Kampf Dem Chaos
früher gekommen, schöne Frau, hätte ich es getan.« Er grinste mich an und ich erwiderte sein Grinsen. »Jetzt habe ich mich damit ... abgefunden.«
»Hamor wird die Stadt zerstören«, versuchte ich ihn zu überzeugen.
»Die Zeiten haben sich geändert, vielleicht ist das kein so großer Verlust mehr, Ser.«
Ich fuhr zusammen, auch mir war dieser Gedanke schon durch den Kopf gegangen. Recluce stellte kein Paradies dar und auch der Rat hatte schon bessere Tage gesehen. Aber ... die meisten Menschen zogen dies noch dem vor, was Hamor zu bieten hatte. Und das war vermutlich nicht viel, was mich gleichermaßen beunruhigte. »Ihr könntet morgen einfach einen langen Spaziergang machen«, schlug ich vor.
»Vielleicht mache ich das. Vielleicht.«
Doch ich wusste, dass er es nicht tun würde. Ich betrachtete noch einmal die Drachenscharniere. Krystal nickte.
»Wie viel kosten die Scharniere?«
»Ich schenke sie Euch.«
»Das kann ich nicht annehmen.«
Die alten, tiefgrünen Augen schauten in meine. »Ich schlage Euch ein Geschäft vor. Wenn die Schiffe Nylan nicht zerstören, dann kommt Ihr zurück und gebt mir fünf Silberstücke dafür. Wenn es ihnen doch gelingen sollte, müsst Ihr die Scharniere behalten und sie gut sichtbar für alle auf einer Truhe anbringen. Baut Ihr denn auch Truhen?«
»Einige habe ich schon geschreinert«, antwortete ich.
Er nickte. »Ihr habt sie angesehen und ihren Wert erkannt.«
Ich fasste an meine Börse.
Seine gebrechliche Hand berührte meinen Arm. »Nein. Ich vertraue Euch und ich weiß, dass dieses Vertrauen in den richtigen Menschen gesetzt ist. Es wird Zeit, dass die Drachen fliegen.« Er nahm ein Tuch und ging zum Regal. Vorsichtig wickelte er die Drachen in den weichen, grauen Stoff. Dann übergab er das Bündel Krystal. »Auf Eure Klinge, meine Dame, und auf Euer beider Glück.«
Krystal nahm die weich gepolsterten Drachen an sich, bewegte sich jedoch nicht von der Stelle.
»Nun müsst Ihr gehen.«
Der kleine Schmied warf uns praktisch aus seinem Geschäft und wir ließen es zu. Er sagte noch: »Passt auf meine Drachen auf.« Damit schloss er die Tür.
Regungslos standen wir für einige Sekunden da.
Ich schluckte, mein Magen knurrte.
»Du bist aufgebracht«, sagte Krystal, »und ratlos.«
»Ja. Es scheint, als müssten nur die Unschuldigen und Hilflosen das Leid tragen. Ich konnte ihn nicht dazu überreden zu gehen. Wenn es uns nicht gelingt, Hamor abzuwehren, wird ihm ohnehin nichts bleiben. Die Händler werden davonkommen. Die Bruderschaft auch, auf die eine oder andere Weise.« Ich hielt inne und schickte meine Sinne aus. »Du bist auch wütend.«
»Ja.«
Ich nahm ihre Hand und wieder knurrte mein Magen.
»Und du bist hungrig«, stellte sie fest. »Wie wäre es dort drüben?«
Am Ende der Seitenstraße lag ein kleiner Gasthof, eine dunkle Tür stand offen. Wir gingen hin und ich spähte durch die offene Tür.
»Ihr wollt zu Abend essen?«, fragte ein schlanker, junger Bursche und stellte einen Stuhl auf den Boden. »Es gibt nur Weißfisch und den müsst Ihr schnell essen. Wir packen zwar gerade die Küche zusammen, aber Mama wird Hungrige bestimmt nicht abweisen.« Er lachte und entblößte dabei riesengroße, weit auseinander stehende Zähne. »Oder jemanden, der Geld hat.«
»Wir werden uns beeilen.«
»So schnell nun auch wieder nicht. Ihr solltet es genießen, der Fisch würde ohnehin schlecht werden.« Er führte uns durch den halbleeren Schankraum zu einer Sitzgruppe in der Ecke. Druckstellen im Eichenboden zeugten davon, dass dort einmal mehr Tische gestanden hatten. Die Bänke der Sitzgruppe waren mit dunklem Leder gepolstert. Als wir uns setzten, fügte er hinzu: »Ich bringe gleich zwei Humpen Bier.« Nach einem Blick auf meinen Stab überlegte er es sich jedoch anders. »Wäre Euch Grünbeerensaft recht? Das Rotbeerenfass ist bereits versiegelt.«
»Sehr gut.«
Er flitzte davon und griff sich im Vorbeigehen zwei Stühle.
»Hier wird deutlich sichtbar alles zusammengepackt. Hoffentlich wirkt sich das nicht zu sehr auf das Essen aus.« Krystal unterdrückte ein Gähnen.
»Du bist müde.«
»Du auch.«
»Hier, bitte.« Der Schankbursche kam bereits mit zwei Bechern und zwei Krügen zurück. Auf dem Rückweg schnappte er sich gleich wieder zwei Stühle.
Ich goss unsere Getränke ein und wir hatten kaum den ersten anständigen Schluck getrunken, als der Junge einen großen, goldenen Laib Brot auftischte. »Marmelade oder einen anderen
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