Kampf der Ehre (Band 4 im Ring der Zauberei) (German Edition)
seinen Kopf, rannte auf den Canyon zu, und warf ihn über die Kante.
Als der Körper über die Kante fiel erwartete Andronicus, dass sich der Mann zu Asche zerfallen würde, wie die anderen.
Doch fassungslos sah Andronicus den Körper des Mannes durch die Luft fliegen, über den Rand der Schlucht – unversehrt – und dann schreiend und mit den Armen um sich schlagend auf den Grund des Canyons zu dem sicheren Tod entgegen fallen.
Andronicus stand da und musste ein paarmal blinzeln. Er konnte nicht verstehen, was hier gerade geschehen war. Es war, als hätte jemand den Schild plötzlich ausgeschaltet.
Andronicus ergriff einen weiteren Krieger und schob ihn, diesmal genau in der Mitte, auf die Brücke zu. Der Mann hatte furchtbare Angst, nachdem er gesehen hatte, was mit zuvor mit seinesgleichen passiert war. Andronicus stieß ihn mit einem Speer am Nacken an, und der Mann lief gehorsam los. Er schlug die Hände vors Gesicht und lief, in der Erwartung seines sicheren Todes, auf die Brücke zu.
Doch dieses Mal geschah etwas anderes: der Krieger rannte weiter und weiter – geradewegs auf die Brücke. Er löste sich nicht zu Staub auf, wie es die anderen getan hatten. Er stand da, direkt vor den Kriegern der McClouds. Lebend.
Die McClouds schienen selbst erschrocken zu sein. Sie sprangen vor, griffen den einsamen Krieger an und töteten ihn auf der Stelle.
Dann nahmen sie wieder Haltung an und sahen die Armee des Empire mit neuem Respekt – und Angst – an. Es gab keine Barriere mehr zwischen ihnen. Irgendetwas war passiert.
Hunderte von McCloud Kriegern begannen langsam sich zurückzuziehen, waren nervös, konnten nicht verstehen, was da vor sich ging.
Andronicus konnte es selbst nicht verstehen. Der Schild funktionierte nicht. Wirklich nicht. Was war passiert?
Er würde nicht warten, um es herauszufinden.
“ANGRIFF!”, schrie er.
Tausende Männer stürmten nach vorn, auf die Brücke, und trampelten und schlachteten die McCloud Krieger dabei nieder. Die restlichen McClouds drehten sich um und rannten um ihr Leben.
Andronicus sah zu und wartete ab, was geschehen würde, ob der Schild vielleicht irgendwie wieder zum Leben erwachen würde.
Doch zu seiner großen Überraschung ging es seinen Männern gut. Sie stürmten weiter, den ganzen Weg über die Brücke und auf die andere Seite des Rings. Sie standen fest und sicher auf McCloud’schem Boden.
Sicher.
Der Schild existierte nicht mehr.
Andronicus lächelte. Er fühlte sich glücklicher als jemals zuvor in seinem Leben. Er zog sein Schwert und folgte seinen Männern. Er mischte sich unter sie und tötete zum Spaß ein paar seiner eigenen Männer auf dem Weg über die Brücke. Er fühlte sich wieder wie ein kleiner Junge.
Sekunden später fand er sich auf der anderen Seite, auf McCloud’schem Land, und spürte zum ersten Mal den Boden des Rings unter sich. Von diesem Augenblick hatte er sein Leben lang geträumt. Er konnte es nicht glauben.
Er war hier.
Andronicus ging auf die Knie und fühlte den Boden mit seinen Händen. Und als seine Männer an ihm vorbei stürmten, beugte er sich vor und küsste den Boden.
Er blickte zum Horizont und sah dort eine Stadt der McClouds und grinste breit.
Zeit, McCloud einen Besuch abzustatten.
KAPITEL VIERUNDDREISSIG
Als Thor mit Gwen hinter ihm auf seinem Pferd und Reece, O’Connor, Elden und den Zwillingen an seiner Seite zurück in Richtung King’s Court ritt, war er erschöpft, aber floss vor Dankbarkeit über. Die zweite Sonne ging gerade unter, und sie ritten in einem angenehmen Trab dem prächtigen Himmel entgegen. Thor fühlte sich mehr als erschöpft, jeder Muskel in seinem Körper schmerzte als wäre er im Krieg gewesen.
Doch Gwen bei sich zu haben – zu spüren, wie ihre Arme seine Brust umschlangen und ihr Kopf an seinem Rücken lehnte – machte all die Müdigkeit wieder wett.
Sie bei sich zu wissen gab ihm das Gefühl, dass in seiner Welt alles in Ordnung war. Er war unglaublich dankbar, dass sie am Leben war, dass sie unverletzt war, und dass der Anführer der Nevaruns nie die Gelegenheit hatte, mit ihr allein zu sein. Er war dankbar, dass sie die Begegnung mit ihm überlebt und dass sie es geschafft hatten, Gwen zu retten – und dafür, dass sie sein Leben gerettet hatte. Er fühlte sich, als ob alle seine Gebete erhört worden waren.
Als sie auf King’s Court zuritten hatte Thor ein Gefühl des Triumphs in sich, spürte aber auch den Stachel der Tragödie um seine drei
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