Kampf der Ehre (Band 4 im Ring der Zauberei) (German Edition)
hatte. Es war ein Ausdruck der Verwirrung.
„Söhne verdienen Liebe nicht, nur weil sie Söhne sind.“, stellte der Vater fest. „Sie müssen sie sich verdienen. Alles in dieser Welt muss verdient werden.
„Müssen sie das?“, gab Thor zurück, und ließ diesmal nicht locker. In der Vergangenheit hatte er sich immer den Argumenten des Vaters ergeben, der Art wie sein Vater abrupt ein Gespräch beendete, wie er das letzte Wort haben musste und danach nichts mehr hören wollte. Doch nicht dieses Mal. „Und was genau muss ein Sohn tun, um die Liebe seines Vaters zu verdienen?“
Sein Vater lief rot an. Er schien kurz davor, vor Wut zu explodieren, Thor hatte ihn klar überflügelt und hatte die Nase voll. Er drehte sich um, stürzte sich auf Thor und holte aus, um ihn mit seinen starken, schwieligen Händen bei den Schultern zu packen, wie er es so viele Male in Thors Leben getan hatte.
„Was tust du hier?“, schrie er ihn an. „Was willst du von mir?“
Thor konnte den Zorn seinen Vaters durch die Hände in seine Schultern fließen spüren. Doch Thors Schultern waren jetzt grösser und breiter als damals, als er gegangen war. Und seine Hände und Unterarme waren auch stärker, um ein Vielfaches stärker als damals.
Sein Vater hatte immer geglaubt er könnte eine Diskussion damit beenden, indem er ihn an den Schultern packte und schüttelte, dadurch, dass er ihn mit seinem Zorn infizierte – aber das funktionierte nicht mehr.
Sobald sich die Hände seines Vaters in seine Schultern graben wollten griff Thor nach oben und schlug seine Hände von den Schultern; dann in der gleichen Bewegung schob er seinen Vater mit den Handballen von sich. Hart genug, um ihn zwei Meter nach hinten stolpern zu lassen, und brachte ihn damit derart aus dem Gleichgewicht, dass er fast fiel. Sein Vater sah ihn schockiert an, und fragte sich entsetzt wer das wohl war. Er blickte drein, als hätte ihn eine Schlange gebissen. Sein Gesicht blieb rot vor Wut, doch diesmal hielt er einen gesunden Abstand und wagte sich zum ersten Mal in Thors Leben nicht, sich ihm zu nähern.
„Wage es nicht noch einmal Hand an mich zu legen.“, sagte Thor ruhig und fest. „Lass dir das eine Warnung sein.“
Thor war aufrichtig. Etwas in ihm würde diese Art der Behandlung nicht mehr tolerieren; etwas in ihm warnte ihn, dass er, wenn sein Vater noch ein einziges Mal Hand an ihn legen sollte, nicht mehr in der Lage sein würde, seine Reaktion zu kontrollieren.
Sie tauschten etwas unausgesprochenes untereinander aus, und sein Vater schien zu verstehen. Er stand da und senkte die Schultern kaum merklich, doch genug, dass Thor erkennen konnte, dass er es nicht noch einmal versuchen würde.
„Bist du nur hergekommen, um mich zu belästigen?“, fragte sein Vater und klang einen Moment lang gebrochen, alt.
„Nein.”, sagte Thor und erinnerte sich schließlich. „Ich bin hergekommen, weil ich Antworten suche. Antworten, die nur du mir geben kannst.“
Sein Vater starrte ihn an, und Thor holte tief Luft.
„Wer war meine Mutter?”, wollte Thor wissen. „Meine richtige Mutter.“
„Deine Mutter?“, echote sein Vater. Die Frage traf ihn vollkommen unvorbereitet. „Und warum solltest du das wissen wollen?“
„Warum sollte ich das nicht wissen wollen?“, entgegnete Thor.
Sein Vater blickte zu Boden, und sein Gesichtsausdruck wurde weicher.
„Deine Mutter starb bei deiner Geburt. Das habe ich dir schon erzählt.“
Doch er sah Thor dabei nicht in die Augen, und Thor konnte fühlen, dass er nicht die Wahrheit sagte. Thor war jetzt sensibler, konnte die Dinge tiefer spüren, und er konnte spüren, dass sein Vater log.
„Ich weiß, was du mir erzählt hast.“, sagte Thor fest. „Und jetzt will ich die Wahrheit wissen.“
Sein Vater sah in an, und Thor konnte wieder sehen, wie sich der Ausdruck auf seinem Gesicht änderte.
„Mit wem hast du gesprochen?“, wollte er wissen. „Was haben sie dir erzählt?“
„Ich will die Wahrheit.“, verlangte Thor. „Ein für alle Mal. Keine Lügen mehr. Wer ist meine Mutter? Und warum hast du es vor mir geheim gehalten?“
Thors Vater starrte ihn lange an, und schließlich, nach einigen Augenblicken dicker Stille gab er nach. Seine Augen hingen, und er sah mit einem Mal alt aus.
„Scheinbar macht es keinen Sinn mehr, es von dir fernzuhalten.”, antwortete er. „Deine Mutter ist nicht im Kindbett gestorben. Ich habe die Geschichte erfunden, um dich davon abzuhalten, Fragen zu
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