mehr als zehntausend Soldaten stehen dort unten. Recluce verfügt nicht einmal über dreitausend und im Vergleich zu unseren sind ihre kaum ausgebildet. Auch haben sie keine Gewehre.«
    »Die Truppen werden ausreichen, Flottenkommandant, vorausgesetzt Eure Schiffe und Kanonen leisten das ihre.« Dyrsse lächelt, als sein Blick über die Schiffe in der Bucht

Weitere Kostenlose Bücher