Kampf der Ehre (Band 4 im Ring der Zauberei) (German Edition)
es nicht länger aushalten. Er hatte seinen Entschluss gefasst.
Endlich drehte er sich um und eilte davon. Er lief durch die Straßen des kleinen Dorfes und marschierte entschlossen auf Seleses Haus zu. Sein Herz war übervoll mit Dingen, die er ihr sagen wollte; er musste wissen, warum sie ihn verschmäht hatte, und was sie wirklich für ihn fühlte. Er spielte das ganze Gespräch mit ihr in seinem Kopf durch und als er ihr Haus erreichte und nach dem Türklopfer griff war er bereits sehr aufgeregt.
Er schlug den Klopfer ein paarmal hart gegen die Türe – es war das einzige Geräusch, das durch den verschlafenen Ort hallte. Es klang viel zu laut und als ein Hund in der Ferne anfing zu bellen befürchtete er, dass er womöglich das ganze Dorf aufwecken würde.
Er schlug den Klopfer wieder und wieder gegen die Türe, bis er endlich eine Stimme hörte.
„Schon gut, schon gut!“, erklang eine schläfrige Stimme aus dem Haus.
Reece trat zurück und bemerkte plötzlich, dass er beim ersten Morgengrauen gegen ihre Türe gehämmert hatte. Er war peinlich berührt. Am liebsten hätte er sich umgedreht und wäre davongelaufen, doch dafür war es zu spät.
Selese riss die Türe auf und stand in der frühen Morgensonne. Sie sah ihn an, zog sich ein Tuch enger um die Schultern, und sah dabei schläfrig und sehr verärgert aus.
„Was ist denn in dich gefahren?“, wollte sie wissen. „Es ist noch vor Sonnenaufgang und du schlägst gegen meine Türe als ob eine feindliche Armee anrückt!“
Reece starrte sie sprachlos an.
„Also?“, fragte sie gereizt.
Reece stand da und hatte jedes einzelne Wort, das er ihr hatte sagen wollen, vergessen.
„Ich ähm ...”, begann er und hielt dann inne.
Warum hatte sie diese Wirkung auf ihn?
„Ich bin gekommen um dir einen guten Morgen zu wünschen“, sagte er.
Sie riss die Augen auf.
„Einen guten Morgen?“, wiederholte sie ungläubig.
Dann brach sie in Gelächter aus.
„Hast du den Verstand verloren?“, fügte sie hinzu.
Nun war Reece an der Reihe, verärgert zu sein.
„Höre zu.“, setzte er an – er konnte nicht mehr länger an sich halten – „Was du hier tust, ist nicht gerecht. Spielchen zu spielen. Du musst ehrlich mit mir sein. Nichts mehr davon.”
Sie sah ihn verdutzt an.
„Nichts mehr von was?”, fragte sie. „Träumst du?“
„Von deinen Spielchen. Du musst mir die Wahrheit sagen.“
„Ich spiele keine Spielchen mit dir.“, entgegnete sie ihm. „Ich kenne dich doch nicht einmal.“
Er musterte sie frustriert.
„Willst du mir damit sagen, dass du nicht das gleiche fühlst wie ich?“, fragte Reece. Er wollte auf den Punkt kommen. Er musste es wissen, brauchte Klarheit.
Sie blinzelte erstaunt.
„Und was fühlst du?“, gab sie zurück.
„Genug der Fragerei!“, herrschte Reece sie an. Er war am Ende seiner Kräfte. „Ich bin hierhergekommen weil ich dich liebe! Verstehst du? Ich liebe dich! Ich bin nicht krank. Ich bin nicht im Delirium. Ich bin wach und bei Verstand. Und das ist, was ich fühle. Basta!”, zischte er wütend, und seine Stimme hob sich.
Sie sah ihn überrascht an, mit einer Miene, als würde sie einem Verrückten gegenüberstehen. Und dann, langsam, begann ein Lächeln ihre Lippen zu umspielen.
„Aber du kennst mich doch nicht einmal.“, sagte sie. „Wie kannst du das glauben? Wie ist das möglich?“
Reece’s Herz sank.
„Willst du mir damit sagen, dass du mich nicht liebst?“, hakte er nach.
„Ich kenne dich nicht.“, antwortete sie. „Ich sage nicht, dass ich dich nicht liebe. Ich sage aber auch nicht, dass ich es tue. Es ist kein Wort, das ich leichtfertig verwende. Und schon gar nicht gegenüber einem Fremden.“
„Aber wie sollst du mich auch kennen können, wenn du mir nicht einmal eine Chance gibst?“, wollte Reece wissen.
Jetzt war es an ihr zu erröten.
„Du bist von adligem Geblüt.“, sagte sie. „Ich bin ein Mädchen aus dem Dorf. Es würde nicht klappen zwischen uns.“
„Und wie kannst du dir dessen so sicher sein?“, fragte Reece. „Ich denke nämlich, dass es das sehr wohl würde.“
Sie sah ihn zum ersten Mal mit ernsten Augen an, als ob sie ihn endlich wirklich hören könnte.
„Was willst du?“
Reece holte tief Luft
„Ich will, dass du mit mir kommst. Ich sage nicht, dass ich dich von hier wegholen möchte. Ich sage nur, dass ich möchte, dass du uns eine Chance gibst. Ich meine was ich sage, und nicht nur so im vorbeigehen. Ich nehme die Liebe
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