Kampf Dem Chaos
nicht mehr davonkommen.
Da wurde mir klar, dass ich nun wirklich ein Spion war und wie ein feindlicher Soldat behandelt werden würde – oder gar noch schlimmer. Als Schreiner oder auch als Ordnungs-Meister war ich nicht auf diesen Gedanken gekommen. Ich hätte es tun sollen, doch ich wollte auf keinen Fall, dass Krystal das gleiche Schicksal wie Ferrel widerfuhr, und bisher war ich mit den Weißen Magiern immer fertig geworden.
Aber dieses Mal verhielt es sich anders. Ich hatte den Auftrag, etwas herauszufinden, und musste nicht nur vor den hydlenischen Truppen flüchten oder sie umgehen. Das, was ich herauszufinden hatte, bestimmte über das Schicksal vieler Menschen. Ich wünschte, Justen wäre hier. Doch ich konnte nur tief durchatmen und Gairloch am Hals tätscheln. Er schnaubte, was mich allerdings auch nicht sehr beruhigte.
Spät nachmittags erreichte ich das Tal, in dem sich die Quelle befand. Der Schwefelgeruch aus dem Gelben Fluss stach bei dem windstillen Wetter besonders in die Nase.
Die Straße stieg nun steil an und hielt sich auf der rechten Seite des Tales, das sich nun öffnete und den Blick auf die Quellen freigab. Ich wartete nicht, bis ich den Soldaten, die das Tal bewachten, zu nahe kam. Gairloch und ich verbargen uns im Wald zur linken Seite der Straße. Meine Sinne sagten mir, dass der Anstieg nicht zu steil werden würde und das Dickicht nicht zu dicht.
Die Sonne verschwand schon hinter den Bergen, als ich durch die letzten niedrigen Eichen am Ende des Tales spähte.
Unter dem steinigen Erdboden am westlichen Ende des Tales, dort wo die Straßen von Kyphros und Jikoya in das Tal mündeten, befanden sich die Quellen. Neben den Quellen standen zwei Steingebäude. Eines davon hatte vermutlich die Tempelschwestern beherbergt. Ich fühlte Zelte und Körper dort, doch nicht sehr deutlich, zumal ein weiterer Hügel vor mir die saftige Wiese vom anderen Ende des Tales verdeckte. Niedrige Zedern, nicht mehr als drei Ellen hoch, bedeckten den steinigen Boden.
Nachdem ich mich umgesehen hatte, beschloss ich, auf die Dämmerung zu warten. Ich band Gairloch an einen Baum und holte einige Apfelschnitze, Trockenkekse, Käse und meine Feldflasche heraus. Die Feldflasche enthielt nur mit Ordnung behandeltes Wasser, leider. Ich setzte mich auf einen Stein und aß. Gairloch bekam auch ein paar Apfelstücke. Gierig leckte er sie aus meiner Hand.
Als es fast dunkel geworden war, eine weiche, fast purpurne Dunkelheit, in der Insekten umherschwirrten, Blätter raschelten und über allem der Geruch von Schwefel lag, band ich Gairloch los. Ich baute den Schutzschild um uns auf, damit wir ungesehen die Wiese überqueren konnten. Doch ich ließ ihn fallen, als wir die Zedern erreicht hatten. Der Weiße Magier sollte meine Ordnung nicht spüren, besonders nachdem wir die Anhöhe der kleinen Erhebung erreicht hatten.
Auf der westlichen Seite des steinigen Hügels hielt ich an, als wir die halbe Wegstrecke abwärts zurückgelegt hatten, und führte Gairloch hinter eine mächtige Zeder. Fast eine Meile östlich von den Quellen entfernt breitete sich eine ebene Fläche aus, auf der Zelte aufgeschlagen worden waren. In der Mitte des Platzes befand sich ein größeres Pavillonzelt, das Chaos ausstrahlte und eine böse Weiße, die ich zwar fühlen, aber nicht sehen konnte, obwohl das Zelt fast in der Dunkelheit glühte.
Ein dumpfer Donner rollte durch das Tal, die Zelte wackelten und der Boden unter Gairloch bebte. Ich klammerte mich an den Sattel und Gairloch schnaubte leise.
Der Donner strahlte starke Chaos-Kräfte aus. Was genau machte Gerlis hier?
Trotz der Kälte des voranschreitenden Abends musste ich mir den Schweiß von der Stirn wischen. Ich fühlte die Macht, die von dem Weißen Zelt ausging, obwohl ich mehr als eine Meile davon entfernt stand. Diese Macht war gewaltig, ich bezweifelte, dass Gerlis mich überhaupt wahrnehmen konnte, denn meine Kräfte gingen in dieser riesigen Chaos-Welle völlig unter. Ich schluckte.
Was konnte ich gegen solch eine Macht unternehmen? Antonin hatte mich zuerst nur wie eine Fliege zur Seite gewischt. Auch im direkten Kampf hatte ich seine Furcht einflößende Macht nicht am eigenen Leibe gespürt, ich hatte ihn nur von seinen Chaos-Quellen abgeschnitten und dies so lange durchgehalten, bis er starb. Sephya war auf etwa die gleiche Weise vernichtet worden.
Gerlis besaß genug Macht, um mich mit einem Schlag zu erledigen, selbst wenn es mir gelänge, ihn hinter
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