Kampf der Ehre (Band 4 im Ring der Zauberei) (German Edition)
wusste, dass sie das nicht tun konnte; sie musste zuerst etwas erledigen. So verabscheuenswürdig seine Familie auch sein mochte, sie liebte Bronson, und musste alles tun, um ihn zu retten. Sie konnte den Gedanken nicht ertragen, es nicht zumindest zu versuchen.
Luanda biss sich auf die Lippe und ging weiter. Sie bahnte sich ihren Weg durch die Menge durch kurvige, enge Gassen, über Plätze, an Tavernen und Bordellen vorbei, durch Straßen voller Schlamm und vorbei an Hunden die im Dreck wühlten. Eine Ratte huschte über ihre nackten Füße – sie trat nach ihr und konnte gerade noch einen Aufschrei herunterschlucken. Sie musste stark sein. Sie betete nur, dass ihr Gemahl noch am Leben war, und dass sie zusammen einen Weg hier heraus finden könnten.
Bevor man sie in den Kerker geschleppt hatte, hatte Luanda mitansehen müssen, wie sie Bronson am Marktplatz anbanden. Als öffentliches Exempel der Grausamkeit seines Vaters zur Schau gestellt, dem Gespött Aller ausgeliefert; sie nahm an, dass er noch immer dort war. Sie eilte Straße um Straße hinunter, versuchte sich an den Weg zu erinnern, und hoffte, dass sie in die richtige Richtung lief, als die Menschenmassen dichter wurden. Sie nahm an, dass die Massen immer dorthin strömen würden, wo sie Elend, Leid und Folter begaffen konnten.
Aus der Ferne konnte sie Jubel hören und schloss daraus, dass sie in der Nähe des Marktplatzes sein musste. Bald schon wurde der Lärm lauter und sie wusste, dass sie auf dem richtigen Weg war.
Sie lief schnell, hielt ihren Kopf gesenkt und hoffte, dass niemand sie bemerken würde. Sie kam an einer Händlerin vorbei, die Kleidung verkaufte, und als die alte Frau sich bückte um ihrem Hund einen dicken Knochen zu reichen, griff Luanda flink einen langen braunen Mantel.
Sie huschte um die nächste Ecke und hüllte sich in den warmen Mantel. Die Kapuze zog sie tief in ihr Gesicht. Sie schaute sich um, um sicherzugehen, dass niemand mitangesehen hatte, wie sie den Mantel gestohlen hatte. Doch keine Menschenseele schenkte ihr Beachtung, und sie begann, sich besser zu fühlen. Sie steckte den Dolch, den sie einem ihrer Peiniger abgenommen hatte in ihr Mieder und lief weiter. Als sie sich ihren Weg durch die Menge bahnte, hatte sie das Gefühl gegen die Zeit anzukämpfen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie entdecken würden, dass sie entkommen war – und sobald sie das taten, würden McClouds Männer überall nach ihr suchen.
Luanda bog in eine weitere Straße ein, und die Rufe wurden lauter. Bald schon konnte sie ihn sehen, den Marktplatz. Ein riesiger Mob drängelte in seine Richtung und schwärmte der Mitte zu. Alle hatten die Augen nach oben gerichtet, und als sie den Blicken folgte, sah sie voller Entsetzen ihren Gemahl an einem Kreuz hoch oben auf einem Gerüst – Arme und Beine an die Balken gebunden. Seine rechte Hand fehlte, und dort wo sie sein Vater abgetrennt hatte, war nichts außer einem schwarz verkohlten Stumpf. Er hing schlaff mit gesenktem Kopf an den Fesseln. Die Massen warfen mit Gemüse nach ihm, und er konnte nichts tun, außer die Demütigung, die Beschimpfungen und die Pfiffe aus allen Richtungen über sich ergehen zu lassen.
Luanda stieg die Zornesröte ins Gesicht und sie drängte nach vorn, im verzweifelten Versuch ihm näher zu kommen und zu sehen, ob er noch lebte. Aus dieser Entfernung konnte sie es nicht sicher sagen.
Als sie näher kam, bemerkte sie, wie er kurz den Kopf ein wenig in ihre Richtung hob, nur ein klein Wenig, als wüsste ein Teil von ihm, dass sie hier war. Ihr Herz machte vor Erleichterung einen Sprung: er war am Leben. Es gab Hoffnung. Und das war alles, was sie brauchte.
Luanda erkannte, dass man sie wahrscheinlich bei dem Versuch ihn zu befreien gefangen nehmen oder töten würde. Doch es war ihr egal. Sie musste es versuchen. Wenn sie kämpfend untergehen sollte, dann sollte es eben so sein. Immerhin war sie die erstgeborene Tochter von König MacGil, aus einer langen Linie von Königen und es lag nicht in ihrer Natur, jemanden zurückzulassen. Besonders nicht ihren Gemahl, und schon gar nicht nachdem er verletzt und gefangen genommen worden war bei dem Versuch, sie zu beschützen.
Luanda betrachtete die Umgebung, verzweifelt bemüht einen Plan zu fassen. Bevor sie ihn endlich gesehen hatte, wusste sie noch nicht, was sie tun sollte. Doch nun, da sie ihn gesehen hatte und wusste, dass er lebte, kreisten die Gedanken wild in ihrem Kopf.
Sie erkannte, dass sie warten
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