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Kampf Dem Chaos

Titel: Kampf Dem Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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furchterregend gebärdeten wie beim letzten Mal. Aber dann dürften wir eigentlich auch die Pferde hier nicht stehen lassen.
    »Ist das der richtige Platz?«, fragte Justen.
    Mein Vater und ich nickten. Tante Elisabet ebenfalls.
    Onkel Sardit ging vor bis zur Steilküste, wo die Mauer am senkrechten Abgrund endete. »Gute Maurerarbeit.« Dann kam er zurück und klopfte meiner Tante auf die Schulter.
    Dayala saß im Gras und berührte die Grashalme und die kleinen, blauen Blumen, die ihre zarten Stängel um die Erde schlängelten.
    Weldein stand schweigend neben Tamra und die drei anderen Soldaten beobachteten ihn. Haithen schritt wie Sardit zum Abgrund und blickte nach Westen, bevor sie wieder zu den anderen zurückkehrte.
    Auch nach Sonnenaufgang kam keine Brandung auf, kein Geräusch, das auf Wellen unten am Sandstrand schließen ließ. Das knietiefe Gras zwischen Straße und dem schmalen, kurz geschnittenen Rasenstreifen, der an der Mauer entlang verlief, hing feucht und schlaff herab.
    Eine Möwe schwebte hinunter zum Wasser, sie tauchte jedoch nicht ein und verschwand wieder über der Küste.
    »Das Meer ist völlig ruhig«, flüsterte Krystal.
    »Du brauchst nicht zu flüstern«, murmelte ich zurück, meine Sinne wanderten jedoch bereits zu Ordnung und Chaos unter Recluce, zum Machtspeicher, der sich am Rückgrat der Insel entlang erstreckte. Ich bemühte mich weiter, die Ordnungs-Bahnen näher zum Grund des Meeres zu führen.
    Krystal stieß mich mit dem Ellbogen in die Rippen. Es tat weh, denn ich war nicht darauf vorbereitet gewesen und mit den Gedanken ganz woanders.
    »Entschuldige«, sagte sie sanft.
    Ich fühlte die ehrliche Reue und stellte fest, dass die Verbindung zwischen uns immer enger wurde. Sie musste den Schmerz gefühlt haben. Ich beugte mich zu ihr hinüber und küsste sie.
    Sie drückte meinen Arm und ich fühlte die Wärme in dieser einfachen Geste. Hinter uns ragte drohend die Mauer auf, das Zeichen, das seit mindestens einem halben Jahrtausend für Recluce stand. Die Ecken und Kanten der Steine waren noch immer so scharf wie damals, als Dorrin sie behauen, geordnet und aufeinander gelegt hatte, um mit dem Mauerwerk die Ingenieure von den alten Magiern zu trennen, die darauf beharrt hatten, dass Maschinen nur Chaos bringen würden. Doch am Ende stellte sich wie so oft heraus, dass beide falsch lagen, denn Recluce wurde nun von der kalten Ordnung der Maschinen bedroht, die freies Chaos schufen.
    Justen, mein Vater und Tamra wandten sich mir zu. Dayala blieb auf der Erde sitzen und meine Mutter und Tante Elisabet hielten sich einige Schritte im Hintergrund. Sardit stapfte an der Mauer entlang, um sich noch einmal von der guten Steinmetzarbeit zu überzeugen. Kein Stück Holz verbarg sich in der Mauer, das er hätte überprüfen können. Der Legende nach hatte Dorrin darauf bestanden, die Mauer aus solidem, schwarzgeordnetem Stein zu erbauen, und sie wurzelte sichtbar im Land selbst.
    »Bist du bereit?«, fragte Justen.
    »Ich bin bereit.« Ich hoffte es, meine Sinne trieben sich noch zur Hälfte auf den Klippen herum, die andere Hälfte wühlte tief im Boden. Ich wischte mir den Schweiß von der Stirn, obwohl sich die Luft noch gar nicht richtig erwärmt hatte.
    »Du bist bereit«, klang Krystals Echo an mein Ohr und Dayala lächelte.
    Die Erde zitterte und das Gesicht meiner Mutter erstarrte für einen Augenblick vor Schreck, bevor das entschlossene Lächeln wieder zurückkehrte.
    Weldein führte die Soldaten zurück zur Hohen Straße, ein Dutzend Ellen hinter die Pferde. Dort ging er auf und ab, um uns vor denen zu schützen, die uns von den Feldern her oder von der Straße aus angreifen könnten. Von den Klippen drohte keine Gefahr, kaum vorstellbar, dass jemand von unten heraufkletterte, nicht überraschend zumindest.
    Ich versuchte erneut, die Ordnung in der Tiefe zu berühren.
    Als die Sonne im Osten höher stieg, loderte sie wie ein weiß-oranger Ball, gegen den blaugrünen Morgenhimmel flammte jedoch das Weiß immer mehr auf. Auch im hellen Licht hing das lange Gras noch immer schlaff herab.
    In Nylan regte sich nichts, die Stadt war teilweise noch in Schatten gehüllt und wirkte verlassen. Vielleicht war sie das wirklich, denn nach unserem Treffen hatte die Bruderschaft die Nachricht verbreiten lassen, dass sich alle in die Hügel zurückziehen sollten – vielleicht hatten sie einen Sturm als Grund angegeben, möglicherweise auch feindlichen Beschuss, oder gar keinen Grund. Nach dem

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