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Kampf Dem Chaos

Titel: Kampf Dem Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Gleiche, aber mit Wurst.«
    »Das macht fünf Kupferstücke, Ser.«
    Die Schankmaid kehrte bald darauf mit zwei dampfenden Bechern zurück, die sie nacheinander mit dumpfen Schlägen auf den dunklen Holztisch stellte. Krystal nahm den Becher, roch daran und ließ sich den Dampf ins Gesicht steigen, bevor sie daran nippte.
    Wir hatten gerade den ersten Schluck Apfelwein getrunken, da brachte die Schankmaid auch schon einen dampfenden Laib helles Brot und die Kirschmarmelade.
    »Die Wurst kommt gleich, Ser.«
    »Gut.« Zu Krystal sagte ich: »Fang an. Das Brot ist noch warm.«
    »Iss doch auch etwas«, forderte sie mich auf.
    Das ließ ich mir nicht zwei Mal sagen. Die Wurst und ein zweiter Laib Brot wurden serviert, als wir den ersten schon aufgegessen hatten.
    Ich schnitt die Wurst an, die groß und dunkel auf dem Teller lag, sie schmeckte sehr würzig. »Willst du wirklich nichts davon?«, fragte ich kauend.
    Krystal schluckte einen Bissen Marmeladenbrot hinunter. »Ein Stück. Aber nur ein kleines.«
    Als wir von den leeren Tellern aufsahen, grinste ich Krystal an. »Du warst wohl nicht sehr hungrig?«
    Sie lachte.
    Ich legte sechs Kupferlinge auf den Tisch und wir verließen die Schenke.
    »Wohin gehen wir?«
    »Wo wir schon einmal waren.« Ich nahm ihre Hand und sie folgte mir in den Hafen. Ich suchte so lange, bis ich den Laden wiederfand, über dessen Tür ein dreisprachiges Schild hing; in Tempelschrift, Nordlanisch und Hamorisch hatte man es beschriftet. Dann ging ich weiter.
    Krystal freute sich deutlich spürbar, als wir uns gegenüber vom Laden an der vierten Pier auf die Hafenmauer setzten. Die Pier war leer. Das letzte Mal, als wir hier gesessen waren, so erinnerte ich mich, hatte eine kleine Schaluppe an der Pier gelegen. Krystal hatte damals noch lange Haare gehabt, die sie mit Silberschnüren hochgebunden hatte, und ich hatte ihr gerade das Schwert gekauft, das sie noch heute trug.
    »Wir saßen hier und ich fragte dich, was du tun würdest. Du gabst mir keine Antwort. Dann rannten ein Junge und ein Mädchen an uns vorbei, sie schwenkte ein Modellboot, das offenbar ihm gehörte. Sie gab es ihm schließlich zurück.«
    Krystal lächelte. »Du sagtest, sie seien wie wir, aber du wusstest nicht, warum.«
    »Und du warst nicht meiner Meinung.«
    »Soviel ich weiß, habe ich das aber nicht gesagt. Ich habe gar nichts gesagt. Aus Angst konnte ich dir weder zustimmen noch mit dir darüber streiten.«
    »Und jetzt?«, wollte ich wissen.
    »Ich glaube, du hattest wirklich Recht. Wir sind noch immer hier und wir wissen immer noch nicht, was geschehen wird.«
    »Außer, dass wir in wenigen Stunden den Rat treffen werden.«
    »Bist du beunruhigt? Ich fühle zwar nichts ...«, grübelte Krystal.
    »Nicht wegen des Rates. Sie haben uns gebeten zurückzukehren, also haben wir von ihnen nichts zu befürchten. Hamor ... aber das ist eine andere Geschichte.« Ich fühlte einen Kälteschauer, wusste aber nicht, ob es meiner oder Krystals war. Ich blickte ihr in die schwarzen Augen.
    »Meiner«, gab sie zu und nahm meine Hand in die ihre. »Ich mache mir Sorgen wegen des Rates. Ich glaube nicht, dass sie ehrlich sind, zumindest nicht zu sich selbst.«
    Ich ließ Krystals Worte wirken.
    »Sie haben Isolde ausgesandt. Erinnerst du dich an sie?«
    Natürlich erinnerte ich mich an Isolde und ihre Klinge und daran, wie sie den Kämpen des Herzogs Holloric mühelos besiegt hatte – und auch daran, dass der Herzog nur kurze Zeit später durch ein Attentat umgekommen war.
    »Sie töteten die hamorischen Regenten und zerstörten etliche hamorische Schiffe mit dem unsichtbaren Schwarzen Trio. Auf diesen Schiffen wollten sie uns nicht, haben sogar in Kauf genommen, dass unsere Hilfe womöglich zu spät kommt. Wie lange schon spielen sie dieses Versteckspiel?« Die Finger ihrer rechten Hand umklammerten die Mauerkante, auf der wir saßen.
    »Seit der Zerstörung Frvens durch Justen, denke ich. Davor hatte Recluce seine Macht immer offen zur Schau gestellt.«
    »Ich kann Heimlichtuer nicht ausstehen.«
    Ich stimmte ihr zu. Irgendwie war die einfache und aufrichtige Ehrlichkeit, wie sie Creslin, Dorrin und Justen besaßen, den Menschen abhanden gekommen. Vielleicht hatte es aber schon immer nur wenige aufrichtige Menschen gegeben. Hatte mein Vater deshalb das Institut gegründet?
    Ich runzelte die Stirn. Hatte mich der Umgang mit so viel Macht vorsichtiger gemacht? Befand ich mich womöglich schon auf dem Weg zur Unredlichkeit?

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