Kampf Dem Chaos
anderen, bis alle Anführer der Einheiten ihre Befehle erhalten hatten.
Die erste und dritte Einheit formierten sich ruhig auf der linken Seite, während die zwei Einheiten der Außenposten sich zu meiner Rechten aufstellten. Eine Einheit der Elitegarde – die zweite – blieb in der Mitte hinter den anderen vier Einheiten.
Yelena ritt an meine Seite. »Bist du bereit?«
Ich war es nicht. Meine Eingeweide protestierten und mein Herz pochte wie wild. Bei meinem Kampf mit dem ersten Weißen Magier musste ich nur reagieren, was viel, viel einfacher war, als den Entschluss zu fassen, in ein bewachtes Lager hineinzureiten, zu einem Weißen Magier, der mächtig genug war, um mich wie eine Fliege zu erschlagen.
Ich fühlte mich wie das dritte Rad an einem zweirädrigen Karren, wollte lieber einfach zusehen; aber nur wenn ich wirklich alles versuchte, konnte ich etwas bewegen. Und ich musste alles versuchen.
»Erste und dritte. Jetzt!« Yelena hob die Hand und gab das Zeichen zum Angriff.
Die ersten vier Einheiten ritten los – doch es war kein richtiger Angriff. Es gab keine Trompetenfanfaren, kein Gebrüll, nur Pferde, die den Hügel durch die vereinzelten Zedernbäume hinuntertrabten und hinaus auf die Ebene.
Yelenas Truppen ritten schnell, waren den anderen um einiges voraus. Eine feine Staubwolke hüllte uns ein. Ich hustete mehr als einmal, als ich mit Weldein und Jylla Schritt zu halten versuchte; sie ritten nun vor mir und die Außenposten tauchten zu meiner Linken auf. Ihre langbeinigen Tiere zogen Gairloch und mir davon. Das war gut so, denn ich musste Gerlis aufspüren, ohne ihn zu alarmieren. Es war nicht schwer, ihn zu finden. Ein Turm unsichtbarer Weiße umgab sein Pavillonzelt am anderen Ende des Feldlagers. Staub hüllte mich ein und ich versuchte, nicht zu husten.
Die Zügel hielt ich mit einer Hand umklammert, den Stab in der anderen. Ob mir dieser Stab jedoch helfen konnte, war eine andere Frage. Meine Handflächen waren feucht und mein Herz pochte schneller, als ich es je für möglich gehalten hätte.
Als sie das braune Gras erreicht hatten, setzten sich Yelenas Einheiten in Richtung Straße ab, noch immer ruhig und locker trabend.
Dann ertönte eine Trompete, drei schnelle Stöße. Das Signal wurde mehrmals wiederholt.
Mehr als die Hälfte der Hydler, die sich in der Nähe der Straße aufhielten, hatten sich noch nicht einmal ganz umgedreht, da wurden sie schon von Yelenas Einheiten niedergemetzelt. Die Außenposten und ich hatten derweil die Zelte und die überraschten Hydler dort schon fast erreicht.
Immer mehr Staub wirbelte in mein Gesicht. Vor meinen brennenden Augen verschwamm alles, denn ich versuchte, halb mit den Augen und halb mit meinen Sinnen zu sehen – zwei verschiedene Bilder liefen vor mir ab.
Irgendwie gelang es mir, den Stab nach einem bestimmten Muster zu schwingen. Ich glaubte, nur wild um mich zu schlagen, bis ich eine Frau sah, die vom Pferd fiel, ehe ihre Klinge mich erreichen konnte. Ich klammerte mich an Gairloch fest, um nicht hinunterzufallen, dann jagten wir zwischen den niedrigen Zelten der hydlenischen Truppen hindurch auf das Pavillonzelt des Magiers zu.
Im Hintergrund ertönten Trompeten und ein ohrenbetäubender Trommelwirbel, Kampfgebrüll, klirrendes Metall, Flüche und die Schreie der sterbenden Soldaten und Pferde.
Hssttt! Hssstt!!!
Zwei Feuerbälle zischten an mir vorbei, so nah, dass ich die Hitze spüren konnte, so nah, dass mir der Geruch von versengtem Haar und verbranntem Fleisch in die Nase stieg.
»Aaaahhh ...«
»... oh ...«
Ein weiterer fauchte über mich hinweg, ich duckte mich. »Ganz ruhig, alter Junge.« Gairloch wieherte verschreckt und galoppierte los.
»Folgt dem Magier ... folgt dem Magier ...«
Warum befahl Shervan den Außenposten, mir zu folgen? Das hatte keinen Sinn, doch Gairloch galoppierte weiter. Ich konnte das Zelt des Magiers nicht mehr nur fühlen, sondern auch sehen.
»Folgt dem Magier ...«
Die Trompeten hörte ich nur noch in der Ferne von den Hügeln hallen, der nächste Feuerball loderte schon um meinen Schild, den ich aufgebaut hatte, ohne es zu merken – es war kein Lichtschild, sondern eine Art Ordnungs-Schranke, wie ich sie auch gegen Antonin eingesetzt hatte.
»Zu den Raketen! Schnell, die Raketen!«
Bei diesem Aufschrei wendete ich den Blick vom Zelt des Magiers ab.
Eine Handvoll Männer hielten Fackeln in der Hand, der Geruch von andersartigem Feuer wehte über die Zelte zu mir herüber.
Mit
Weitere Kostenlose Bücher